Leipzig. Die BSG Chemie Leipzig gerät unter Druck: Der Bau des geplanten Flutlichtes wird zum Thema beim Nordostdeutschen Fußball-Verband und konkurrierenden Vereinen. Hintergrund sind die auslaufende Zweijahresfrist, die den Aufsteigern in die Regionalliga gewährt wird, um das vorgeschriebene Flutlicht zu errichten – und ein Streit des NOFV mit dem Berliner AK.
Der Bau einer Flutlichtanlage verschlingt Geld, viel Geld. Von mindestens 400.000 Euro Anschaffungskosten gehen die Leutzscher aus, die baulichen Gegebenheiten (Untergrund, Baufreiheit) im alten Stadion machen die Angelegenheit zum teuren Spaß. Diese Summe kam bei den vier von der aktiven Fanszene organisierten Freundschaftsspielen gegen Schalke (U23), 1860 München, Düsseldorf und Frankfurt zusammen.



In Auerbach (Aufrüstung der vorhandenen Strahler), Halberstadt (2015, 480.000 Euro, Finanzierung durch die Stadt) und Fürstenwalde (2020, ca. 150.000 Euro, 50.000 Euro Zuschuss der Stadt) wurde in den vergangenen Jahren gebaut, der Bischofswerdaer FV musste indes nach Bautzen umziehen.
Diese Vereine fühlen sich benachteiligt, weil andere wie der Berliner AK jahrelang der Forderung nicht nachkamen. Die Ausnahmegenehmigung plus ein halbes Jahr Gnadenfrist für die Berliner lief Ende 2020 aus. Sechs Wochen später stand nun Mitte Februar das Flutlicht. Dennoch leitete der Verband ein Sportgerichtsverfahren ein. Sogar der Ausschluss des BAK aus der Liga steht im Raum.
Drei Varianten
Die Leutzscher fühlen sich angesichts dieses Szenarios unwohl. Zwar haben sie einen großen Teil der bürokratischen und finanziellen Hürden genommen, ein Baubeginn aber ist nicht abzusehen. Die Frist läuft eigentlich im Sommer ab. Versäumnisse kann man der BSG Chemie nicht vorwerfen, das sieht auch NOFV-Präsident Hermann Winkler so: „Chemie trifft keine Schuld, der Verein hat sich intensiv gekümmert“. Chemie-Vorstandsvorsitzender Frank Kühne: „Wir waren sogar schneller als wir mussten, haben bereits vor dem Aufstieg in die Regionalliga 2019 die Bauvoranfrage gestellt.“ Diese wurde nach anderthalb Jahren durch die Stadt positiv beschieden. „Wir befinden uns hier in einem hochsensiblen Landschaftsschutzgebiet, es war unter anderem ein Lichtemissionsgutachten nötig. Nun ist das Flutlicht genehmigungsfähig“, so Kühne.
Liefe alles wie geplant, würden die Strahler laut BSG-Bauplaner und Architekt Sebastian Goltzsch bis Mitte 2022 fertig sein. Derzeit würden drei Varianten geprüft, wie die Anlage aussehen soll, dabei sollen auch die Mitglieder einbezogen werden. Parallel erfolgte die Baugrunduntersuchung, die Voraussetzung für den Bauantrag ist. Die Bearbeitung kann 12 bis 24 Wochen dauern. Auch Medienanschlüsse müssen ins marode Stadion gelegt werden – erst dann können Fundamente und Masten gebaut werden.
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Ein komplexes Thema also. Bei dem Chemie nicht Herr des Verfahrens ist: „Der Verein hat alles getan, was ihm möglich war, reagiert immer zeitnah auf alle Erfordernisse. Wir haben das Geld, wir haben den Willen. Aber die Entscheidungen trifft die Stadt“, sagt Frank Kühne.
Bis Ende Juni nicht zu schaffen
Für März ist ein Treffen von Hermann Winkler und Uwe Dietrich (NOFV-Spielausschuss) mit Sportbürgermeister Heiko Rosenthal avisiert. Bis dahin stehen Verein und Verband in engem Austausch. Kühne: „Der NOFV ist voll informiert und auf dem Laufenden. Wir arbeiten hart dafür, das hinzubekommen. Ich bin guter Dinge, dass man den Fall des BAK, der schon zehn Jahre in der Regionalliga spielt, nicht mit uns vergleichen kann. Zudem bezahlt dort die Stadt Berlin das Flutlicht, während wir die 400.000 Euro allein stemmen mussten.“
Herrmann Winkler bestätigt: „Wir sind in guten Gesprächen. Wir sind Realisten und wissen, dass es nicht bis 30. Juni 2021 zu schaffen ist. Trotzdem müssen wir darauf achten, dass jeder gleich behandelt wird. Aber ich bin kompromissbereit, wir wollen Chemie helfen – ich als Präsident und wir als Verband.“
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