13. Januar 2023 / 16:21 Uhr

DHB-Gegner Katar: Die zusammengekaufte Truppe hat sich in der Handball-Weltspitze etabliert

DHB-Gegner Katar: Die zusammengekaufte Truppe hat sich in der Handball-Weltspitze etabliert

Jens Kürbis
Lübecker Nachrichten
Rafael Capote (l.) gehört zu den wichtigsten Spielern im Team von Katar-Trainer Valero Rivera.
Rafael Capote (l.) gehört zu den wichtigsten Spielern im Team von Katar-Trainer Valero Rivera. © IMAGO/Agentur 54 Grad/Pixsell (Montage)
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Als Gastgeber der Weltmeisterschaft 2015 hatte Katar erstmals auf der internationalen Handball-Bühne für Furore gesorgt, als der Wüsten-Staat mit einer Truppe aus eingebürgerten Spielern bis ins Finale stürmte. Mittlerweile ist der Auftaktgegner der deutschen Nationalmannschaft in der Weltspitze etabliert - mit vielen einheimischen Spielern und dank ihres spanischen Trainer-Fuchses. 

Katar, Deutschland und die WM – da war doch was. Auch im Handball. Vor acht Jahren war das Emirat Gastgeber der Titelkämpfe und enterte dabei die internationale Bühne. Und wie. Mit einer hypermodernen Arena mitten im sandigen Irgendwo, Musikstars wie Pharrell Williams, die für sündhafte teure Gagen im Vorprogramm der Spiele ihr "Happy" schmetterten, und gekauften spanischen Fans, die auf den wahlweise mit Soldaten oder Bauarbeitern gefüllten Rängen "Vamos Katar" schrien. Aber da war auch der Sturm des Gastgebers bis ins Finale mit dem Viertelfinalsieg über Deutschland als Meilenstein. Historisch, skurril, umstritten. Denn die Wüstensöhne hatten sich ihr Team dank eines Schlupflochs in den IHF-Regularien auf dem Weltmarkt eingekauft.

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Die eingebürgerten Katarer, die der gebürtige Kubaner Rafael Capote gemeinsam mit dem bosnischen Toptorhüter Danijel Saric anführte und die mit einer halben Million Euro an Siegprämien und einer vollwertigen Staatsbürgerschaft (200 000 Euro jährliche "Rente" plus Haus) fürstlich entlohnt wurden, hatten allerdings einen genialen Befehlshaber: Valero Rivera. Der spanische Trainer hatte dem FC Barcelona mit fünf Europapokalsiegen in Folge den Stempel "weltbester Klub"“ aufgesetzt. Er hatte mit Spanien 2013 gerade den Weltmeistertitel gewonnen, doch die ihm gebotene Alternative sei "die beste Entscheidung meines Berufslebens gewesen", sagt er noch heute. Denn das WM-Silber von 2015 war kein Strohfeuer. Rivera etablierte auch dank der weiter sprudelnden Finanzquellen ein Team, das bei der WM 2013 noch Platz 20 belegt hatte, in der Weltspitze.

Bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 erreichten die Katarer das Viertelfinale, bei der folgenden WM schalteten sie Deutschland im Achtelfinale aus. Bei drei der vier Weltmeisterschaften war Riveras Team unter den ersten acht, eine Bilanz, die nur Spanien, Frankreich, Schweden, Dänemark und Kroatien im gleichen Zeitraum vorweisen können. Nebenbei gewann Katar im Vorjahr zum fünften Mal die Asienmeisterschaft.

"Mit unterschiedlichen Spielern", sagt Rivera und wischt die Kritik der Einbürgerung weg. Rivera hat weiterhin Handballer anderer Nationalitäten im Team, wie den Kubaner Capote und den gebürtigen Tunesier Ben Ali, der in Frankreich spielt. Aber mittlerweile stammen die meisten aus dem Emirat oder wurden dort ausgebildet. Am Freitag steht der WM-Auftakt gegen Deutschland (18.00 Uhr/ZDF) an - eine Standortbestimmung für beide Teams.

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