24. März 2023 / 23:15 Uhr

BVB, PSG und Champions-League-Titel mit Chelsea: Der Weg von Thomas Tuchel zum FC Bayern

BVB, PSG und Champions-League-Titel mit Chelsea: Der Weg von Thomas Tuchel zum FC Bayern

Roman Gerth
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Thomas Tuchel kann auf Stationen beim BVB, PSG und Chelsea zurückblicken.
Thomas Tuchel kann auf Stationen beim BVB, PSG und Chelsea zurückblicken. © Getty Images (Montage)
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Als Nachfolger von Julian Nagelsmann verpflichtet der FC Bayern seinen Wunsch-Trainer Thomas Tuchel. Der im Herbst 2022 bei Chelsea entlassene Coach soll die hohen Ziele der Münchener, bestenfalls das Triple, in dieser Saison retten. Der SPORTBUZZER zeichnet die bisherige Karriere von Tuchel nach.

Nach dem völlig überraschenden Rauswurf von Julian Nagelsmann übernimmt Thomas Tuchel als Trainer beim FC Bayern München. Im vergangenen Herbst war der 49-Jährige in Folge einer längeren Negativserie trotz des Champions-League-Titels 2021 beim FC Chelsea entlassen worden. Schon vor fünf Jahren baggerten die Münchener an Tuchel – nun wechselt er an die Säbener Straße, wird am Samstag um 12 Uhr im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt und leitet am Montag sein erstes Training. Erster Gegner am 1. April (18.30 Uhr, Sky): Ausgerechnet Ex-Klub Borussia Dortmund, derzeit Tabellenführer der Bundesliga. Bei Bayern soll Tuchel das Triple in Angriff nehmen. Zahlreiche Titel hat der neue Bayern-Coach in seiner Karriere schon geholt. Der SPORTBUZZER, das Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), blickt auf seinen Weg zum deutschen Rekordmeister.

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Mainz 05 (2009 bis 2014)

Nach einer Spielerkarriere, die er mit Mitte 20 aufgrund einer Knorpelverletzung beenden musste, startete Tuchel seine Laufbahn als Trainer in den Jugend-Abteilungen des VfB Stuttgart (2000 bis 2005) und FC Augsburg (ab 2005), ehe er 2008 die A-Junioren von Mainz 05 übernahm und auf Anhieb die Meisterschaft feierte. Lediglich 14 Monate später wurde er zum Chef-Trainer der Profis befördert, nachdem sein Vorgänger Jörn Andersen trotz des erfolgreichen Wiederaufstiegs nach einer Pokal-Pleite beim VfB Lübeck entlassen wurde. Tuchel und Mainz, das passte auf Anhieb: In seinen ersten drei Spielen blieben die Rheinhessen ungeschlagen, seinen ersten Sieg feierte Tuchel gleich gegen seinen jetzigen Arbeitgeber Bayern.

Tuchels Mainzer sorgten auch mit attraktivem Konterfußball für Aufsehen – viele erinnern sich an die "Bruchweg Boys" André Schürrle, Lewis Holtby und Adam Szalai als Kernstück der Mannschaft, die in der Saison 2010/2011 mit sieben Siegen in die Saison startete. Tuchel schaffte das, was seinem Vor-Vorgänger Jürgen Klopp verwehrt blieb: Er etablierte Mainz in der Bundesliga. Wenig rühmlich dann sein Abschied: Am Ende der Saison 2013/2014 gab er nach fünf Jahren seinen Rücktritt bekannt und überraschte damit die Mainzer Bosse. Sein Vertrag, der noch ein Jahr gültig war, wurde nicht aufgelöst, sondern ruhte - was Tuchel einen sofortigen, ablösefreien Wechsel zu einem anderen Klub verwehrte. In seinem letzten Vertragsjahr erhielt er kein Gehalt.

Borussia Dortmund (2015 bis 2017)

Auch bei seinem nächsten Verein hatte Tuchel mit dem langen Schatten von Jürgen Klopp zu kämpfen. Bei Borussia Dortmund wurde er sogar zum unmittelbaren Nachfolger der BVB-Ikone, die den Verein in der erweiterten Weltspitze etabliert hatte. Ein schweres Erbe für Tuchel, der während seines "Sabbaticals" Engagements beim Hamburger SV und dem damaligen Zweitligisten RB Leipzig ablehnte. Mit dem BVB spielte er auf Anhieb die nach Punkten zweitbeste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte – bitter aus Dortmunder Sicht, dass die Bayern noch zehn Punkte mehr holten.

