Die deutsche Nationalmannschaft hat sich in der zweiten Länderspielphase des WM-Jahres erneut inhaltlich mit Kritik an Turnier-Gastgeber Katar auseinandergesetzt. Dazu organisierte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine Diskussionsveranstaltung zu den Themen Sicherheit, Fans und Rechte für Menschen aus der LGBTIQ-Community in der "World of Sports" von Sponsor Adidas in Herzogenaurach. Prominenteste Teilnehmer waren unter anderem Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger und FIFA-Sicherheitschef Helmut Spahn. Außerdem diskutierten auf dem Podium Katar-Experten sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Fan-Szene und von Gleichberechtigungsorganisationen.
Hitzlsperger, der per Video aus Boston zugeschaltet war, kritisierte die Vergabe der Weltmeisterschaft mit deutlichen Worten. "Das größte Problem ist die Vergabe durch die FIFA. Dass es möglich ist, dass Staaten wie Katar und Russland solche Großveranstaltungen ausrichten dürfen", sagte der ehemalige Nationalspieler, der nun DFB-Botschafter für Vielfalt ist. Wirkliche Veränderungen durch die angeschobenen Dialoge und Debatten erwartet er nicht: "Ich glaube, nicht dass der DFB und andere Verbände das Land verändern können, in den wenigen Wochen, wo sie präsent sind."
Deutliche Kritik an der Menschenrechtslage, etwa den Rechten von Frauen und der LGBTQ-Community, äußerte etwa Martin Endemann von Football Supporters Europe (FSE). "Homosexualität ist illegal, kann mit Gefängnis und Todesstrafe versehen werden." Zwar sei die von einigen anderen Diskussionsteilnehmern propagierte Entwicklung "durchaus erkennbar", doch es habe sich immer noch zu wenig getan. Das zeige etwa der Bericht zur Frauenrechtslage, die von Human Rights Watch im vergangenen Jahr erstellt wurde. Ähnlich kritische Töne, etwa mit Blick auf den Frauenfußball und der Sicherheit für homosexuelle Paare im Land, kamen von Pia Mann von Discover Football.
Bei der rund einstündigen Diskussionsveranstaltung saß die komplette deutsche Mannschaft mit Bundestrainer Hansi Flick und dem gesamten Staff im Publikum. Der Austausch ist ein Teil der vom DFB propagierten Auseinandersetzung der Spieler mit dem viel kritisierten Wüstenstaat. Im ersten Länderspielfenster im März hatte es einen Dialog mit den Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch und Amnesty International gegeben, der ebenfalls fortgesetzt werden soll.