Wenn es mal wieder heißt, dass beim FC Santos in Brasilien ein ganz besonders talentierter Junge spielt, dann schauen die Scouts der besten Vereine der Welt lieber genauer hin. Oft lohnt es sich – Pelé, Robinho und Neymar etwa stammen aus der Nachwuchsabteilung des Klubs. Vor nicht allzu langer Zeit geriet dort ein weiterer Spieler in den Fokus, der sich in diese Riege einreihen könnte: Rodrygo Silva de Goes, wie er mit vollem Namen heißt. Er gilt als „nächster Neymar“, sein Vater sieht in ihm einen neuen Robinho – und er bekam den Segen des großen Pelé. Seit dieser Saison spielt Rodrygo beim Weltklub Real Madrid, als 19-Jähriger.


Für 45 Millionen Euro schnappten sich die „Königlichen“ das Talent, das schon bald nach seiner Ankunft in Spanien für Wirbel sorgte. In seinem ersten Spiel, beim 2:0-Erfolg gegen CA Osasuna, erzielte er Sekunden nach seiner Einwechslung sein erstes Tor. In der Champions League gelang ihm gegen Galatasaray Istanbul ein Dreierpack – er erzielte die Tore mit links, rechts und per Kopf. Die Weissagungen über den Jungen aus Osasco scheinen sich also zu bewahrheiten – schneller, als sie sich das in Madrid gedacht hätten.
Real-Experte: Zidane hat bei Rodrygo "richtigerweise auf die Bremse getreten"
Im Sommer 2018 wurde der Deal fixiert, im Januar 2019 verständigten sich der FC Santos und Real auf einen Wechsel im Sommer 2019. Danach sollte Rodrygo eigentlich in der zweiten Mannschaft der „Königlichen“ langsam an Europa und die Primera Division herangeführt werden. Doch schon in dieser Saison sorgt er für Wirbel – auch wenn Madrid-Trainer Zinédine Zidane darauf bedacht ist, ihn nicht zu verheizen. „Zidane hat richtigerweise auf die Bremse getreten“, sagt der Real-Experte Nils Kern, der als Journalist für das Onlineportal Real Total schreibt. „Es ist richtig, dass Rodrygo nicht ständig als Stammspieler eingesetzt wurde. Zidane gibt ihm Zeit zur Entwicklung.“
Zeit, die Rodrygo gut gebrauchen kann. Denn schon als Elfjähriger wurde er vom Ausrüster Nike unter Vertrag genommen. Ein Jahr später wurde er in seiner Heimat als „neuer Neymar“ bezeichnet. Sein Vorbild sei dieser, sogar sein Freund, sagt Rodrygo. Gegen den Vergleich hingegen wehrt er sich.
Wie Rodrygo spielt, beschreibt Kern: „Er fackelt nicht lange und man kann ihn gut schicken.“ Der 19-Jährige kommt gern über die Außen, hat einen starken Abschluss, agiert schnörkellos. „Rodrygo ist wenig ausrechenbar und sehr konstant“, findet der ehemalige Real- und Nationalkeeper Bodo Illgner. Und menschlich wirkt Rodrygo wie das Gegenteil von Neymar. Als bodenständig, familiär, fast langweilig wird er beschrieben. „Familie bedeutet mir alles. Sie ist mein Anker“, sagt das Talent.


Rodrygo holte sich für Real-Wechsel das Okay von Pelé
Die große Show liegt ihm nicht. So fällt auch Rodrygos Torjubel ungewöhnlich aus: Er verbeugt sich in jede Richtung des Stadions. Die Aussage: Ich will so gut wie möglich Fußball spielen und Euch damit unterhalten.
So war das schon früher: Als Kind kickte er auf der Straße. Sein Vater war ebenfalls Fußballer, wechselte häufig innerhalb Brasiliens. Rodrygo musste sich an neue Umgebungen gewöhnen – der Fußball aber blieb im Mittelpunkt. Dabei hatte er auch auf dem Skateboard und dem Surfbrett Talent. Doch als Zehnjähriger wurde er zunächst als Futsal-Spieler – also Hallenfußballer – von der Akademie des FC Santos aufgenommen. Er durchlief die Jugendabteilungen, entwickelte sich. Als es um den Wechsel zu Real ging, holte sich Rodrygo das Okay einer Legende. „Bevor ich wechselte, ging ich zu Pelé nach Hause und bekam eine Art Segen. Pelé sagte: ‚Habe niemals Angst vor irgendetwas.’ Diesen Satz trage ich immer mit mir“, so Rodrygo.
Nächster Teil: Alphonso Davies.
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