Isabel Kerschowski machte es nach dem Abpfiff kurz: „Das ist ein Punkt, der sich anfühlt wie eine Niederlage“, sagt Turbine Potsdams Kapitänin nach dem 3:3 (2:0) in letzter Minute gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Ein Remis, das aus Sicht der Brandenburgerinnen deshalb so ärgerlich war, weil ihr Spiel im ersten Durchgang vielleicht das beste im bisherigen Saisonverlauf war.
Während Potsdam das Selbstvertrauen aus fünf Siegen in Serie eindrucksvoll zur Schau stellte, merkte man den Gästen aus dem Kraichgau den Champions-League-Stress der Vorwoche (0:5 gegen den FC Barcelona) deutlich an. Obwohl TSG-Trainer Gabor Gallai die Rotationsmaschine angeschmissen hatte und unter anderen Bundesliga-Torschützenkönigin und Deutschlands Fußballerin des Jahres Nicole Billa zunächst auf der Bank ließ, hatten die Hoffenheimerinnen schwere Beine. Das wusste Turbine zu nutzen. Die Elf von Trainer Sofian Chahed attackierte früh, setzte immer wieder nach, zwang den Gegner zu Fehlern im Spielaufbau. Wie in der 8. Minute, als Luana Bühler den Ball an Selina Cercia verlor und Turbines Stürmerin abgezockt zum 1:0 einschob. Im direkten Gegenzug musste Vanessa Fischer, die diesmal zwischen den Pfosten stand, weil Anna Wellmann verletzt fehlte, Kopf und Kragen riskieren, um gegen Gia Corley den schnellen Ausgleich zu verhindern.
Turbine Potsdam spielt 3:3 gegen die TSG Hoffenheim
Es war eine der wenigen Hoffenheimer Offensivszenen in Halbzeit eins, in der die Gastgeberinnen vor 1016 Zuschauern im Karl-Liebknecht-Stadion dominierten. Karen Holmgaards Balleroberung weit in der Hoffenheimer Hälfte leitete das 2:0 ein, für das Melissa Kössler TSG-Torfrau Laura-Johanna Dick eiskalt umkurvte (14.). „Es war ein sehr laufintensives Spiel. Wir haben es verpasst, es in dieser Phase festzumachen“, monierte Chahed. Isabel Kerschowski schlug in die gleiche Kerbe: „Wir müssen es in der ersten Halbzeit klarer ausspielen.“ Selina Cerci zweimal per Kopf (17./37.) sowie Sophie Weidauer (31.) und Nina Ehegötz (32.) verfehlten das Tor, auf der Gegenseite rettete Vanessa Fischer gegen Gia Corley (32.). „Potsdam hat versucht, das Spiel wild zu gestalten und wir haben uns anstecken lassen“, erklärte sich Gallai die Unsicherheiten seiner TSG-Elf.
Die erwischte nach Wiederanpfiff einen Blitzstart: Judith Steinert traf zum Anschluss (46.). „Dass wir in der zweiten Halbzeit etwas Tribut zollen mussten, war klar“, zeigte Chahed Verständnis dafür, dass nun nicht mehr jeder Meter gemacht wurde. Die TSG, bei der nach einer knappen Stunde auch Nicole Billa mitmischen durfte, wollte mehr. Mittenrein in die Drangphase konterte Melissa Kössler, legte im letzten Moment quer für Selina Cerci, die auf 3:1 erhöhte (70.). „Respekt, wie die Mädels an ihre Chance geglaubt haben“, sagte der Gallai, dessen Team noch Comeback-Qualitäten zeigte: Erst köpfte Tine De Caigny nach einer Ecke zum 2:3 ein (84.), dann stürmte Fischer bei einem hohen Freistoß völlig übermotiviert aus ihrem Kasten, Luana Bühler kam ihr per Kopf zuvor und verlängerte den Ball zum 3:3 ins Netz. Isabel Kerschowski fasste auch das schnörkellos zusammen: „Wir haben gegen eine starke Hoffenheimer Mannschaft ein Unentschieden geholt. Mund abwischen, weiter geht’s!“
Turbine Potsdam: Fischer – Kerschowski, Sissoko, Mesjasz, Gerhardt – Chmielinski (62. Orschmann), Weidauer, K. Holmgaard (75. Barth), Ehegötz (62. Plattner) – Cerci, Kössler (70. Höbinger)
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