Wir haben ihn erreicht – den Höhepunkt des Darts-Jahres. Endlich startet die WM! Die Vorfreude ist groß. Millionen von Fans verfolgen in den kommenden zweieinhalb Wochen bis zum Finale am 3. Januar vor den Bildschirmen die Weltmeisterschaft im Londoner Alexandra Palace. Auf der bekanntesten Bühne dieses Sports duellieren sich die Stars. Mit 3G-Regel ist vor Ort eine Vollauslastung von bis zu 3000 Zuschauern möglich. Auch vier deutsche Starter sind dabei – nur vor drei Jahren waren es genauso viele.
Schmutzler kennt die Atmosphäre nicht
Für den erst 16 Jahre alten Debütanten Fabian Schmutzler ist die Atmosphäre total neu. Noch nicht einmal vor 100 Zuschauern hat der Frankfurter bisher gespielt. Doch bei der Development Tour, einem Nachwuchswettbewerb der PDC für Spieler vom europäischen Festland, sicherte er sich überraschend das Ticket für die WM. Schmutzler weiß überhaupt nicht, was nun im „Ally Pally“ auf ihn zukommt. Sein erster Gegner ist Ryan Meikle – ein talentierter Engländer, der mit der Favoritenrolle eventuell überfordert sein könnte. Und somit kein unschlagbarer Gegner. Sollte dem Deutschen ein Sieg gelingen, wäre er der jüngste Teilnehmer, der ein WM-Spiel gewinnt. Als Belohnung käme dann ein Bonus-Spiel gegen Weltranglistenzweiten Peter Wright. Es gäbe schlimmere Endstationen.
Deutsches Duell: Hempel gegen Schindler
Ebenfalls erstmals bei der WM dabei ist Florian Hempel. Er spielte ein sehr gutes Jahr 2021. Er trifft in seiner ersten Partie ausgerechnet auf einen Landsmann, seinen guten Kumpel Martin Schindler. Während Hempel noch nie im Alexandra Palace unterwegs war, hat Schindler viele negative Erfahrungen dort gemacht. In einem ausgeglichenen Duell sehe ich Hempel deshalb knapp vorne – trotz der für ihn, abgesehen vom Gegner, vielen Unbekannten. In Runde zwei wartet dann der Weltranglistenfünfte Dimitri van den Bergh. Wie im Fall Schmutzler gilt: ein weiterer Erfolg ist eher aussichtslos.
"Gaga" Clemens mit schwerer Auslosung
Der beste Deutsche ist Gabriel „Gaga“ Clemens, aktuell Nummer 25 der Welt. Er steigt als gesetzter Spieler erst in der zweiten Runde ein. Dort wartet entweder Lewy Williams oder Toyokazu Shibata. Sowohl den 19 Jahre alten Waliser (93. der Weltrangliste) als auch den 35 Jahre alten Japaner (ohne Weltranglistenplatzierung) muss Clemens einfach schlagen. Doch in der dritten Runde kommt es aller Voraussicht nach zum Duell mit Johnny Clayton. Der 47-Jährige überragte in diesem Jahr von Frühling bis Herbst, gewann das Masters, die Premier League, den World Grand Prix und die World Series of Darts Finals. Dieser Konstanz mit teils irren Leistungen scheint schwer beizukommen – doch eine Delle des Mitfavoriten ausgerechnet bei der WM ist nicht ausgeschlossen. Immerhin kann „Gaga“ auch mal Stars ärgern, warf er doch Wright vergangenes Jahr in der dritten Runde aus dem Turnier.
Damit sind wir direkt bei den großen Namen, die sich die Sid-Waddell-Trophy und damit 500.000 Pfund (rund 585.000 Euro) Preisgeld am ehesten sichern könnten. Überraschungen sind nie ausgeschlossen, die Szene ist näher zusammengerückt. Doch für mich ist der Weltranglistenprimus und Vorjahressieger Gerwyn Price wieder Top-Favorit. Er wäre nach Phil „The Power“ Taylor, Adrian Lewis und Gary Anderson erst der vierte Dartspieler, der seinen Titel mindestens einmal verteidigt.
Alle Sieger der PDC Darts-WM
Gejagter Price, Jäger Wright
Größter Konkurrent dürfte der Weltranglistenzweite Wright sein, der sein frühes WM-Aus im Vorjahr vergessen will und stattdessen seine Leistungen der vergangenen Wochen bestätigen. Mit Ex-Dominator Michael van Gerwen ist auch immer zu rechnen – doch ohne Titel bei großen Turnieren 2021 reist „MvG“ ohne Rückenwind nach London. Von den weiteren Stars traue ich dann am ehesten Clayton noch einen Triumph zu.