02. Dezember 2022 / 16:55 Uhr

WM-Abschlusszeugnis für das DFB-Team: Zwei glatte Sechsen und nur zwei Gewinner – Flick durchgefallen

WM-Abschlusszeugnis für das DFB-Team: Zwei glatte Sechsen und nur zwei Gewinner – Flick durchgefallen

Heiko Ostendorp, Roman Gerth und Patrick Strasser
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Hatten sich mehr von der WM versprochen: Thomas Müller, Bundestrainer Hansi Flick und Jamal Musiala (v.l.)
Hatten sich mehr von der WM versprochen: Thomas Müller, Bundestrainer Hansi Flick und Jamal Musiala (v.l.) © Getty Images (Montage)
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Mit großen Ambitionen angereist – und krachend gescheitert: Die deutsche Nationalmannschaft ist zum zweiten Mal in Folge in der WM-Gruppenhase aus dem Turnier geflogen. Der SPORTBUZZER bewertet die WM-Leistungen der Spieler und Bundestrainer Hansi Flick.

In der Schule wäre die deutsche Nationalelf nicht versetzt worden, sondern glatt durchgerasselt. Zum zweiten Mal in Folge schied das DFB-Team bei einer WM nach der Vorrunde aus, holte gegen Costa Rica (4:2) immerhin noch den ersten Sieg. Zuvor hatte es einen enttäuschenden Auftritt gegen Japan (1:2) und eine starke Leistung beim 1:1-Unentschieden gegen Spanien gegeben. Der SPORTBUZZER hat alle 26 Kaderspieler bewertet – Profis mit weniger als 45 Minuten Einsatzzeit bekamen keine Note.

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TOR

Manuel Neuer (Einsatzminuten: 270, Note 3): Hielt Deutschland sowohl gegen Japan, als auch gegen Spanien jeweils mit einer frühen Weltklasse-Parade im Spiel. Gegen Costa Rica bei den Gegentreffern nicht über jeden Zweifel erhaben, kassierte insgesamt fünf Tore – viel zu viel. Dennoch: Am Kapitän lag es sicher nicht.

Marc-André ter Stegen (0, keine Note): Wie erwartet ohne Einsatzminute. Daher auch nicht bewertbar.

Kevin Trapp (0, keine Note): Wie erwartet ohne Einsatzminute. Daher auch nicht bewertbar.

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ABWEHR

Matthias Ginter (1, keine Note): Kam bei seiner dritten WM endlich zu seinem ersten Einsatz. Dürfte den Freiburger Allrounder aber wenig trösten. Keine Bewertung.

Lukas Klostermann (65, Note 5): Schaffte es in letzter Minute in den WM-Kader, fiel aber vor allem dadurch auf, dass er bei der Pressekonferenz vor dem Match gegen Costa Rica keinen Spieler (außer Keylor Navas) des Gegners kannte – peinlich.

Thilo Kehrer (70, Note 5): War bei Flick eigentlich stets gesetzt, flog dann gegen Japan überraschend aus der Startelf. Machte gegen Spanien auf der rechten Abwehrseite keinen sicheren Eindruck. Von ihm war deutlich mehr zu erwarten.

Niklas Süle (270, Note 6): Wurde im Auftaktmatch auf die rechte Seite beordert, spielte dort zunächst stark, hing dann aber bei beiden Gegentoren mit drin – wie auch gegen Spanien. Trug nicht zur Stabilität bei.

Nico Schlotterbeck (93, Note 5): Durfte gegen Japan überraschend von Beginn an ran. Trabte beim entscheidenden 1:2 nur nebenher und flog danach aus der Startelf. Stark: seine Monstergrätsche gegen Morata nach Einwechslung gegen Spanien.

Antonio Rüdiger (270, Note 5): Flicks neuer Abwehrboss kam mit großen Vorschusslorbeeren von Real Madrid, fiel gegen Japan mit einem Arroganzanfall auf. Stark gegen Spanien, katastrophal gegen Costa Rica.


Armel Bella-Kotchap (0, ohne Note): War überglücklich, dass er überhaupt zum Kader gehörte und kann von den Erfahrungen in Zukunft sicher noch profitieren.

David Raum (244, Note 4): Gewann das Duell auf der linken Seite gegen Günter und zeigte, wie stark er nach vorne ist – allerdings wurden auch seine Probleme in der Defensive offensichtlich. Ihm liegt die Dreier-/Fünferkette definitiv mehr.

Christian Günter (0, ohne Note): Flick nahm den Freiburger Kapitän statt EM-Entdeckung Robin Gosens mit, das hatte er sich auch verdient. In Katar dann allerdings ohne Einsatz.