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Auch die zweite BVB-Saison von "TT" lief erfolgreich: Die Dortmunder wurden Dritter und gewannen den DFB-Pokal – es war Tuchels erster Titel mit einem Profiteam. Da war indes schon längst offensichtlich, dass er seinen bis 2018 laufenden Vertrag beim Revierklub nicht erfüllen würde. Es gab Differenzen mit der Vereinsführung, die nach dem Sprengstoffanschlag auf den BVB-Bus vor dem Champions-League-Viertelfinale gegen die AS Monaco offen zutage getreten waren. Tuchel hatte es abgelehnt, die Partie nur einen Tag nach dem Vorfall auszutragen, bei dem der Spieler Marc Bartra verletzt worden und die Mannschaft wohl nur knapp einer größeren Katastrophe entkommen war. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sprach später von einem "Dissens" mit Tuchel, dessen Verhältnis zum Team nicht mehr intakt war.

Paris Saint-Germain (2018 bis Ende 2020)

Es war für Tuchel an der Zeit, sich von Klopp zu befreien, der im Oktober 2015 in die englische Premier League gewechselt war und den FC Liverpool übernommen hatte. Tuchel zog es ebenfalls ins Ausland. Für ein Engagement beim finanzstarken Star-Ensemble von Paris Saint-Germain sagte er den Bayern noch ab. "Ici, c'est Paris" twitterte der gebürtige Krumbacher, der es bei PSG als Nachfolger von Unai Emery schaffte, sich auch auf internationaler Bühne einen Namen zu machen. Beim aus Katar alimentierten Scheich-Klub war das Beste gerade gut genug, Tuchel konnte sich mit Transfer-Weltrekordler Neymar (222 Millionen Euro) und Supertalent Kylian Mbappé auf zwei der talentiertesten Spieler der Welt verlassen – und musste anders als beim BVB nicht fürchten, dass Leistungsträger verkauft werden mussten.

Tuchel offenbarte keine Anlaufschwierigkeiten, in der Ligue 1 stellte er mit 14 Siegen in 14 Spielen einen neuen Startrekord auf, gewann in seinen zwei kompletten Spielzeiten stets die Meisterschaft. Sein Vertrag wurde prompt um ein Jahr verlängert, auch wenn der hochambitionierte Klub Verein im Tuchels erstem Jahr bereits im Achtelfinale aus der Champions League ausschied. Die Königsklasse ist seit dem Einstieg von Katar das erklärte Ziel der Investoren - und Tuchel kam dem Traum so nahe wie kein Trainer vor ihm: Im folgenden Jahr schaffte es Tuchel in einer von der Corona-Krise überschatteten Saison mit seiner Mannschaft bis ins Endspiel – wo er ausgerechnet von Bayern und Ex-PSG-Talent Kingsley Coman gestoppt wurde.

Schleppend verlief indes der Start in die anschließende Spielzeit. PSG verlor gleich die ersten beiden Spiele. Zwar gewann der Edel-Kader die folgenden acht Partien, anschließend kehrten die Formschwankungen jedoch zurück. Wenige Tage vor dem Jahreswechsel wurde Tuchel entlassen - auf Platz 3 in der Ligue 1.

FC Chelsea (2021 bis September 2022)

Mit dem FC Chelsea hat Tuchel in etwas mehr als anderthalb Jahren einiges erlebt. Im Januar 2021, gerade erst in Paris entlassen, heuerte er als Nachfolger von Frank Lampard bei den "Blues" an. Nur vier Monate später stand der Deutsche mit den Londonern auf Europas Fußball-Thron, nachdem sein Landsmann Kai Havertz das goldene Tor zum Champions-League-Sieg im Finale gegen Manchester City erzielt hatte. Auf dem Weg dorthin schaltete Chelsea erst Atlético Madrid, dann den FC Porto und schließlich Real Madrid aus.

In der Saison 2021/2022 schaffte es Chelsea sowohl im englischen Ligapokal als auch im prestigeträchtigen FA Cup ins Endspiel. Beide Male traf das Tuchel-Team auf das von Klopp trainierte Liverpool. Im Ligapokal trat nach 21 verwandelten Strafstößen der eigens für das Elfmeterschießen eingewechselte Torwart Kepa Arrizabalaga an – und verschoss. Der Londoner Klub verlor mit 10:11 nach Elfmeterschießen. Im FA-Cup-Finale ließ Tuchel seine Nummer eins, Edouard Mendy, im Tor, unterlag aber trotzdem mit 5:6 gegen Klopps Liverpooler. Noch in der Anfangsphase der laufenden Spielzeit musste Tuchel aber bei den "Blues" seine Koffer packen. Der Saisonstart ging daneben, einen Tag nach der 0:1-Pleite gegen Dinamo Zagreb zum Auftakt der Gruppenphase in der Königsklasse gab Chelsea das Aus des Trainers bekannt.

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