20. April 2022 / 21:05 Uhr

Dynamo Dresdens Chris Löwe will Momentum erzwingen - Vlachodimos im Training

Dynamo Dresdens Chris Löwe will Momentum erzwingen - Vlachodimos im Training

Caroline Grossmann und Stefan Schramm
Dresdner Neueste Nachrichten
Chris Löwe will mit Dynamo Dresden kämpfen.
Chris Löwe will mit Dynamo Dresden kämpfen. © Getty Images
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Bei den Schwarz-Gelben ist der 33-Jährige der erfahrenste Profi, besonders in Sachen Abstiegskampf. Er ist zuversichtlich, dass die SGD bald wieder Spiele gewinnt. Gute Nachrichten gibt es auch aus dem Lazarett: Vlachodimos ist wieder im Training.

Dresden​. In der Abstiegssaison mit Huddersfield Town musste Chris Löwe mal eine Serie von 14 sieglosen Punktspielen in Folge durchleiden. Das war 2018/19. Nun, drei Jahre später, könnte er mit Dynamo Dresden schon am Freitag bei Fortuna Düsseldorf diesen Negativrekord einstellen. Doch darauf ist der Vogtländer, der am vergangenen Sonnabend 33 Jahre alt wurde, natürlich wenig erpicht. Er will sich lieber selbst ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk in Form von drei Punkten machen und mit den Schwarz-Gelben endlich den Bock umstoßen. Und dabei vor allem seine ganze Erfahrung in Sachen Abstiegskampf einbringen.

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„Dieses Momentum brauchen wir wieder“

Fünf der vergangenen sechs Saisons, ging es für ihn und sein Team – zunächst dreimal in Huddersfield, danach zweimal in Dresden – um den nackten Klassenerhalt. Zwischendrin, vor einem Jahr, durfte der gebürtige Plauener mit Dynamo immerhin auch mal aufsteigen. „Das habe ich lieber so, als wenn ich sechsmal Achter geworden wäre – das wäre vielleicht ein bisschen langweilig gewesen. Auf die Abstiege hätte ich grundsätzlich lieber verzichtet“, macht Chris Löwe klar.

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Doch der Routinier bleibt trotz der aktuell schwierigen Tabellensituation zuversichtlich, weil er einen Unterschied im Vergleich zum Abstieg 2020 ausgemacht hat: eine bessere Mentalität. „Vor zwei Jahren war das Ding mit Ansage. Ab einem gewissen Punkt war es klar, dass wir das nicht mehr drehen können. Das ist eben dieses Jahr komplett anders. Da will jeder, da macht jeder, es fehlen Kleinigkeiten, vor allem nach vorn. Und die müssen wir uns wieder erarbeiten und sobald wir die wieder haben, ist alles möglich.“ Auch in Düsseldorf und danach, denn schließlich sei Dynamo mit Ausnahme der 1:4-Niederlage gegen Hansa Rostock – „als wir alle komplett von der Rolle waren“ – immer nah dran an einer größeren Punkteausbeute gewesen. Aus seiner Sicht sei in dieser Saison nämlich nicht viel schiefgelaufen.

„Natürlich muss auch unser Ziel sein, die Saison so gut wie möglich abzuschließen, um einfach mit dem bestmöglichen Gefühl in eine eventuelle Relegation zu gehen. Dafür wäre es cool, wenn wir einfach noch Spiele gewinnen. Deswegen konzentrieren wir uns jetzt auf den Freitag, hauen dort alles raus, was geht – und mit einem bisschen Glück kann das Spiel auch für uns ausgehen“, sagt Chris Löwe. „Dieses Momentum brauchen wir wieder und das können wir am Ende des Tages nur auf unsere Seite zwingen. Ich weiß aber, dass das irgendwann kommt. Dann werden wir in der Lage sein, wieder Fußballspiele zu gewinnen und die Liga zu halten.“

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Löwes Erfahrung wichtig

Als „alter Hase“ – Löwe ist der erfahrenste Profi im Dresdner Zweitliga-Kader – weiß er, wovon er spricht. Und er stellt sich zugleich schützend vor seine jüngeren Mannschaftskameraden. „Michael Akoto zum Beispiel spielt seine erste Profisaison außerhalb einer Regionalliga und ist direkt in so einem Abstiegskampf drin, mit dem Stadion und so weiter. Da ruhig zu bleiben und die ganze Zeit sein Ding durchzuziehen, ist nicht so einfach. Da müssen die, die das vielleicht schon mal mitgemacht haben, einfach mehr Verantwortung in der Situation nehmen und demjenigen ein Stück weit helfen. Denn nur so wird es am Ende funktionieren“, macht Chris Löwe klar. „Dass jemand, der jung und das erste Mal in der Situation ist, nicht in der Lage ist, jede Woche sein absolutes Maximum zu bringen, ist das Normalste der Welt. Zeig mir den mal, der das macht“, erklärt der Ex-Dortmunder.

