Didier Deschamps ging in die Knie und ballte die Hände zu Fäusten. Der Trainer der französischen Nationalmannschaft schien sicher zu sein, dass es jetzt reichen wird. 65 Minuten waren da gespielt im WM-Finale gegen Kroatien. Kylian Mbappé hatte gerade das 4:1 erzielt, sechs Minuten nach Paul Pogbas 3:1 (59.). Zwei Tore, die das größte Spiel des Fußballs in wenigen Minuten entschieden. Dabei hatte Kroatien dieses Endspiel mit Offensivfußball geprägt, Gewinner aber sind die Franzosen, die mit kühlem Zynismus und Spielglück triumphierten.
„Mein Herz ist glücklich. Wir haben es geschafft und bringen den Pokal nach Frankreich“, jubelte Superstar Antoine Griezmann. 4:2 siegte Frankreich – es ist der zweite WM-Titel für die Grande Nation. Trainer Deschamps, 49 Jahre alt, reihte sich in den winzigen Kreis derjenigen ein, die als Spieler und Trainer Fußball-Weltmeister geworden sind. Die beiden übrigen Mitglieder: Brasiliens Mario Zagallo und Franz Beckenbauer. „Wir haben viel Qualität gezeigt“, analysierte Deschamps.



20 Jahre nach seinem ersten Titelgewinn war Frankreich am Sonntag in Moskau durch das Eigentor von Mario Mandzukic in Führung gegangen (18.). Ivan Perisic glich aus (28.), ehe ein Handelfmeter von Griezmann nach Videobeweis den Weg zum Titel ebnete (38.). Nach Pogba und Mbappé traf Mandzukic zwar noch zum 4:2 (69.), doch zu mehr reichte es für Kroatien nicht. Den größten Erfolg in der Sportgeschichte des Landes stellte der zweite Platz dennoch dar, nach Platz drei bei der WM 1998. Ein Trost? Wohl kaum. Trainer Zlatko Dalic hatte dennoch die „beste Leistung“ seiner Mannschaft im Turnier gesehen.
„Ich habe den Spielern gesagt, dass sie stolz sein können“, sagte er in der anschließenden Pressekonferenz. Vor allem die Kroaten hatten das Endspiel angriffslustig begonnen, ohne sich größere Chancen erarbeiten zu können. Zumal die Franzosen mit dem Anfangselan der Kroaten gerechnet hatten. Wie so oft in diesem Turnier legten sie zuallererst Wert auf Sicherheit und ergriffen erst in nächster Instanz die Initiative. Nach 18 Minuten erfolgreich. Die Führung fiel – ganz im Trend dieser WM – nach einer Standardsituation. Eine Aktion von Marcelo Brozovic gegen Griezmann wertete Schiedsrichter Nestor Pitana als Foul. Griezmann selbst brachte den Freistoß vors Tor, Mandzukic lenkte den Ball mit dem Kopf ins eigene Netz. Der frühere Stürmer des FC Bayern schüttelte ungläubig den Kopf.
Frankreich in Noten: Die Einzelkritik zum WM-Finale gegen Kroatien
Danach alles wie vorher: Kroatien griff an, Frankreich begnügte sich mit Verweigerungsfußball. Dennoch benötigten die Kroaten nur zehn Minuten für den Ausgleich, erneut ging diesem eine Standardsituation voraus. Luka Modric, später als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet, flankte einen Freistoß in den Strafraum, Domagoj Vida schob den Ball zu Perisic. Der ehemalige Dortmunder und Wolfsburger schloss zum 1:1 ab (28.). Zum vierten Mal in Serie hatte Kroatien einen 0:1-Rückstand ausgeglichen, wie in allen vorherigen K.-o.-Spielen.
Diesmal folgte der nächste Rückstand für die Kroaten, weil Schiedsrichter Pitana erneut in die Hauptrolle schlüpfte. Nach Videostudium entschied er auf Strafstoß (38.). Perisic war der Ball nach einem Kopfballduell an die Hand geflogen. Griezmann schob zu seinem vierten Turniertor ein. Pogba und Mbappé sorgten für die Entscheidung. Das 4:2 von Mandzukic nach einem Fehler von Frankreichs Torwart Hugo Lloris blieb folgenlos. Deschamps durfte sich da schon sicher sein, dass der WM-Titel nach Frankreich geht.
Kroatien in Noten: Die Einzelkritik zum WM-Finale gegen Frankreich
Ihre Medaillen und den Pokal erhielten seine Spieler dann in einem plötzlichen Platzregen. Auch die Honoratioren um Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, der schon auf der Ehrentribüne ausgelassen gejubelt hatte, und die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic (im Kroatien-Trikot) wurden klatschnass. Zumindest den Franzosen dürfte die Abkühlung egal gewesen sein. Sie feierten mit dem Pokal im goldenen Konfettiregen.
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