Die Saison zu Ende spielen oder nicht? Diese Frage stellt sich bei der Liga zurzeit nicht. „Es geht ums Überleben“, sagte DFL-Chef Christian Seifert. Will heißen: Einige der 36 Profiklubs würden den Abbruch der Saison in der 1. und 2. Liga nicht überstehen. Rettungspläne sollen die Pleite einiger Klubs verhindern.
Zwei davon wurden beim letzten DFL-Gipfel vorgestellt: die „englischen Wochen“ und das „Eilmodell“, nach dem die Mannschaften alle zwei Tage spielen sollen. Im Tempomodus wäre die Saison nach 18 Tagen ausgespielt. Am 30. März folgt der nächste Ligagipfel per Videokonferenz. Dort werden die Klubs das dritte Modell diskutieren: das Mini-EM-Modell.
Rückblick: Hannover 96 nach dem 25. Spieltag der letzten zehn Jahre
So funktioniert die Mini-EM
Hannover 96 steigt in die Idee ein. „Das ist eine gute, kreative Idee, die man verfolgen sollte“, findet 96-Geschäftsführer Martin Kind.
Und so könnte die Mini-EM der 1. und 2. Liga aussehen. An verschiedenen Standorten in den verschiedenen Bundesländern werden die Mannschaften in Hotels untergebracht – die aktuell ohnehin nicht gebucht sind. Die Teams blocken Hotels und stellen sich mit der Hilfe der Behörden selbst unter Quarantäne. Der Bus bringt die Spieler zum nahe gelegenen Stadion und wieder zurück. Zuschauer gibt es nicht, aber die TV-Übertragung ist gesichert.
"Das bringt Abwechslung"
Der Spieltag könnte um 12 Uhr losgehen, beispielsweise mit der Zweitligapartie Hannover 96 gegen Dresden in Augsburg. Um 15 Uhr würde in der 1. Liga Düsseldorf gegen Paderborn in Berlin spielen, um 17 Uhr Union Berlin gegen Bayern in Köln, und zur „Prime Time“ um 20 Uhr gäbe es das Derby Dortmund gegen Schalke in München. Derart im Detail ist das Modell aber nicht zu Ende gedacht. Aber immer mehr Klubs beschäftigen sich mit diesem Gedanken.
„Das bringt Abwechslung. Die Leute sind hungrig auf Events, auf Fußball. Das könnte dann ja auch live im TV übertragen werden“, sagte Martin Kind. „Man könnte es an drei oder vier Standorten austragen.“ Ein weiterer Vorteil aus Sicht des 96-Chefs: „Die Spieler bleiben im Rhythmus.“ Je schneller die Leistungssportler wieder Leistung bringen dürfen, desto besser für ihr Niveau.



Aufwand, der sich lohnen soll
Schafft die DFL es damit, alle Spiele live im Fernsehen zu zeigen, wären die nächsten Raten der Übertragungsgelder gesichert. Aber die Rechteinhaber müssten mitspielen.
Abgesehen vom Verlust der Ticketeinnahmen fallen weitere Kosten für die Liga an: Hotelbuchungen, Catering für die Mannschaften – dazu kommt der Austausch mit den Gesundheitsbehörden. Eine deutsche Mini-EM mit gewaltigem Aufwand – der sich trotzdem lohnen soll.
Nicht sicher ist, wie wettbewerbsfähig alle Mannschaften überhaupt sind. Hat 96 einen Nachteil durch die Quarantäne? Wie gehen die Gesundheitsbehörden mit weiteren positiven Fällen um? Muss dann wieder die gesamte Mannschaft weggesperrt werden? Das sind Fragen, die noch zu klären sind. Aber Ideen dafür gibt es bereits.