Dass Emiliano Martinez im Halbfinale einer Weltmeisterschaft steht, wäre nicht möglich gewesen ohne das unfreiwillige Zutun eines Deutschen. Im Premier-League-Spiel bei Brighton & Hove Albion im Juni 2020 verdrehte sich Bernd Leno, Torwart des FC Arsenal, das rechte Knie, seine Saison war beendet. Ersetzt wurde er von Martinez, der schon im Alter von 18 Jahren aus seiner argentinischen Heimat zu dem Londoner Klub gewechselt war, seinen Durchbruch bis dahin aber nicht geschafft hatte.
Martinez war als Leihspieler durch die Fußballwelt gezogen, er hatte für Vereine wie Sheffield Wednesday, die Wolverhampton Wanderers, Getafe und den FC Reading gespielt. Nach Lenos Verletzung bekam der Argentinier die Chance bei Arsenal, und er nutzte sie. Mit starken Leistungen verhalf er den Londonern in jenem Jahr zum Gewinn des FA Cup und empfahl sich für einen Verein, bei dem er die Nummer eins sein würde.
Martinez bei Aston Villa ein verlässlicher Torwart
Für rund 20 Millionen Euro wechselte er zu Aston Villa. Dort hütet er seit zwei Jahren verlässlich das Tor und schaffte im Juni 2021 den Sprung in die argentinische Nationalmannschaft. Der Einzug ins WM-Halbfinale an diesem Dienstag (20 Uhr, ARD und Magenta TV) gegen Kroatien ist sein Karrierehöhepunkt – und er hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass Argentinien noch im Turnier ist.
Im Viertelfinale gegen die Niederlande wurde der 30-Jährige im Elfmeterschießen mit zwei gehaltenen Versuchen zum Helden. Er wehrte den Ball gegen Virgil van Dijk, den Kapitän der Niederländer, und Steven Berghuis ab. Nach seiner zweiten Parade zeigte er einen Tanz im Fünfmeterraum. Als Torwart hat man nur selten die Gelegenheit, sich feiern zu lassen. Wenn sie kommt, muss man sie nutzen – so scheint Martinez das zu sehen. Als das Elfmeterschießen gewonnen war, sank er zu Boden. Der erste Spieler, der zu ihm kam: Lionel Messi. Er wusste, bei wem er sich dafür bedanken musste, dass sein WM-Traum weiterlebt.
Elfmetertöter in der Tradition von Goycochea und Roa
Martinez, Spitzname "Dibu", nach einer TV-Serie, verlängert die Tradition argentinischer Elfmetertöter wie Sergio Goycochea und Carlos Roa. Doch er ist nicht nur auf der Linie stark. Das Abfangen von Flanken gehört zu seinen Qualitäten, und er verfügt über eine starke Persönlichkeit. Nach dem Viertelfinale legte er sich mit Louis van Gaal an ("Er sollte den Mund halten"). Der niederländische Trainer hatte vor dem Spiel die These aufgestellt, dass seine Mannschaft im Elfmeterschießen einen Vorteil hätte. Martinez machte nach eigener Aussage einen Screenshot von van Gaals Ankündigung, als Motivationshilfe. Sie wirkte.
Nach seinen starken Leistungen als Ersatz für Leno waren übrigens viele Leute überrascht, dass ihn der FC Arsenal verkaufte. Ihrer Meinung nach wäre es besser gewesen, den wackligen Leno abzugeben und Martinez zu behalten. Ein Fehler, den der Verein mittlerweile eingesehen hat: Leno spielt seit dieser Saison beim FC Fulham, Arsenal verpflichtete für rund 30 Millionen Euro den englischen WM-Fahrer Aaron Ramsdale. Das Geld hätte sich der Klub sparen können, wenn er einfach auf Martinez gesetzt hätte.
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