Kurz nach dem wichtigsten Rennen beim dem letzten Renntag in diesem Jahr auf der Neuen Bult war Hans-Jürgen Gröschel aufgebracht. Den Zieleinlauf des von ihm trainierten Pferdes Itobo auf Platz vier im Großen Preis der Besitzervereinigung (mit 27 500 Euro dotiert) schaute sich der Erfolgstrainer noch energisch kommentierend auf der großen Videowand in der Wiederholung an. Ein paar Minuten später war er nach tosendem Beifall sprachlos. „Ich bin überwältigt“, sagte Gröschel. Dann musste er seinen Tränen unterdrücken.
Der 77-Jährige geht in Rente, am Sonntag war nach 47 Jahren und 1286 Siegen sein letzter Renntag als Trainer. „Es ist nicht leicht, aber irgendwann muss man die Entscheidung treffen. Ich möchte mich beim Publikum bedanken“, so Gröschel. „Die Pferde waren nie meine Objekte, um Geld zu verdienen, sondern waren meine Kollegen und Freunde. Der meiste Dank aber gilt meiner Frau, die viel aufbringen musste und mich immer unterstützt hat.“



Worte, bei denen auch Gregor Baum, Präsident des Hannoverschen Rennvereins, eine Träne verdrücken musste. „Ich war schon angefasst“, sagte Baum. „Das war ein bewegender Moment für alle, die Galopprennsport lieben. Wenn so eine Karriere zu Ende geht mit so vielen großartigen Erfolgen, dann ist das etwas Besonderes.“ Baum überreichte als Geschenk einen großen Strauß Blumen an Renate Gröschel, dem Erfolgstrainer ein Gemälde von seinem Vorzeigepferd Iquitos, der zweimal Galopper des Jahres wurde.
Sportlich konnte Gröschel gestern aber keinen Sieg mehr feiern, Itubo landete in dem stark besetzten Gruppe-III-Rennen auf dem vierten Platz. Den souveränen Sieg mit vier Längen Vorsprung und das Gewinnerpreisgeld von 16 000 Euro holte sich Wonderful Moon aus dem Stall von Henk Grewe.
Zum Abschluss 400 Zuschauer auf der Neuen Bult
Das zweite Gruppe-III-Rennen des Tages, der Große Preis der Mehl-Mülhens-Stiftung, war hochspannend bis zum Schluss. Der Endspurt kurz vor der Ziellinie der Favoritin Sunny Queen kam zu spät. Sie konnte den überraschenden Außenseitersieg von Lucky Lycra unter Jockey Thomas Trullier nicht mehr verhindern.
Zum letzten Renntag der Saison kamen rund 400 Zuschauer auf die Neue Bult, auf dem kompletten Gelände galt während der Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie Masken- und Abstandspflicht. An die Regelung hielten sich alle. „Ich bin froh, dass wir für die Besitzer, Züchter, Trainer und Jockeys neun Renntage auf der Neuen Bult machen konnten“, sagte ein erleichterter Baum. „Wir haben mit den Behörden eine gute und intensive Zusammenarbeit gepflegt.“
Dennoch hofft der Präsident des Hannoverschen Rennvereins auf ein besseres Jahr 2021. „Dass das für den Rennverein wirtschaftlich ein sehr schwieriges Jahr war und dass wir das nicht mehrere Jahre hintereinander durchhalten, das ist jedem klar“, so Baum. „Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr wieder mit Sponsoren und mehr Zuschauern veranstalten können“, so der Präsident.
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