15. Februar 2015 / 19:15 Uhr

Ein weiterer Schritt in ein normales Leben

Ein weiterer Schritt in ein normales Leben

Mirko Jablonowski
Märkische Allgemeine Zeitung
Ein Stück Hoffnung von Vallery Witang: Sein frisch ausgestellter Spielerpass vom Fußball-Landesverband Brandenburg.
Ein Stück Hoffnung von Vallery Witang: Sein frisch ausgestellter Spielerpass vom Fußball-Landesverband Brandenburg. © Benjamin Feller
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Landesliga Nord: Der Kameruner Fußballer Vallery Witang erhält seine Spielberechtigung.

Potsdam– Rund 65 Minuten waren im Fußball-Testspiel zwischen der Reserve vom SV Babelsberg 03 (Landesliga Nord) und dem BSC Rathenow (Landesklasse West) gespielt, als Babelsbergs Trainer Matthias Stuck Torhüter Marco Flügel auswechselte. Die Gäste aus Rathenow führten zu diesem Zeitpunkt nach zweimaligem Rückstand in einer kurzweiligen Partie mit 3:2. Für Flügel kam Vallery Witang in die Partie. Das Besondere an diesem Wechsel – für den gebürtigen Kameruner war es der erste Einsatz im Besitz eines Spielerpasses des Fußball-Landesverbandes Brandenburg (FLB). „Ich bin sehr glücklich, hier spielen zu können“, berichtet der 23-Jährige, der seit sieben Monaten in Deutschland ist und im Flüchtlingsheim am Potsdamer Staudenhof untergebracht ist.

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Am vergangenen Dienstag kam die Spielberechtigung beim Club an. Vallery Witang ist damit der erste Spieler des im letzten Sommer vom SV Babelsberg gegründeten „Welcome United 03“-Teams, bestehend aus Flüchtlingen aus aller Welt, der am regulären Spielbetrieb teilnehmen wird. Das Flüchtlingsteam mit rund 40 Kickern trainiert einmal in der Woche und bestreitet in größeren Abständen Testspiele. Für Witang steht ab dem kommenden Samstag, wenn er und seine Mitspieler den SSV Einheit Perleberg zum Rückrundenauftakt in der Landesliga empfangen, der normale Spielbetrieb auf dem Programm – inklusive bis zu vier Trainingseinheiten unter der Woche.

„Ich habe auch in Kamerun im Tor gestanden. Im Alter von elf Jahren habe ich mit dem Fußball angefangen“, erzählt der Rechtsfuß, der aufgrund der politisch und wirtschaftlich schwierigen Situation in seinem Heimatland nach Deutschland kam.

„Er ist sehr fleißig und aufmerksam. Auf der Linie ist er richtig stark. Auch innerhalb der Mannschaft bringt er sich immer mehr ein“, so Witangs Trainer Stuck, der sich über seinen Neuzugang freut. In der Hinrunde musste der Coach auf der Torhüterposition immer wieder umbauen. Mit Jan-Niklas Rauch, Marco Flügel, Dominik Feber, Matthias Boron, Tilman Käpnick und Tim Conring (beide nominell Feldspieler) hüteten sechs verschiedene Akteure das Gehäuse der Kiezkicker. „Vallery wird helfen, unser Torwartproblem zu lösen“, hofft Mannschaftsleiter Rainer Nitzsche, der sich zudem freut, dass die etatmäßige Nummer eins, Jan-Niklas Rauch, nach Verletzung wieder an Bord ist.

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Vallery Witang will in der Rückrunde ebenfalls seinen Anteil dazu leisten, dass Nulldrei den letzten Platz in der Tabelle verlässt. Er fühlt sich wohl unter seinen neuen Kollegen. „Er ist fast immer beim Training und hat sich gut integriert“, sagt Mitspieler Lucas Schwandt. „Mit der Verständigung ist es manchmal noch etwas schwierig, mittlerweile versteht er aber schon ein bisschen Deutsch. Er hat Potenzial.“ Dass er dies zukünftig auf Landesebene abrufen kann, ist auch der unbürokratischen Bearbeitung beim FLB zu verdanken, der dafür sorgte, dass der Schlussmann schnell in den Besitz seines Passes kam.

Witang fungiert als Vorreiter – ab der neuen Saison soll das „Welcome United 03“-Team als dritte Mannschaft des SV Babelsberg 03 im regulären Spielbetrieb antreten. Gegen Rathenow blieb es bis zum Schluss beim 2:3. Witang blieb ohne Gegentor, ärgerte sich aber über die Pleite. Ein besonderes Spiel war es trotzdem – eine weitere Hürde auf dem Weg in ein neues Leben in Deutschland ist für Witang mit der Freigabe für den offiziellen Spielbetrieb genommen.

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