Der erste positive Corona-Befund innerhalb der Mannschaft, Quarantäne-Einschränkungen für alle und nun der Verzicht auf die weitere Europapokalteilnahme in dieser Saison: Der SC Potsdam durchlebt mit seinem Frauen-Volleyball-Bundesligateam eine turbulente Woche. Nachdem der Club unlängst einen Covid-19-Fall melden musste, gab er am gestrigen Freitag bekannt, Ende des Monats nicht zum CEV-Cup-Turnier nach Istanbul zu reisen. „Wir wollen einfach keine Risiken eingehen – zumal uns das größte Highlight der Vereinsgeschichte bevorsteht“, sagte SCP-Sportdirektor Toni Rieger mit Blick auf die erstmalige Teilnahme am deutschen Pokalfinale am 28. Februar in Mannheim.
Ligarivale Dresden wagt hingegen die Reise
Im November hatten die Potsdamerinnen ihr Auftaktspiel im zweithöchsten Volleyball-Vereinswettbewerb Europas daheim gegen Hapoel Kfar Saba aus Israel gewonnen und waren dadurch in die nächste Runde eingezogen. Vom 26. bis 28. Januar soll nun komprimiert in Turnierform Achtel- und Viertelfinale ausgetragen werden. Der SCP sollte nach Istanbul und dort zunächst auf Gastgeber Galatasaray treffen. Das andere Duell lautet Dresdner SC gegen die Sloweninnen von Nova KBM Branik Maribor. Während Ligarivale Dresden gestern seine Teilnahme bestätigte, zog der Brandenburger Club sein Team zurück.
SC Potsdam: Kader 2020/21 in der Frauenvolleyball-Bundesliga
Grund ist die Einstufung der Türkei durch das Auswärtige Amt als Corona-Risikogebiet sowie die dort strengen Ein- und Ausreiseregeln. Wird jemand vor Ort positiv auf Covid-19 getestet, darf derjenige 14 Tage lang nicht das Land verlassen. Potsdam und Dresden hatten um Ausnahmegenehmigungen gekämpft. Weil es diese aber nicht gab, hatten sie zunächst die Verschiebung der Spiele beantragt. Dem folgte der europäische Verband CEV und setzte das für Dezember geplante Turnier auf Ende Januar neu an. Die deutschen Bemühungen um einen anderen Austragungsort blieben dann erfolglos, ebenso bestehen weiterhin die hohen Reisehürden ohne Ausnahme.
Keine Strafe wegen Startverzicht
„Auch wenn der Verzicht sportlich schwerfällt, weil es wertvolle Erfahrungen gewesen wären, die unserer Entwicklung gut getan hätten, können wir einfach jetzt nicht dorthin. Das ergibt in der Situation keinen Sinn“, sagte Rieger. Eine Strafe wegen der Nicht-Teilnahme sei nicht zu befürchten, wie ihm die Verantwortlichen der Volleyball-Bundesliga zugesichert hätten.

Auch dem Dresdner SC fiel die Entscheidung nicht leicht. Sie wurde aber zugunsten des internationalen Starts getroffen – wegen der „sportlichen Chancen“, wie die DSC-Geschäftsführerin Sandra Zimmermann sagte. Und sie betonte: „Wir werden alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen treffen, um die Sicherheit zu gewährleisten.“
Allerdings bleibt es ein Wagnis, das der SC Potsdam nicht eingehen möchte. Rieger verweist auf die Champions-League-Teilnahme des Schweriner SC Ende 2020 in Italien, als es trotz vieler Vorkehrungen zu mehreren Corona-Infektionen beim Cup-Finalgegner des SCP gekommen war. „Wenn uns jetzt in der Türkei Vergleichbares passiert wäre, hätten wir ein riesiges Problem für das Endspiel in Mannheim gehabt. Kaum Training, vielleicht viele Ausfälle – das wollen wir vermeiden“, sagte der Sportdirektor.
Neuer Termin für Aachen-Spiel
Wenngleich den Club-Verantwortlichen bewusst ist, dass die Gefahr auch hier lauert. Eine Potsdamer Spielerin wurde positiv getestet und befindet sich mit ihrer WG-Partnerin, deren Befund negativ ausgefallen war, in Quarantäne. Für den Rest des Teams, bei dem keine Infektion nachgewiesen wurde, verhängte das Gesundheitsamt eine sogenannte Arbeitsquarantäne: von zu Hause direkt ohne andere Kontakte zum Training und genauso zurück.
Der für Samstag geplante Jahresauftakt daheim gegen die Ladies in Black Aachen wurde auf den 3. Februar, einen Mittwoch, mit Beginn um 19 Uhr verlegt. Das Bundesliga-Auswärtsmatch des aktuell Tabellensechsten beim drittplatzierten VfB Suhl eine Woche später sei – Stand jetzt – nicht gefährdet, sagte Rieger.