21. Januar 2023 / 12:07 Uhr

DHB-Gegner Niederlande ist kein Exot mehr: Das steckt hinter dem rasanten Aufstieg des Oranje-Handballs

DHB-Gegner Niederlande ist kein Exot mehr: Das steckt hinter dem rasanten Aufstieg des Oranje-Handballs

Jens Kürbis
Lübecker Nachrichten
Stehen für den neuen Oranje-Handball: Dani Baijens (l.) und Luc Steins 
Stehen für den neuen Oranje-Handball: Dani Baijens (l.) und Luc Steins  © IMAGO/Newspix/TT (Montage)
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Die Niederlande fristetenich im internationalen Handball-Geschehen jahrzehntelang ein Schattendasein. Doch innerhalb kürzester Zeit ist aus dem Exoten plötzlich ein ernsthafter Gegner für die Top-Nationen geworden. 

Achtung, da kommt der Oranje-Express angerauscht! Wenn Deutschlands Handballer am Samstag (20.30 Uhr/ZDF) den ersten Matchball fürs Viertelfinale verwandeln wollen, müssen sie mit schnellen Beinen unterwegs sein. Denn das Team der Niederlande ist bisher mit Hochgeschwindigkeitshandball durch die Weltmeisterschaft gerauscht. Ein Limit wie auf den heimischen Autobahnen, für Team Oranje gilt es nicht. "Wir wollen mit Tempo gegen die großen Mannschaften mithalten – und das ist uns bisher sehr gut gelungen", sagt Dani Baijens, der in der Bundesliga in Hamburg sein Geld verdient.

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Deutschland gegen die Niederlande – ein Klassiker. "Es gibt nicht die Brisanz wie im Fußball. Mittlerweile ist da aber auch ganz schön Feuer drin, weil die Niederländer sich in den vergangenen Jahren stark entwickelt haben", sagt Magdeburgs Linksaußen Lukas Mertens. Dass die Partie Endspiel-Charakter hat, gibt ihr zudem eine brisante Note - auch wenn es im Falle einer Niederlage für die DHB-Auswahl zum Abschluss der Hauptrunde gegen Norwegen noch eine weitere Chance gäbe, das Weiterkommen perfekt zu machen.

Für die Niederlande ist es nach 1961 erst die zweite Weltmeisterschaft. Nach zwei hohen Niederlagen, unter anderem 7:33 gegen Deutschland, war nach der Vorrunde Schluss. Doch aus dem Kreis der Exoten sind sie längst raus, sorgten bereits bei der EM im Vorjahr für Überraschungen. Im WM-Hauptrundenspiel gegen Norwegen schrammten sie nur knapp an einer Überraschung vorbei, brachten dabei ein Sechs-Tore-Plus nicht ins Ziel. Der Aufschwung kommt nicht von ungefähr. "Das hat vor sechs Jahren angefangen – mit einem neuen Trainer und verjüngtem Kader mit 26 Spielern. Wir spielen seitdem zusammen. Tempo, Tempo, Tempo – das ist dabei unser Markenzeichen", erklärt Baijens.

Viele Niederländer spielen in Deutschland

Die Ligen in Deutschland seien für die Entwicklung des Teams dabei ganz wichtig gewesen. "Wir haben fünf, sechs Jungs, die sich über die dritte in die zweite und erste Liga hochgearbeitet haben. Das hat enorm geholfen." So sieht es auch der Magdeburger Kay Smits: "Wenn du Woche für Woche auf einem hohen Level spielst, hilft dir das auch für die WM, du fühlst dich sicherer." In Deutschland stehen acht Spieler unter Vertrag, fünf in der Bundesliga. Mit dem nur 1,72 Meter großen Wirbelwind Luc Steins von Paris Saint Germain haben die Niederlande einen der besten Spielmacher. Smits: "Deutschland gegen Holland ist immer ein großer Kampf. Wir sind bereit und haben ganz viel Bock. Unser Ziel ist das Viertelfinale."

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Bundestrainer Alfred Gislason weiß um die Oranje-Gefahr: "Das wird es ein ganz schwieriges Spiel. Die Holländer sind extrem schnell. Nach Ballverlusten müssen wir sofort in die Defensive und Gegenstöße verhindern. Im Hinblick auf das Holland-Spiel waren unsere beiden Vorbereitungsspiele gegen Island sehr wichtig, weil die Isländer auch mit relativ kleinen, aber sehr flinken Rückraumspielern agieren." Auch Torwart Andreas Wolff warnt: "Da muss bei uns alles passen." Aber eins sei klar: "Natürlich wollen wir unseren Nachbarn nach Hause schicken."