Die Bundesliga bietet viele Geschichte von Glück und von Pech. 96 nimmt da zurzeit die unglückliche Rolle ein. Die sportliche Situation im Tabellenkeller ist schaurig genug. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) droht außerdem mit Punktabzug und dem Entzug der Lizenz.
In dieser Gemengelage versuchen sich Trainer André Breitenreiter und die Mannschaft heute gegen Hertha BSC (15.30 Uhr, HDI-Arena) aus dem ungemütlichen Tabellenkeller zu befreien. So wie beim 3:1 im Mai gegen Berlin. Da gab es drei Tore für den sicheren Klassenverbleib. Das Stiefkind 96 benötigt heute unbedingt ein Vor-Weihnachtsmärchen mit Happy End, in dem das Aschenbrödel drei Punkte holt.
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Mannschaft muss Lizenz-Thema ausblenden
Punkt 1: Die Mannschaft muss irgendwie versuchen, das Szenario eines Punktabzugs abzuschütteln. Das Thema liegt in der Luft. Die bösen Omen, politisch und juristisch motivierte Drohungen aus der Liga-Spitze wegen der angeblich missachteten 50+1-Regel, würde Manager Horst Heldt am liebsten einbuddeln. „Die Lizenz ist nicht in Gefahr“, betonte Heldt.
„Man kann dieses Thema begraben.“ Dennoch verbreitet das Gebilde in Hannover eine düstere Stimmung. „Wir sind das gewohnt, die Spieler auch“, glaubt Heldt. „Das wird nie ein Alibi sein.“ Der Punkt- oder Lizenz-Entzug sei „kein Thema in der Kabine“, sagt zudem Breitenreiter. Zumindest heute sollte tatsächlich kein Thema sein.
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Walace und Co. können wieder führen
Punkt 2: 96 ist personell wieder stärker aufgestellt als in Gladbach. Den Trainer hat es durchaus gestört, dass die Kritik nach dem 1:4 in Gladbach zuletzt so heftig ausfiel. Er könne „nicht zaubern“, hatte er nach der Niederlage gesagt. Nun werde „alles ein bisschen in Schutt und Asche“ geredet, meint Breitenreiter.
Beim Totensonntagsball in Mönchengladbach hatten einige der wichtigsten 96-Figuren gefehlt. Ihlas Bebou zum Beispiel, der in diesem Jahr nicht mehr helfen kann – oder Pirmin Schwegler (Fußverletzung) und Walace (Infektion). Breitenreiter sammelt zwei Gute zurück ins Töpfchen: Mittelfeld-Hirn (Schwegler) und -Herz (Walace) sollen heute wieder zum Kader gehören. Nicht ganz fit zwar, aber zumindest präsent.



Walace soll mit seiner Wucht gegen Hertha sogar in der Startelf durchs 96-Mittelfeld tanzen. Die Rückkehr der beiden Strategen, die beständige Beschwerdefreiheit des Torjägers Niclas Füllkrug und der letzte Heimsieg gegen Wolfsburg sind positive Vorzeichen für einen besseren Auftritt als in Mönchengladbach.
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96 muss Fehler abstellen
Punkt 3: 96 muss endlich aus den Fehlern lernen. „Es sind immer unterschiedliche Fehler“, meint der Trainer. Gemeinsam ist allen Patzern, dass sie bei 96 häufig zu Gegentoren führen. Breitenreiter hat seinen Aschenputteln in dieser Woche Schmutzarbeit aufgetragen, um nach dem Spiel auch beim Siegertanz dabei zu sein. „Wir müssen mehr zupacken. Wir brauchen mehr Biss“, sagt der Trainer. „Das haben wir im Training klar eingefordert. In Mönchengladbach hatte sich die Mannschaft nach dem Rückstand mehr oder weniger dem Schicksal ergeben.“
Die Fehler von Gladbach kann sich 96 im Abstiegs-Stresstest gegen Hertha nicht noch einmal leisten. Gegen Wolfsburg „haben wir auch gewonnen in einer ähnlichen Situationen“, sagt Breitenreiter. „Das müssen wir am besten auch mit Hertha machen.“ Klubboss Kind hatte drei Siege in den letzten fünf Hinrundenspielen gefordert. Das Hertha-Spiel gehört dabei zu den Pflichtsiegen. „Am liebsten wären mir fünf Siege und der Mannschaft auch“, fügt Breitenreiter hinzu. Das wäre nun wirklich ein schönes Wintermärchen.