Als langjähriger Kapitän des FC Schalke 04 kennt Benedikt Höwedes (32), der seine Karriere in diesem Sommer beendet hat, die Besonderheiten des Revierderbys ganz genau. Seit Beginn der Saison ergänzt Höwedes das Expertenteam des TV-Senders Sky. Vor dem Auftritt von S04 beim Erzrivalen Borussia Dortmund an diesem Samstag (18.30 Uhr, Sky) spricht der Weltmeister von 2014 über die Rivalität mit dem BVB und mögliche Auswege aus der Schalker Krise.
SPORTBUZZER: Benedikt Höwedes, zwölfmal haben Sie das Revierderby für Schalke 04 in der Bundesliga bestritten – viermal gewonnen. Wie fiebern Sie dem Spiel als Außenstehender entgegen?
Benedikt Höwedes (32): Es ist eine andere Vorfreude, weil man vorher mit anderen Themen beschäftigt ist. Das Spiel kommt emotional erst bei mir an, wenn der Samstag gekommen ist und die Partie angepfiffen wird. Als Spieler bereitet man sich eine ganze Woche darauf vor. Normalerweise kommen die Fans noch dazu.



Was hat Ihnen das Derby bedeutet?
Ich habe ja schon in der U14 Derbys gespielt, und auch da ging es immer heiß her. Es ist nicht faktenbasiert, aber mein Gefühl sagt mir, dass meine Ausbeute gegen den BVB ziemlich gut war (lacht).
Haben Sie beim 1:1 gegen Union Berlin, dem zweiten Spiel unter dem neuen Trainer Manuel Baum, Fortschritte gesehen?
Ja, weil die Jungs mit einer anderen Körpersprache aufgetreten sind. Ich glaube, dass Manuel Baum gute Qualitäten hat, das Team hinzubekommen. Es ist eine extrem schwierige Aufgabe, mit einer Mannschaft zusammenzuarbeiten, die 20 Spiele nicht gewonnen hat.
Haben Sie seinem Vorgänger David Wagner die Wende nicht zugetraut?
Ich kann Wagner nur von außen beurteilen. Bei ihm als Trainer liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Er hat mit der Mannschaft in der Hinrunde etwas über den Verhältnissen gespielt und eine unglaublich schlechte Rückrunde hingelegt, mit vielen Ausfällen. Aber wenn man so lange nicht gewinnt, braucht man sich irgendwann ein wenig auf – in der Argumentation, in der Sprache. Das liegt aber nicht an Wagners Person, sondern an der Sache an sich.
Tut es Ihnen weh, zu sehen, in welcher wirtschaftlichen Schieflage sich S04 derzeit befindet?
Klar. Aber das ist nicht erst gestern entstanden, sondern war ein Prozess über die vergangenen Jahre. Mit der Corona-Krise hat es maximale Ausmaße angenommen. Sportlicher Erfolg ist wichtig, um wieder positive Bilanzen zu schreiben. Aber man muss auch vernünftig wirtschaften, mit Gehältern, Ein- und Verkäufen haushalten.
Könnte eine Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Verein die wirtschaftlichen Probleme lösen?
Das muss man sehen. Sportvorstand Jochen Schneider will den Mitgliedern ja ein Konzept vorlegen, das nicht unbedingt mit einer Ausgliederung zu tun hat. Er will es anders handhaben.
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Aber Sie haben sicher dennoch eine Meinung dazu.
Man muss schon aufpassen, dass man den Anschluss an alle anderen Mannschaften nicht verliert.
Das klingt aber, als hielten Sie eine Ausgliederung grundsätzlich für ein bewährtes Modell.
Klar haben andere gezeigt, dass man dadurch in andere Strukturen und Möglichkeiten hineinkommen kann. Aber der Verein ist nun einmal auf Werten aufgebaut, die das eigentlich nicht erlauben (für eine Ausgliederung sind 75 Prozent Zustimmung der Mitgliederversammlung nötig, Anm. d. Red.). Darum muss man abwarten, was Jochen Schneider präsentieren wird.