Der Fall Djokovic hat sich bei weiterhin ungewissem Ausgang zu einem Drama ausgeweitet, das nur noch Verlierer kennt. Da ist der australische Staat, der sich bei Djokovics Einreiseversuch in seinen eigenen Bestimmungen verhedderte, sich von einem Richter Formfehler vorhalten lassen musste – und sich nicht nur vor den Augen der Weltöffentlichkeit blamierte, sondern das Schauspiel damit noch unnötig in die Länge zog.
Da ist der serbische Staat, der auf höchster politischer Ebene jegliche Distanz zum eigenen Superstar vermissen ließ und dafür auch diplomatische Verwerfungen in Kauf nahm. Da ist die Turnierdirektion der Australian Open, die am Plan, Djokovic spielen zu lassen standhaft festhält, obwohl allein der Gedanke daran nach der Vorgeschichte an Absurdität kaum zu überbieten ist. Motto: bloß nicht den Goldesel ausladen.
Und am Ende ist da natürlich vor allem Novak Djokovic selbst, der in den vergangenen Tagen Einblicke in seine ganz eigene Weltsicht und Selbstwahrnehmung zuließ, die immer an ihm haften bleiben werden. Ein passenderes Beispiel für die Abgehobenheit und Selbstüberschätzung mancher Superstars dürfte sich in absehbarer Zeit nicht finden lassen. Anzeichen für seinen eigenwilligen Charakter gab es schon länger - die Eindrücke der jüngsten Vergangenheit lassen nur einen Schluss zu: Hier hat sich jemand komplett selbstdemontiert.
So bleibt ein Desaster, gesellschaftlich, politisch, individuell, für den Sport. Im Fall Djokovic ist bisher auf allen Ebenen versagt worden.