Über die Treffer von Erling Haaland (5./84.) und Marco Reus (51.) zum verdienten Erfolg der Borussia redete am Ende niemand mehr. Denn das Ende der sportlichen unbedeutenden Partie zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen wurde von Emotionen dominiert. Sowohl der Dortmunder Lukasz Piszczek als auch die Leverkusener Zwillinge Lars und Sven Bender verabschiedeten sich nach der Partie in den Fußball-Ruhestand - Lars erzielte sogar den Treffer zum 1:3-Endstand aus Leverkusener Sicht. Doch auch der Schiedsrichter schien mächtig bewegt: Manuel Gräfe pfiff sein letztes Bundesliga-Spiel und sorgte für DIE Szene in Dortmund. Denn Gräfe tauschte, höchst ungewöhnlich, sein Trikot.
Erst bildeten nach Abpfiff die Spieler beider Teams nach dem Schlusspfiff ein Spalier und bedachten Gräfe mit Applaus. Weil er die vom DFB vorgesehene Altersgrenze von 47 Jahren überschreitet, war auch der Schiedsrichter aus Berlin zum letzten Mal dabei. Und dadurch ging auch die sonst übliche Distanz zwischen Schiedsrichter und Spieler verloren. Denn Torjäger Haaland bat um das Trikot Gräfes. "Ich bin sehr gerührt, das war ein sensationeller Abschied. Ich danke allen für die Unterstützung in den letzten Wochen", sagte der DFB-Referee bei Sky. Unter seinem Schiedsrichter-Hemd präsentierte Gräfe ein Shirt mit einer herzlichen Botschaft an seine Familie. "Ich habe ein gutes Verhältnis zu den Jungs gehabt, die haben mir viel zurückgegeben, auch heute nochmal."
Zorc kritisiert DFB wegen Altersgrenze für Schiedsrichter
Bereits vor dem Spiel hatte sich BVB-Sportdirektor Michael Zorc dem DFB darum gebeten, die Altersgrenze für Schiedsrichter zu überdenken: "Ich reihe mich gern ein in die große Schar von Verantwortlichen, Trainern, Spielern und Fans, die den DFB bitten möchte, das eigene Handeln zu reflektieren", sagte der Sportdirektor von Borussia Dortmund am Freitag. "Dass einer der angesehensten Schiedsrichter Deutschlands gegen den Widerstand der breiten Masse nur deshalb in den Zwangsruhestand geschickt wird, weil sein Alter irgendwann um Mitternacht von 47 auf 48 schaltet, halte ich für wenig professionell. Eigentlich ist es ein Witz."
Gräfe selbst kritisierte den DFB in der vergangenen Woche im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF: "Sie haben nein gesagt. So ist es Stand jetzt immer noch. Wenn sie sich es überlegen wollen - meine Telefonnummer kennen sie“, sagte Gräfe, der in den vergangenen Wochen viel Zuspruch erhalten hatte, und bezog dabei den ebenfalls ausscheidenden Schiedsrichter Guido Winkmann mit ein. Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter des DFB, begründete die ablehnende Haltung mit der Weiterentwicklung im Bereich der Elite-Unparteiischen und der Strategie in der Kaderplanung. Gewünscht sei eine Fluktuation.
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