Vierte Plätze sind so ärgerlich – gerade bei Olympischen Spielen. Wenn es dann noch so knapp ist, wie bei Kira Weidle, der 14 Hundertstelsekunden zur Abfahrts-Medaille fehlten oder wie bei Lena Dürr, der im Slalom 0,19 Sekunden auf Gold und sieben Hundertstel auf Bronze fehlten, ist es doppelt bitter.
Es war so spannend! Ich hatte mir den Wecker brav auf 3.45 Uhr gestellt, um Kira zu sehen. Es sah auch so gut aus: Bis zur letzten Zwischenzeit war sie auf Medaillenkurs. Dass sie unten im Flachen fast eine halbe Sekunde verliert, hätte ich nicht gedacht, das liegt ihr eigentlich. So ist es verdammt schade, dass es wie bei Lena nur Rang vier wurde. Außer einer Verletzung gibt es für eine Sportlerin kaum etwas Schlimmeres.
Ich bin in meiner Karriere auch oft Vierte geworden. Etwa bei meinem letzten Olympia-Rennen in Sotschi, als ich im Slalom auf diesem undankbaren Platz landete. Nach Rang zwei im ersten Lauf, leistete ich mir im zweiten Durchgang einen Patzer im Flachstück. Da könnte ich mich heute noch drüber ärgern. Das vergisst man nicht, das nagt an einem, und das wird auch an Kira und Lena nagen.
Aber es war trotzdem eine starke Leistung von beiden. Manchmal fehlt eben das Hundertstel-Glück. Bei der letzten WM, als Kira Vizeweltmeisterin in der Abfahrt wurde und Lena Team-Bronze gewann, war es auf ihrer Seite. Man muss das jetzt abhaken. Spätestens, wenn sie Peking verlassen, für sie den "Ort des Grauens", und bei den nächsten Weltcups starten, schaffen sie das auch.
Maria Höfl-Riesch (37) gewann in Vancouver 2010 und Sotschi 2014 insgesamt drei olympische Goldmedaillen. Während der Spiele in Peking fungiert sie als SPORTBUZZER-Kolumnistin.
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