Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich im Werben im Top-Talent Paul Wanner vom FC Bayern wieder in die Pole Position gekämpft und den österreichischen Verband zumindest vorerst ausgestochen. "Er möchte den Weg mit dem DFB jetzt so weitergehen", sagte U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo am Montag und berichtete von einem Treffen mit dem 17-Jährigen, dessen Vater und dessen Berater "vor circa zehn Tagen". Dort habe man Wanner die Möglichkeiten im deutschen Verband aufgezeigt. Allerdings betonte der Coach auch, dass die Entscheidung des Youngsters noch nicht als endgültig zu betrachten sei.
Wanner, der einen deutschen Vater und eine österreichische Mutter hat, bestritt bislang 15 Jugend-Länderspiele für den DFB. Im vergangenen November war er dann vom österreichischen Nationaltrainer Ralf Rangnick zu einem ÖFB-Lehrgang eingeladen worden, blieb allerdings ohne Einsatz für die Auswahl der Alpenrepublik. Di Salvo betonte, dass sich Wanner "Schritt für Schritt" entwickeln solle und dringend Spielzeit benötige. Der Mittelfeldspieler steht zwar regelmäßig im Profi-Kader der Bayern (Di Salvo: "Das ist eine Auszeichnung."), kommt aber kaum zum Zug. Insgesamt kam er in der laufenden Saison zu vier Einsätze in der ersten Mannschaft. Zur kommenden Saison scheint eine Leihe zu einem anderen Klub möglich.
Di Salvo: So kämpft der DFB um Talente mit zwei Pässen
In den vergangenen Monaten hatte der DFB im Ringen um Talente mit doppelter Staatsbürgerschaft wiederholt den Kürzeren gezogen. Beispiele sind Lazar Samardzic (Serbien), Josip Stanisic (Kroatien) oder Malik Tillman (USA). "Das ist ein wichtiges Thema", betonte Di Salvo: "Es zählt immer der Spieler und dessen Perspektive. Dazu das, was er fühlt und was er machen möchte. In letzter Zeit war es so, dass uns der eine oder andere Spieler verlassen hat. Es ist das gute Recht von jedem einzelnen Spieler zu entscheiden, für welches Land er spielen möchte. Für uns ist das natürlich schade und enttäuschend. Vor allem deswegen, weil wir uns um die Spieler bemühen und sie relativ früh fördern. Wir kennen ihr Potenzial und sprechen mit ihnen."
Konkurrenten locken DFB-Talente mit kurzfristiger Perspektive
Ohne einen konkreten Namen zu nennen, berichtete der U21-Coach von Fällen, die den DFB offenbar kalt erwischten. "Es gab bei dem einen oder anderen Spieler die Perspektive bis hin zur A-Nationalmannschaft. Es gab Absprachen und Commitments. Und wenn es so ist, dass wir dann plötzlich erfahren, dass man sich für ein anderes Land entscheidet, tut das schon weh. Man baut ja auch irgendwo eine Bindung und Vertrauen auf. Manchmal sind uns jedoch die Hände gebunden. Vor allem dann, wenn Nationen - vermehrt auch kleinere Nationen - die Karte A-Nationalmannschaft spielen", sagte Di Salvo.
Der DFB arbeite jedoch intensiv daran, die Spieler an sich zu binden. "Wir wollen noch früher an die Spieler ran und gucken, dass wir mit ihnen sprechen. Es geht darum, zu den Eltern eine Bindung schaffen und auch zu den Beratern, die heutzutage eine ganz wichtige Rolle spielen", sagte Di Salvo und erklärte, dass bei Youngstern, die mittelfristig für die A-Nationalmannschaft "entscheidend" sein könnten, auch Bundestrainer Hansi Flick und Sportdirektor Rudi Völler mit ins Boot geholt werden könnten. Es dürfte jedoch nicht passieren, dass ein Spieler nur deshalb in frühen Jahren in der A-Nationalmannschaft zum Einsatz käme, um ihn beim DFB festzuspielen.
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