„Natürlich kommen wir aus dem Loch wieder raus. Wenn ich nicht optimistisch wäre, wer soll es denn dann sein?“, geht 08-Coach Dennis Jaacks mit einer Gegenfrage in die Offensive. Die Kampfeslust, die der 36-Jährige mit seiner Rhetorik verkörpert, fehlte seinem Team bisweilen.
Die Talfahrt
Doch es gibt viele weitere Gründe für die Talfahrt des ehemaligen Regionalligisten. Nach Jahren der großzügigen finanziellen Unterstützung durch Mäzen Arend Knoop mussten am Waldeck vor der Saison 2020/21 nicht nur Corona-bedingt kleinere Brötchen gebacken werden. Bei der Kaderplanung wurde der Akzent auf junge Spieler aus der Region gelegt.



„Uns war klar, dass es ein Prozess wird, der Zeit und Führungsspieler benötigt“, erläutert der 08-Coach den personellen Umbruch, der nun pandemisch ausgebremst wurde. Lediglich 19 Akteure gehören zum 08-Ligateam. Als Führungsspieler wurden Kapitän Sebastian Witt, Torhüter Nikolas Wulf sowie der Ex-Holsteiner Tim Schüler auserkoren.
Verletzungspech schon zu Beginn
Zudem sollten auch die Neuzugänge Nikita Bojarinow (Siebenbäumen) und Leon Dippert (Phönix Lübeck) Verantwortung auf dem Feld übernehmen. Doch bis auf Keeper Wulf eint alle ein leidiges Thema: Sie sind oder sie waren lange verletzt und kämpfen mehr mit sich selbst, als den jungen Spielern als Orientierung dienen zu können.
In der Saisonvorbereitung schlug das Verletzungspech doppelt zu: Kapitän Sebastian Witt (Kreuzbanddehnung) und Tim Schüler (Innenbandriss) fielen zeitgleich aus und kehrten erst Ende Oktober zum Team zurück. Die Neuzugänge Dippert und Bojarinow mussten ebenfalls nach langfristigen Verletzungen wieder an den Leistungsfußball herangeführt werden. „Das war uns bewusst. Nur aufgrund dieser Tatsache hatten wir überhaupt die Möglichkeit, sie zu verpflichten“, gibt Jaacks unumwunden zu.
Führung nur abseits des Spielfeldes
Die 1:2-Auftaktniederlage im Ostholstein-Derby gegen den Oldenburger SV offenbarte das 08-Dilemma: In einem Duell auf Augenhöhe gab die Erfahrung den Ausschlag zu Gunsten der Gäste. Auf dem Platz fehlte ein Wortführer, aber auch ein Spieler, der das Spieltempo variieren konnte. Der knappe 3:2-Auswärtssieg beim VfB Lübeck II diente nur oberflächlich zur Beruhigung. Das Führungsvakuum auf dem Feld blieb bestehen.
Jaacks bestätigt: „Wir müssen enorm viel Einfluss von Außen auf das Spiel nehmen. Das ist extrem anstrengend.“ Und dann vergeigten die Nullachter reihenweise Spiele, in denen sie über weite Strecken überlegen agierten: 2:3-Schlappe beim bis dato punktlosen Schlusslicht FC Dornbreite Lübeck, 2:4-Pleite gegen den TSV Pansdorf nach einer 2:0-Halbzeitführung.
Auch gegen den Favoriten SV Todesfelde musste sich die Jaacks-Elf nach einer couragierten Leistung letztlich verdient mit 0:1 geschlagen geben. „Mittlerweile ist es eine Kopfsache. Wir dürfen nicht verkrampfen. Vielleicht tut den Köpfen die Pause trotz des 0:6-Debakels gegen Eichede gut. Wir wissen, dass genügend Potenzial im Team steckt. Das herauszukitzeln, ist die Aufgabe nach dem Re-Start. Diese Liga ist verdammt ausgeglichen, da entscheidet in den meisten Spielen die Tagesform“, glaubt Jaacks weiterhin an einen Aufschwung am Waldeck. Der Klassenerhalt bleibt das übergeordnete Saisonziel.
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