Den Haken hinter das Spiel gesetzt, hatten es Deutschlands Handballer eilig. Nach dem 37:21 (16:9) über Algerien im letzten WM-Vorrundenspiel ging es ins Slaska Prohibicja. Im Restaurant in einer unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Bergarbeitersiedlung feierten Golla und Co. bei schlesischer Küche den erfolgreichen Start in die WM.
Drei Spiele, drei Siege – die DHB-Auswahl zieht mit makelloser Bilanz in die Hauptrunde ein. In der ist jetzt Argentinien, das sich überraschend klar (35:26) gegen Nordmazedonien durchsetzte, an diesem Donnerstag der nächste Gegner. Eine Pflichtaufgabe. Gegen die Niederlande und Vizeweltmeister von 2019, Norwegen, geht es dann um den Einzug ins Viertelfinale.
"Die Jungs waren sehr fokussiert, keiner hat das Spiel auf die leichte Schulter genommen", sagte Bundestrainer Alfred Gislason und freute sich besonders "über die zweite Reihe, die haben das extrem gut gemacht. Wir haben in der Breite Selbstvertrauen getankt." Simon Ernst zog das Vorrundenfazit: "Das war eine gefährliche Gruppe. Gegen Algerien das war ein souveräner Arbeitssieg. Wir hatten aber mit dem Offensivspektakel gegen Serbien zuvor unseren ersten Prüfstein. Jetzt gehen wir mit breiter Brust in die nächste Runde."
Frühstück, Spaziergang, Videostudium, Mittag – so hatten sich Deutschlands Handballer auf das Spiel gegen Algerien eingestimmt, kurz vorm Spiel aber offenbar in die falsche Trikotkiste gegriffen. Da Algerien die Wahl und sich für weiß entschieden hatte, musste die DHB-Auswahl sich neu einkleiden und zum schwarzen Tuch greifen.
Dem Fehlgriff folgte der Fehlstart. Dabei waren die Deutschen gewarnt. Der Außenseiter hatte sich in den Partien gegen Serbien und Katar lange gewehrt, lag sogar vorn. Auch gegen Deutschland (3:1/3.). Doch das war es dann auch. Mit einer beweglichen Abwehr, den ersten Paraden von Keeper Andreas Wolff und schnellem Umschaltspiel rissen die Deutschen das Spiel an sich.
Und das mit Spielmacher Luca Witzke, Linksaußen Rune Dahmke und dem Halbrechten Christoph Steinert in der Startsieben, die bisher kaum gespielt hatten. Eine Aufstellung mit Ansage: "Wir wollen alle ins Turnier holen", hatte Co-Trainer Erik Wudtke angekündigt. Kapitän Johannes Golla stimmte in den Tenor mit ein: "Man kann so ein Turnier nicht mit sechs, sieben Spielern durchrocken. Wir brauchen alle." Und das erfüllte sich nach 20 Minuten, als mit dem Rückraumrechten Djibril M’Bengue der letzte aus dem 16er-Kader sein WM-Debüt feierte.
Deutsche B-Auswahl überzeugt
Die deutsche Mannschaft hatte das Spiel da schon längst im Griff, den Vorsprung nach der ersten Führung (4:3/7.) auf fünf Tore ausgebaut. Der zweite Anzug mit seinem neuen, individuellen Schnitt passte – auf Maß. Die DHB-Auswahl zog auf 14:7 weg, jubelte bei M’Bengues erstem WM-Tor besonders laut.
Weiter einspielen, im Flow bleiben, die Abwehr besser formatieren – der Dreiklang setzte sich mit wechselnden Besetzungen und einem erneut guten Joel Birlehm im Tor auch in Halbzeit zwei fort. Nach 38 Minuten war die Partie beim ersten Zehn-Tore-Plus (22:12) entschieden, der Rest kurzweiliger Gute-Laune-Handball gegen einen überforderten Gegner. Ein Vergnügen vor allem für Jannik Kohlbacher am Kreis. Der Löwe machte mit seinem zehnten Treffer aus zehn Würfen sein bestes Spiel im DHB-Trikot rund, wurde zudem auch als bester Spieler der Partie geehrt.
Deutsche Tore: Kohlbacher 10, Witzke 5, Dahmke 4, Knorr 4/3, M´Bengue 4, Steinert 4, Drux 2, Golla 2, Groetzki 2.
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