Dieser Artikel ist Teil der Amateurfußball-Initiative #GABFAF. Mehr Infos dazu auf gabfaf.de.
SPORTBUZZER: Herr Koch, seit Dienstag sitzen Sie im Exekutivkomitee der UEFA. Als Vizepräsident des DFB müssen Sie aber vor allem versuchen, die Kluft zwischen Amateur- und Profifußball zu schließen. Wo sehen Sie aktuell die größten Probleme?
Rainer Koch: Bei allen Fragen rund ums Geld. Wer muss wem wieviel geben? Wieweit müssen die Amateure Rücksicht auf die Profis nehmen? Dazu die Fragen um Sonntagsspiele, Abstellungsverpflichtungen und Nachwuchsförderung. Es geht darum Interessen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein können, zusammenzuführen.



Wie soll das funktionieren?
Inzwischen haben alle führenden Leute im Fußball hierzulande erkannt, dass es nur miteinander geht. Die Spitzenvertreter des Amateurfußballs hatten in der Vergangenheit Schwierigkeiten, medial als ebenbürtiger Partner betrachtet zu werden. Das ist jetzt deutlich besser geworden. Nicht zuletzt auch dank unseres neuen Präsidenten Fritz Keller.
Koch kündigt "fachliche und technische Unterstützung" an
Welche Hilfe kann der DFB Vereinen geben, die Mühe haben, Vorstände zu finden - etwa, weil diese Haftungsrisiken scheuen?
Der DFB ist weder in der Lage noch berechtigt, einzelnen Vereinen mit Geld zu helfen. Schon gar nicht mit dem Geld, das der Klub bräuchte, um sich dauerhaft krisenfest aufzustellen. Das bedeutet aber nicht, dass der DFB die Amateure im Regen stehen lässt. Seit 2015 sind die finanziellen Leistungen von DFB und DFL für den Amateurfußball mehr als verdoppelt worden. Wir sollten anerkennen, wie gut es dem Amateurfußball im Vergleich zu anderen Sportarten geht. Die Landesturnverbände müssen zum Beispiel dem Deutschen Turnerbund erhebliche Geldbeträge überweisen, damit wir bei Olympia wieder eine tolle Mannschaft haben.
Das sind die prominenten #GABFAF-Unterstützer:
Dennoch: wie kann der DFB konkret helfen?
Zum Beispiel mit fachlicher und technischer Unterstützung, wenn wir etwa die Trainerausbildung sehen oder die Digitalisierung, die Lobbyarbeit für das Ehrenamt und eine steuerliche Besserstellung. Im „Masterplan Amateurfußball“ sind erhebliche Geldmittel, mehrere Millionen Euro jährlich, enthalten. Acht Pilotprojekte sollen noch 2020 starten, darunter mit dem „Club 2024“ eine Maßnahme zur Verbesserung zielgerichteter Vereinsberatung.
"Highlight-Spiele" für jeden Fußballkreis
Sie stellten zuletzt auch die Spielansetzungen in Frage.
Natürlich sollte der Meister auf- und der Letzte absteigen. Ich bin aber dafür, dass sich jeder Landesverband Gedanken macht, wie der Spielbetrieb flexibler gestaltet werden kann. Warum diskutieren wir in den unteren Ligen nicht die Form der Relegationen oder sprechen über Play-offs? Ich bin sicher: Wenn wir unsere Wettkampfangebote attraktiv gestalten, kann sich der Amateurfußball weiter behaupten. Zudem sollten wir uns in jedem Fußballkreis, in jedem Verein überlegen, was vor Ort die Highlight-Spiele des Jahres sind. Es ist viel einfacher, bei einem Verein mit durchschnittlich 80 Zuschauern ein-, zweimal im Jahr 500 Leute an den Platz zu holen, als dafür zu kämpfen, dass sich die Durchschnittszahl von 80 auf 95 erhöht.