MITTELFELD/ANGRIFF

Joshua Kimmich (270, Note 5): Wollte nach zwei enttäuschenden Endrunden 2018 und 2021 endlich allen beweisen, dass er ein echter Anführer sein kann – daraus wurde erneut nichts. Der Kapitän der Zukunft war stattdessen wieder mal nur Chefchen und wurde zur Höchststrafe gegen Costa Rica auch noch auf die rechte Abwehrseite beordert.

Ilkay Gündogan (192, Note 3): Viele Experten sahen ihn vor der WM auf der Bank, doch Flick hält große Stücke auf den Kapitän von Manchester City. War bis zu seiner fragwürdigen Auswechslung gegen Japan bester Mann, solide auch in den anderen beiden Partien. Bitter, dass sein bislang bestes Turnier im DFB-Dress so endete.

Leon Goretzka (158, Note 5): Saß beim Auftaktspiel überraschend draußen und hatte einen XXL-Hals. Nach seiner Einwechslung ging Deutschland unter. Solide gegen Spanien, insgesamt aber ein enttäuschendes Turnier auch für ihn.

Jamal Musiala (259, Note 2): Neben Füllkrug der einzige "Gewinner". Zeigte in jedem Spiel, warum er schon jetzt unersetzbar ist – einzig im Torabschluss muss er noch gefährlicher werden. "Es ist schade, dass so ein Spieler nicht mehr bei dieser WM dabei sein wird", sagte Flick. Recht hat er.

Jonas Hofmann (28, keine Note): Hatte sich große Hoffnungen auf einen Stammplatz gemacht. Doch Flick entschied sich zunächst gegen ihn als Rechtsverteidiger und zog ihm auf dem Flügel Gnabry vor. Enttäuschend für den Gladbacher.

Serge Gnabry (265, Note 5): Sollte und wollte in Katar endlich zeigen, dass er auch im Nationaltrikot Weltklasse verkörpern kann – das gelang ihm definitiv nicht. Immerhin ein Treffer gegen Costa Rica. Insgesamt aber viel zu wenig für seine Qualitäten.

Mario Götze (34, keine Note): Schaffte es nach starken Leistungen bei Eintracht Frankfurt völlig zurecht in den Kader. Der vielzitierte "Götze-Moment" blieb aber aus – er wird sich in Zukunft wohl eher an eine andere WM zurückerinnern.

Julian Brandt (0, keine Note): Auch beim ersten Desaster 2018 schon dabei, diesmal aber nicht mal mit einem Einsatz. Ob es das in der Nachbetrachtung besser oder schlechter macht?

Leroy Sané (110, Note 4): Wollte es wie Kumpel Gnabry der Welt zeigen, nachdem er vor der WM 2018 aussortiert worden war. Fehlte im ersten Spiel verletzt. Dann ein starker Jokereinsatz gegen Spanien und ein mittelmäßiger gegen Costa Rica. Reicht nicht.

Karim Adeyemi (0, keine Note): Durfte froh sein mitzufahren, nachdem er beim BVB seinen Stammplatz verloren hat. Blieb aber ohne Einsatz.

Thomas Müller (204, Note 6): War auch bei seiner vierten (und wohl letzten) WM gesetzt, blieb aber komplett blass und glücklos. Opferte sich gegen Spanien auf. Ein Treffer gelang dem Torschützenkönig von 2010 aber nicht.

Niclas Füllkrug (66, Note 2): Aktuell erfolgreichster deutscher Stürmer in der Bundesliga, gefährlichster Offensivspieler bei der WM. Traf als Joker eiskalt gegen Spanien. Unverständlich, dass Flick ihn auch gegen Costa Rica nur von der Bank brachte, wo er erneut traf.

Youssoufa Moukoko (1, ohne Note): Zunächst wurde er nach seiner Einwechslung gegen Japan zum jüngsten deutschen WM-Spieler, davor feierte er seinen 18. Geburtstag. An ihm wird man beim DFB noch viel Freude haben.

Kai Havertz (102, Note 5): Bekam gegen Japan den Vorzug vor Müller und Füllkrug und enttäuschte komplett. Saß dann wegen angeblicher Erkältung gegen Spanien draußen. Immerhin: Doppeltorschütze gegen Costa Rica – trotzdem ungenügend.

TRAINER

Hansi Flick: Note 5. Vercoachte sich gegen Japan gleich doppelt. Lag erst bei der Startelf, dann bei den Wechseln daneben. Immerhin zog er gegen Spanien daraus die richtigen Schlüsse. Traute sich im letzten Spiel dann nicht, Niclas Füllkrug von Anfang an zu bringen und kippte entgegen seiner Ankündigung um, indem er Joshua Kimmich doch auf die rechte Abwehrseite stellte. Beim ersten Turnier als Cheftrainer durchgefallen.

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