Nein, an Wunderheilungen glaubte auch Kenan Kocak nicht. Der 96-Trainer musste vor und nach dem 2:3 in Düsseldorf Fragen beantworten, wie es sein könne, dass ein Stürmer wie Marvin Ducksch mit einem diagnostizierten Muskelfaserriss eine Woche später Fußball spielen kann. „Jeder Spieler hat seinen eigenen Heilungsverlauf“, sagte Kocak.
Tatsächlich stürmte Ducksch eine halbe Stunde lang mit, aber heilsam für die Mannschaft wurde es nicht mehr. „Tore-Biss mit Muskelriss“ – das hätte die Schlagzeile werden können. Aber eine Woche ohne Training, die Übungslücken waren dem besten 96-Torjäger (Zehn Tore) anzumerken.
Die Bilder zum Auswärtsspiel von Hannover 96 bei Fortuna Düsseldorf:
Am Montag hatte 96 selbst nach einer MRT-Untersuchung die Verletzung bekannt gegeben, einen Muskelfaserriss. Geschätzter Ausfall: drei bis vier Wochen. Was nicht bekannt wurde zunächst: Ducksch hatte keine Schmerzen, wollte trainieren und spielen. „Es war keine falsche Diagnose“, sagte Kocak. “Zumal sie bestätigt wurde, vom Guru der Sportärzte in München, Hans-Wilhelm Müller Wohlfahrt (Buch: „Mit den Händen sehen“).
Müller-Wohlfahrt sah das Bild von Duckschs Muskel ebenfalls. Er bestätigte die 96-Diagnose, aber verletzt meldete er ihn dennoch nicht. „Dr. Müller Wohlfahrt hat auch was gesehen“, sagte Kocak. „Ich bin kein Arzt mit meinem Halbwissen. Aber mir wurde gesagt, dass es – in Absprache mit dem Jungen – kein Risiko ist, ihn heute in den Kader zu nehmen.“
Kein Misstrauen gegenüber den 96-Ärzten
Dass Ducksch – übrigens zusammen mit Stürmer Hendrik Weydandt, nach München geschickt wurde, wertete der Trainer auf Nachfrage nicht als Misstrauensbeweis. „Wir haben uns in Absprachen mit unseren Ärzten und Physios entschieden, ihn nochmal nach München zum Experten zu schicken für eine zweite Diagnose.“ Die Diagnose blieb dieselbe, nur die Handlungsempfehlung wurde auf den letzten Drücker, anderthalb Tage vor dem Spiel, angepasst. Tatsächlich blieben die 96-Docs und Müller-Wohlfahrt im Austausch und waren einer Meinung: Ducksch könne spielen, trotz Faserriss auf dem Bild sei das Risiko, ihn 20 Minuten spielen zu lassen, bei entsprechender Behandlung gering.
Ducksch hatte wesentlich mit dazu beigetragen, dass er auflief bei seinem Ex-Klub. Er begrüßte seinen früheren Co-Trainer Axel Bellinghausen herzlich. Kurz bevor er eingewechselt wurde nach einer Stunde, stand 96-Manager Gerhard Zuber auf und busselte Ducksch. Ein Klaps noch von Co-Trainer Serhat Umar, und los ging’s in die letzte halbe Stunde.



Das Spiel drehen konnte er nicht mehr richtig, so wie Felix Klaus auf der anderen Seite. Der Neu-Fortune habe „wie eine Drecksau“ gespielt, einen Elfer rausgeholt, ein Tor erzielt. Ducksch ist auch so ein Typ, verweigerte den Einwurf zum Gegner nach einem Theaterspiel von Adam Bodzek an der Mittellinie. Er nimmt da keine Rücksicht auf Ex-Kollegen. Auf seine eigenen Muckis nahm er auch keine. Sein persönlicher Heilungsverlauf ist offenbar selten, aber absolut in Takt.