Leipzig. „Wir sind eine Wundertüte“, sagt Timo Enders und widerspricht gleich mal seinen Spielerinnen. Die scherzen nämlich in derber Wortwahl, sie könnten gut und sie könnten scheiße. „Wir können gut und wir können richtig gut“, stellt der 39-jährige Coach klar. Die Vorfreude ist spürbar beim jungen Frauenfußballverein FC Phoenix vor dem Regionalliga-Debüt am Sonntag daheim gegen den Magdeburger FFC (14 Uhr, der Wurzner Straße 140b). Vor drei Wochen wurden die Magdeburgerinnen, die nach dem Trainingslager gerade platt waren, 8:1 im Test besiegt. Unterschätzt werden die Elbestädterinnen nicht.
Saisonziel? Klassenerhalt
Nach zwei Aufstiegen in Folge spielen die Phoenix-Damen nun zum ersten Mal in einer Liga mit ernsthafter Konkurrenz. „Jetzt wird sich zeigen, welche Klasse unsere Mannschaft wirklich hat,“ erzählt Torhüterin Rena Hoffmann. Druck verspürt dennoch niemand. „Wir haben ja auch nichts zu verlieren – das ist das Schöne“, so die Kapitänin Katharina Freitag.
Intern wurde das Saisonziel Klassenerhalt ausgesprochen, vom Aufstieg ist jedenfalls nicht die Rede. Vielmehr möchte Freitag „die gefestigten Teams ärgern“. Und was sagt der Trainer? „Wir haben keine Ambitionen aufzusteigen. Wir sind ein kleiner Verein, deswegen werden die Auswärtsfahrten nervig. Da kommt nicht einfach ein Bus und holt dich ab“, meint Enders. Eines steht für ihn fest: „Wir steigen nicht ab, dafür sind wir zu gut.“ Doch gibt es einen Wunsch. „Vielleicht können wir RB sechs Punkte abluchsen“, lacht der bis zum Hals tätowierte Trainer. Die Derbys gegen RB und Eintracht Süd elektrisieren alle im Team, zuletzt verlor Phoenix das Pokalfinale gegen RB nur knapp. „Aller guten Dinge sind drei“, sagt Torhüterin Rena Hoffmann mit Blick auf den Pokal. Nach zwei Finalniederlagen soll der Pott geholt werden.
Im Training wird's auch mal laut
Die 32-Jährige würde gern gegen Magdeburg starten. „Wir sind drei Torhüterinnen und ich bin die Älteste. Deswegen freue ich mich über jeden Einsatz. Doch mir ist wichtig, dass der Nachwuchs nachkommt. Ich möchte Erfahrungen weitergeben, damit die anderen sicherer werden und Selbstvertrauen bekommen.“ Obwohl es keine Abgänge oder externen Neuzugänge gibt, verstärkte sich Phoenix mit drei 16-jährigen Talenten aus den eigenen Reihen. Celina Herbst wurde im Relegationsspiel und im Pokalfinale bereits eingesetzt. Nun ist das Trio fester Bestandteil des Kaders.
„Trainieren, Trainieren, Trainieren! Und da wird es auch mal laut. Aber das ist wichtig, das ist Fußball. Hier wird keiner mit Samthandschuhen angefasst. Wir wollen was erreichen und das geht nur mit Fleiß“, so Rena Hoffmann. Highlight der Vorbereitung waren neben dem Trip nach Mallorca die deutsche Meisterschaft im Matschfußball, bei denen Phoenix als einziges weibliches Team antrat. „Es war kalt“, erinnert sich Katharina Freitag. „Wasser kam von oben und unten. Dafür, dass wir keine Wechsler hatten, alle Gegner doppelt so große Oberschenkel wie wir besaßen und die Männer dachten, die Welt geht unter, wenn sie gegen uns ein Gegentor kriegen, waren wir sehr zufrieden.“ Das Team hatte sogar einen RTL-TV-Auftritt im Matsch. Fazit der Spielführerin? „Es läuft! Es war eine schöne Vorbereitung – und Timo hat uns fit gemacht.“
Anzeige: Erlebe die gesamte Bundesliga mit WOW und DAZN zum Vorteilspreis