Die Psyche spiele dabei eine entscheidende Rolle. „Fußball spielen können wir, das haben wir dieses Jahr gezeigt. Tore schießen können wir grundsätzlich auch, das haben wir am Anfang der Saison gezeigt. Aber wenn sich irgendwann der Kopf einschaltet, denkst du vielleicht die Sekunde zu viel nach oder zu oft darüber nach, was am Ende darüber entscheidet, ob der Ball ins Tor geht oder nicht“, berichtet Löwe und fordert: „Wir müssen uns dessen bewusst sein, dass wir alles in unserer eigenen Hand haben. Nur wir entscheiden darüber, ob wir die Relegation spielen oder nicht. In den beiden Spielen entscheiden auch bloß wir, ob wir die beiden Spiele gewinnen oder nicht. Das ist so ein Thema, auch für die jungen Spieler, sich jetzt vielleicht nicht mehr so viele Gedanken zu machen, sondern sich davon freizumachen, von Spiel zu Spiel denken und dann werden wir am Ende sehen, was rauskommt.“

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Eine Einstellung, die dem Cheftrainer gefällt. Auch wegen Chris Löwes Erfahrung baut Guerino Capretti auf ihn. Aber nicht nur deshalb. „Auch durch seine Fähigkeiten, sein Passspiel. Er hat immer gute Lösungen, auch unter Druck, gibt immer gutes Coaching, ist wichtig für die Kabine. Ich bin froh, dass Chris wieder fit ist und wieder auf dem Platz steht“, sagt der 40-Jährige über seinen sieben Jahre jüngeren Schützling, der sich im Februar einen Innenbandanriss im Knie zugezogen hatte und während seiner sechswöchigen Verletzungspause von Guram Giorbelidze vertreten wurde. Doch als der georgische Nationalspieler von seiner Länderspielreise zurückkehrte, war Löwe wieder fit und konnte am 1. April spielen. Capretti gab ihm den Vorzug als Linksverteidiger.

Vlachodimos wieder im Training

Chris Löwe, der in dieser Saison auch schon ein Tor gegen Heidenheim erzielt hat, dankte es, indem er gegen Schalke und Sandhausen die Dresdner Treffer vorbereitete – auch wenn beide Partien am Ende mit 1:2 verloren gingen. Auch in den nächsten Partien will der Routinier wieder am Limit spielen. Denn stellen sich weiterhin keine Siege ein, kann das für seine Karriere große Folgen haben. Im Januar verlängerte er seinen Vertrag bei der SGD bis 2023, allerdings nur mit Gültigkeit für die 2. Bundesliga. Fraglich, ob er sich die 3. Liga noch mal antut. „Darüber mache ich mir keine Gedanken, weil wir noch alles in unserer eigenen Hand haben und ich davon überzeugt bin, dass wir am Ende des Tages genug Qualität haben“, sagt Löwe. „Es braucht diesen einen Moment und ich glaube, dass dieser eine Moment nicht mehr so weit weg ist.“

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Inmitten großer Sorgen um den Klassenerhalt hatte Dynamo Dresdens Cheftrainer Guerino Capretti bei der Pressekonferenz am Mittwoch auch eine positive Nachricht zu verkünden. Nach siebenmonatiger Pause konnte Panagiotis Vlachodimos erstmals seit seiner schweren Verletzung wieder am Mannschaftstraining teilnehmen. Der 30-Jährige hatte sich am 19. September 2021 beim Auswärtsspiel in Darmstadt das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen und schuftete seither für sein Comeback. „Das freut mich ganz besonders, er macht alles mit“, berichtete Guerino Capretti, kündigte aber zugleich an, dass „Pana“ im Gastspiel am Freitag bei Fortuna Düsseldorf noch nicht zur Verfügung stehe. Aber er dürfte eine Option im wichtigen Saisonendspurt sein.

Doch es gab auch eine schlechte Nachricht. Denn nicht mit in der Maschine sitzen, die am Donnerstagnachmittag von Klotzsche gen Rheinland abhebt, wird Sebastian Mai. Der Ex-Kapitän plagt sich seit dem öffentlichen Training am Dienstagnachmittag mit muskulären Problemen. Denn dabei hatte er sich verletzt und musste die Einheit vorzeitig abbrechen. „Da wollen wir erst mal schauen, was das genau ist und wie lange er dann vermutlich ausfällt“, so Guerino Capretti weiter. Mai durfte am vergangenen Sonnabend beim 0:0 gegen Kiel erstmals seit Wochen wieder von Beginn an ran. Der körperlich robuste Dresdner spielt in Caprettis Planungen für die Schlussphase dieser Saison eine wichtige Rolle.

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