18. Februar 2022 / 20:30 Uhr

Elfergate mit gutem Ausgang: Wer schießt denn nun bei RB Leipzig?

Elfergate mit gutem Ausgang: Wer schießt denn nun bei RB Leipzig?

Guido Schäfer
Leipziger Volkszeitung
Keeper Mathew Ryan verfolgt den kleinen Streit von RB Leipzigs André Silva (li.) und Emil Forsberg, die beide den Elfmeter schießen wollen.
Keeper Mathew Ryan verfolgt den kleinen Streit von RB Leipzigs André Silva (li.) und Emil Forsberg, die beide den Elfmeter schießen wollen. © imago images/Matthias Koch
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Silva will Strafstoß gegen San Sebastian schießen, Szoboszlai und Poulsen diskutieren mit und am Ende trifft Platzhirsch Forsberg verwandelt zum 2:2. Es ist nicht das erste Mal, dass bei bei den Roten Bullen Uneinigkeit über den Schützen herrscht.

Leipzig. Der Strafstoß erblickte 1891 in Irland das Licht der Fußball-Welt. Erfinder: Leinenfabrikant William McCrum, der zwischen 1890 bis 1891 beim Milford Everton FC das Tor hütete. Der Abstand zwischen Ausführendem und Keeper betrug zwölf Yards. Diese 10,9728 Meter wurden alsbald auf, yes, elf Meter aufgerundet. Zunächst war der Strafstoß wohl als Ausgleich gedacht, wenn der Gegner absichtlich ein Bein stellt oder tritt. Berühmter Elfmeter-Killer: Rudi Kargus hielt 23 Bundesliga-Elfer. Berühmte Elfmeter-Schützen: Uli Hoeneß und Antonin Panenka. Der eine Elfmeter wird heute noch im Belgrader Nachthimmel vermutet. Der andere flog in Zeitlupe in die Mitte von Sepp Maiers Tor und machte die Tschechoslowakei zum Europameister 1976.

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Reden ist Silber, Treffen ist Gold

Elfmeter können unsterblich machen – siehe Panenka und Andy Brehme. Elfmeter können Inselgruppen in den Wahnsinn treiben – siehe das Vereinigte Königreich. Und eines fernen Tages wird es der noch gewöhnungsbedürftige Begriff „Elfergate“ von Leipzig aus in den Duden schaffen...

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Gerechtes Remis: RB Leipzig kommt gegen tief stehende Gäste von Real Sociedad nicht über ein 2:2-Unentschieden hinaus. ©

3. November 2021, Red-Bull-Arena: Beseelte Rasenballer führen 1:0 gegen Paris-Laissez-faire und werden in der zwölften Minute das 2:0 machen. Wird ja nicht so schwer sein, aus elf Metern. RB-Neuzugang André Silva ignoriert die Elfmeter-Hackordnung, die von Emil Forsberg angeführt wird, schnappt sich den Ball und verschießt. Das Spiel endet 2:2, die Roten Bullen scheiden aus der Champions League aus, der Elfmeter aus der 12. Minute wird tagelang durchs Dorf getrieben.

17. Februar 2022, Red-Bull-Arena, nimmermüde Rasenballer liegen gegen San Sebastian in der Europa League unverdient 1:2 hinten und werden in der 82. Minute das 2:2 machen. Wird ja nicht so schwer sein, aus elf Metern. Silva, bis dato ohne auffällige Aktion, schnappt sich den Ball, will schießen. Diesmal lässt Forsberg die Nummer nicht unkommentiert, spricht mit Silva, weist den Portugiesen offenbar darauf hin, wer bei RB seit über sieben Jahren der Platzhirsch aus elf Metern ist. Und vielleicht gibt er zu bedenken, was passiert, wenn er, Silva, in Paris-Manier (ver)schießt. Silva macht keine Anstalten, über die Bücher zu gehen, denkt sich: Reden ist Silber, Treffen ist Gold. Plötzlich erweitern Dominik Szoboszlai und Yussuf Poulsen die Runde. Wollen die etwa auch? Nein, sie machen sich für „Mister Europacup“ Forsberg stark.

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„Das war alles mit dem Trainer besprochen“

Der Portugiese schmollt, der Schwede schießt und trägt sich in diese Torfolge ein: 0:1, Robin Le Normand (8.), 1:1, Christopher Nkunku (30.), 1:2, Mikel Oyarzabal (64./Handelfmeter), 2:2, Emil Forsberg (82./Foulelfmeter). Das Play-off-Rückspiel findet am Donnerstag,18.45 Uhr, in San Sebastian statt. Dann geht es ums Erreichen des Achtelfinales der Europa League, das am 10. und 17. März ausgetragen wird.

2:2 also. Nach 20:3 Torabschlüssen, zweimaligem Rückstand und drückender Überlegenheit gegen einen spanischen Catenaccio. RB-Coach Domenico Tedesco: „Es ist eine Ausgangssituation, die wir uns selbst zuzuschreiben haben, das 2:2 geht in Summe in Ordnung.“ Und: „Wir waren überrascht, dass der Gegner so tief verteidigt hat.“

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Dass Forsberg reichlich spät ins Spiel kam (63.). störte Forsberg offiziell nicht. „Das war alles mit dem Trainer besprochen. Ich will langsam anfangen, ich hatte eine schwere Verletzung im Oberschenkel. Wir haben zurzeit viele Spiele und noch viele andere Topspieler im Verein. Ich mache also lieber langsam.“ Über Silva, Szoboszlai, Poulsen, Elfergate und E-Punkt-Diskussionen wollte der 30-Jährige nicht sprechen. Es ist aber unbedingt davon auszugehen, dass Forsberg beim Spiel bei der Hertha (Sonntag, 19.30 Uhr) aufläuft und im Fall der Fälle zum Punkt geht. Die Hackordnung wird ab sofort aber so was von peinlich genau eingehalten.

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