21. Dezember 2022 / 09:26 Uhr

Nächste Jubel-Eskapade von Emiliano Martinez: Argentiniens Torhüter auf dem Weg zum Image-Problem

Nächste Jubel-Eskapade von Emiliano Martinez: Argentiniens Torhüter auf dem Weg zum Image-Problem

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Argentinien-Keeper Emiliano Martinez sorgt für einige Aufreger. In den Sozialen Medien ist auf einem Bild zu sehen, wie er auf den Feierlichkeiten nach dem WM-Titel eine Baby-Puppe mit einem aufgeklebten Kopf von Frankreich-Star Kylian Mbappé im Arm hält.
Argentinien-Keeper Emiliano Martinez sorgt für einige Aufreger. In den Sozialen Medien ist auf einem Bild zu sehen, wie er auf den Feierlichkeiten nach dem WM-Titel eine Baby-Puppe mit einem aufgeklebten Kopf von Frankreich-Star Kylian Mbappé im Arm hält. © Getty Images/Twitter @Charles_Vigier (Montage)
Anzeige

Bei der Jubel-Parade durch Buenos Aires hat Argentiniens Torhüter Emiliano Martinez erneut gegen Frankreich-Star Kylian Mbappé gestänkert. Nicht die erste Aktion des Keepers, die vermuten lässt, dass sein Sportsgeist mit seinen sportlichen Qualitäten nicht mithalten kann.

Emiliano Martinez ist ein emotionaler Mann. Das bewies der Torhüter der argentinischen Nationalmannschaft in den vergangenen Wochen wiederholt. Auf dem Feld peitschte er sich selbst und seine Teamkollegen nach gelungenen Aktionen an. Nach Siegen übermannten ihn bei Gedanken an die Menschen in seiner Heimat immer wieder die Gefühle. Zuweilen unter Tränen richtete sich der 30-Jährige an die Fans und betonte, dass jeder Erfolg bei dem Turnier in Katar auch als ein Geschenk an sie zu verstehen sei. Dass es am Ende zum Titel reichte, war auch dem Fakt geschuldet, dass Martinez ein glänzender Keeper ist. Im Endspiel gegen Frankreich parierte er im Shootout einen Elfmeter, im Viertelfinale gegen die Niederlande gar zwei. Die Welt verneigte sich. Und Martinez selbst? Nun ja. Mit zahlreichen Eskapaden zeigte der Torhüter, dass sein Sportsgeist mit seinen Leistungen nicht recht Schritt halten kann.

Anzeige

Schon nach dem Viertelfinale legte er sich mit Bondscoach Louis van Gaal an. Der ehemalige Bayern-Trainer hatte vor dem Spiel die These aufgestellt, dass seine Mannschaft im Elfmeterschießen einen Vorteil hätte. Martinez machte als Motivationshilfe nach eigener Aussage einen Screenshot von van Gaals Ankündigung und riet dem 71-Jährigen: "Er sollte den Mund halten." Ein Scharmützel, nichts Großes. Im Eifer des Gefechts vielleicht sogar vertretbar. Doch nachdem der WM-Titel eingefahren war, legte Martinez mit Sticheleien, Provokationen und Demütigungen der Gegner erst richtig los.

Der Startschuss fiel bei der Siegerehrung. Kurz nachdem er den Goldenen Handschuh für den besten Torhüter der WM erhalten hatte, stoppte Martinez für einen Moment. Dann umgriff er die Trophäe mit beiden Händen, verzog sein Gesicht und hielt den Sockel direkt vor seinen Intimbereich. Offensichtlich eine obszöne Provokation – nur an wen war sie gerichtet? "Ich tat es, weil mich die Franzosen ausbuhten", erklärte Martínez sein unsportliches Verhalten auf der größtmöglichen Fußball-Bühne – und legte gegen die Frankreich-Anhänger nach: "Ich kann mit ihrer Arroganz nichts anfangen." Ein Gefühl, das viele Beobachter auch bei der Geste des Keepers empfanden.

Martinez provoziert mit Mbappé-Puppe

Bei der anschließenden Kabinen-Party knöpfte sich Martinez dann den französischen Superstar Kylian Mbappé vor und forderte angesichts der Final-Niederlage der Equipe Tricolore "eine Schweigeminute" für den 23-Jährige. Überhaupt scheint Mbappé den Argentinier stark zu beschäftigen. Während der am Ende abgebrochenen Jubel-Parade durch Buenos Aires schaukelte Martinez eine Baby-Puppe im Arm. Über das Gesicht des Spielzeugs hatte er das Konterfei des Franzosen geklebt und einmal mehr vergessen, dass man im Triumph wahre Größe beweisen kann. Bitter. Schließlich hatte sich der Schlussmann zuvor rein sportlich betrachtet auch in viele neutrale Fan-Herzen gefangen und gefaustet.

Anzeige

Dabei schien Martinez´ Karriere lange in der Sackgasse zu enden. Erst das unfreiwillige Zutun eines Deutschen ermöglichte ihm die ersten Schritte ins Rampenlicht. Im Premier-League-Spiel bei Brighton & Hove Albion im Juni 2020 verdrehte sich Bernd Leno, Torwart des FC Arsenal, das rechte Knie, seine Saison war beendet. Ersetzt wurde er von Martinez, der schon im Alter von 18 Jahren aus seiner Heimat zu dem Londoner Klub gewechselt war, seinen Durchbruch bis dahin aber nicht geschafft hatte.

Martinez überzeugt bei Arsenal nach Leno-Ausfall

Martinez war als Leihspieler durch die Fußballwelt gezogen, er hatte für Vereine wie Sheffield Wednes­day, die Wolverhampton Wanderers, Getafe und den FC Reading gespielt. Nach Lenos Verletzung bekam der Argentinier die Chance bei Arsenal, und er nutzte sie. Mit starken Leistungen verhalf er den Londonern in jenem Jahr zum Gewinn des FA Cup und empfahl sich für einen Verein, bei dem er die Nummer eins sein würde. Für rund 20 Millionen Euro wechselte er zu Aston Villa. Dort hütet er seit zwei Jahren verlässlich das Tor und schaffte im Juni 2021 den Sprung in die argentinische Nationalmannschaft.

Nach seinen starken Leistungen als Ersatz für Leno waren übri­gens viele Leute überrascht, dass ihn der FC Arsenal verkaufte. Ihrer Meinung nach wäre es besser gewesen, den wackligen Leno abzugeben und Martinez zu behalten. Ein Fehler, den der Verein mittlerweile eingesehen hat: Leno spielt seit dieser Saison beim FC Fulham, Arsenal verpflichtete für rund 30 Millionen Euro den englischen WM-Fahrer Aaron Ramsdale. Das Geld hätte sich der Klub sparen können, wenn er einfach auf Martinez gesetzt hätte. Vielleicht ahnten die Londoner aber auch, dass es in der weiteren Karriere des Keepers nicht immer nur um das Sportliche gehen würde.

Anzeige: Erlebe die gesamte Bundesliga mit WOW und DAZN zum Vorteilspreis