Wenn die Feldspieler des VfL Wolfsburg durch Stangen sprinten, den Hügel erklimmen oder über den halben Platz Spielformen einstudieren, fliegen den Torhütern in einem gesonderten Bereich mal wieder die Bälle um die Ohren.
300 bis 400 Schüsse pro Einheit, abgefeuert von Pascal Formann, der als Torwarttrainer mindestens drei weitere Jahre dafür zuständig ist, die Keeper besser zu machen; er hat seinen Vertrag verlängert.
Im Trainingslager sind es Koen Casteels, Pavao Pervan, Philip Menzel und Niklas Klinger, die in Portugal ganz schön von ihm (heraus)gefordert werden.
Mit Volldampf rauschen die Bälle mal unter die Latte, schlagen neben dem Pfosten ein. Es ist immer auch eine Art Wettbewerb zwischen Formann und den Fängern. „Und wenn mal einer abrutscht und in den Winkel fliegt, feiere ich mich auch ein bisschen“, sagt der 36-Jährige.
Die Beständigkeit und Präzision, mit der die Bälle des ehemaligen Torwarts aufs Tor fliegen, sind das Ergebnis jahrelangen Trainings. „Früher konnte ich einen Abstoß nicht bis zur Mittellinie schießen. Dann habe ich von meinem Jugendtrainer so viel Anschiss bekommen, dass ich jeden Tag geübt habe. Es ist nicht immer nur Kraft, sondern mehr Technik“, erklärt Formann. Einige VfL-Profis könnten sich womöglich sogar etwas von seiner rechten Klebe abgucken, meint er lachend: „Ich hoffe, dass die Stürmer ab und zu mal rüberschauen…“
"Frühzeitig entschieden, Torwarttrainer zu werden"
Muskelkater mache sich eigentlich nur selten bemerkbar, nur wenn er mal etwas länger raus war aus dem Training. „Dann merke ich jeden Knochen“, lässt er wissen, „aber sonst lasse ich mich auch gut behandeln. Ich muss meinen Körper pflegen.“
Mit 17 Jahren ging Formann nach England, spielte sechs Jahre für Nottingham Forest und Grantham Town und in Deutschland anschließend unter anderem für Bielefeld, Saarbrücken und Kassel.
„Ich hatte jetzt nicht die absolute Traumkarriere, habe mich aber frühzeitig entschieden, Torwarttrainer zu werden.“ Beim VfL war er das zunächst im Jugendbereich, seit der Saison 2017/18 bei den Profis.
"Er ist schon ziemlich komplett"
Dort hat er mit Koen Casteels einen der besten Keeper der Bundesliga unter seinen Fittichen. „Es ist für mich wunderbar, mit einem Torwart dieser Klasse trainieren zu können“, sagt Formann, der mit dem Belgier in den vergangenen eineinhalb Jahren ein paar Trainingsinhalte umgestellt hat.



Es zahlt sich aus. „Seine Raumverteidigung ist fast die beste in der Liga, ich kann mich an keinen Ball erinnern, den er mal losgelassen hat“, so Formann. „Und auch wenn er es vielleicht nicht gerne hört: Er ist schon ziemlich komplett.“