Beim Blick auf den Spielplan wäre man vor der Saison wohl kaum von einer derart brisanten Situation an diesem Bundesliga-Sonntagausgegangen. Borussia Dortmund tritt bei Spitzenreiter Union Berlin an und der FC Bayern empfängt den Zweiten SC Freiburg. Hut ab vor diesem Führungsduo, das sich nun schon seit gut einem Viertel der Spielzeit da oben festgesetzt und es sich in dieser komfortablen Situation fast schon bequem gemacht hat. Manche vergleichen Union und Freiburg schon mit Leicester City, das 2016 völlig überraschend den Titel in der Premier League gewonnen hat. So weit würde ich nicht gehen.
Für die Attraktivität der Bundesliga wäre es zwar herausragend - und ich muss das wiederholen: herausragend -, wenn einer der beiden Außenseiter deutscher Meister werden würde. Und ganz ehrlich: Nach den zehn Titeln des FC Bayern nacheinander wünsche auch ich es mir von Herzen. Aber es wird nicht so kommen. Die Münchner bleiben der Favorit und ich hoffe, dass der BVB zumindest ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefert. Warum ich nicht an die Berliner oder Freiburger glauben kann? Beide Teams sind für ihre Verhältnisse zwar sehr gut besetzt, aber insgesamt wird die Qualität nicht reichen, um den Spitzenklubs langfristig die Stirn zu bieten. Zumal sich angesichts der Kaderbreite irgendwann auch die Belastung durch die Europa League bemerkbar machen wird.
Das soll aber nicht bedeuten, dass ich die Überraschungsteams abschreibe. Im Gegenteil: So wie sich die Konstellation momentan darstellt, traue ich ihnen in jedem Fall die Qualifikation für die Champions League zu. Das wäre eine tolle Sache, die sich gerade die beiden Trainer absolut verdient hätten. Urs Fischer bei Union und Christian Streich beim SCF leisten seit Jahren glänzende Arbeit. Was mir besonders gefällt ist, dass sie sich stets auf die nächste zu bewältigende Aufgabe konzentrieren und nicht mit irgendwelchen Zukunftsszenarien Luftschlösser bauen. Dazu passen sie perfekt zu ihren derzeitigen Arbeitgebern.
Entwicklungen von Union und Freiburg sind kein Zufall
Union und Freiburg wirtschaften zudem nachhaltig und scheinen auch für die kommenden Jahre hervorragend aufgestellt. Die Berliner planen den Ausbau des Stadions An der Alten Försterei, im Breisgau steht bereits eine neue Arena. Zudem agieren beide Klubs klug auf dem Spielermarkt, fangen Abgänge von Leistungsträgern auf und erwirtschaften regelmäßig ein Transferplus. Ihre momentanen Entwicklungen sind also kein Zufall.
Wenn man mich aber fragt, ob einer der beiden Vereine das Zeug dazu hat, sich als dritte Kraft in der Bundesliga zu etablieren, so muss ich das verneinen. Es gibt einfach andere Klubs, die bessere Voraussetzungen und Potenziale haben. Um zu sehen, wie man das Beste aus den bestehenden Möglichkeiten macht, kann man dem VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen & Co. derzeit aber nur den Blick nach Berlin und Freiburg empfehlen.
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