Gegenwart und Zukunft könnten für den 1. FFC Turbine Potsdam am Ostermontag nah beisammen liegen. Im Leverkusener Ulrich-Haberland-Stadion kämpfen die Fußballerinnen aus Brandenburg ab 18.30 Uhr (live bei Sky) gegen Bayer 04 um den Einzug in das Endspiel des DFB-Pokals. Ziel der Potsdamer Träume ist aber das Rheinenergiestadion in Köln, das am Montag nur eine Rhein-Überquerung entfernt liegt. Das Frauen-Finale, zuvor regelmäßig vor dem Endspiel der Männer im Berliner Olympiastadion ausgetragen, hat seine Heimat seit 2010 in der Domstadt. 2015 waren die Turbinen zuletzt dabei. Die Sehnsucht nach einer Rückkehr ist groß.
Gut, dass Potsdam eine Spielerin dabei hat, die sich mit beiden Standorten ganz gut auskennt. Mit dem in Leverkusen, wo Isabel Kerschowski zwischen 2012 und 2014 sowie 2018 und 2021 die Außenbahnen beackerte. Und mit dem in Köln, wo sie von 2015 bis 2018 viermal in Serie mit dem VfL Wolfsburg die silberne Trophäe in den Himmel recken konnte. „Wir wollen unbedingt ins Finale. Das wäre für die Mannschaft ein großer Schritt und auch für mich wäre das natürlich noch einmal super“, sagt die 34-Jährige, die ihre lange und titelreiche Karriere mit Ablauf dieser Saison beenden wird.
Kerschowski: "Es ist mir sehr schwer gefallen, Leverkusen im vorigen Jahr zu verlassen"
Mit einem guten Gefühl werde sie am Montag an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren. „Es ist mir sehr schwer gefallen, Leverkusen im vorigen Jahr zu verlassen. Ich habe mich dort immer pudelwohl gefühlt“, bemerkt Isabel Kerschowski. Und trotzdem ruhen die alten Freundschaften nun für 90 und wenn nötig noch mehr Minuten. „Für den Verein, dessen Trikot ich trage, gebe ich auf dem Platz alles“, verspricht die fünffache Pokalsiegerin. Und das ist jetzt eben Turbine.
Schon als der Potsdamer Verein letztmals die Trophäe holte, spielte Isabel Kerschowski eine Hauptrolle. 2006, damals noch in Berlin, traf Turbine im Endspiel auf den 1. FFC Frankfurt. „Carolin Schiewe und ich wurden extra von der U19-Nationalmannschaft zurückgerufen, eigentlich als Ersatzspielerinnen, aber dann wurde ich wirklich eingewechselt“, erinnert sich Kerschowski noch lebhaft. In der 77. Minute schickte Trainer Bernd Schröder „Isi“ aufs Feld. „Und 80 Sekunden später schieße ich das 1:0.“ Turbine gewann 2:0.
Für die gebürtige Berlinerin soll sich nun ein Kreis schließen. Noch einmal ins Finale, noch einmal um den Pokal spielen. „Wir haben Selbstvertrauen, werden alles dafür geben. Wir haben da richtig Lust drauf“, verspricht die Allrounderin, die in dieser Saison bei Turbine von Abwehr bis Angriff schon alles gespielt hat. „Die Tagesform wird entscheiden. Wenn wir wie in der Liga in Rückstand geraten, wird es ganz schwer“, weiß sie.
Auch ihr aktueller Trainer Sofian Chahed will den jüngsten Eindrücken vom Gegner aus dem Punktspiel im Februar, als Potsdam nach 0:2-Rückstand noch 4:2 gewann, nur bedingt Vertrauen schenken. „Leverkusen hat seine Stärken in der Offensive. Milena Nikolic weiß, wo das Tor steht. Auch Dora Zeller ist torgefährlich“, warnt Chahed. Und schließlich wird auch Bayer 04, wo gerade Juliane Wirtz, die ältere Schwester von Nationalspieler Florian Wirtz, ihren Vertrag bis 2024 verlängert hat, die Turbinen als vermeintlich leichteste Hürde auf dem Weg ins Endspiel nach Köln ansehen.



Schon am Ostersonntag (12.30 Uhr/Sky) treffen in München erneut die Schwergewichte FC Bayern und VfL Wolfsburg aufeinander, um den ersten Finalisten zu ermitteln. Die Länderspielpause, aus der alle Turbine-Nationalspielerinnen verletzungsfrei zurückgekehrt sind, erschwere die Vorbereitung für alle Teams gleichermaßen, glaubt Chahed und hofft, „dass wir den Rhythmus schneller wiederfinden als Leverkusen“. Dann könnte es Ende Mai klappen mit einer weiteren Reise an den Rhein.
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