Leipzig. Von Syrien über den Flügelflitzer zum Schiedsrichter: Ahmad ist Referee im Förderkader des Fußballverbandes der Stadt Leipzig (FVSL). Und will einiges erreichen.
Kulturelle Vielfalt bei Blau-Weiß
Vor sechs Jahren flüchtete er mit seinem Cousin von Syrien nach Deutschland. Er konnte die Sprache nicht, „nur etwas Englisch“, sagt der heute 19-Jährige. „Ich hatte die ersten Wochen keine Routine und keine Schule. Mir war langweilig.“ Weshalb Ahmad beim FC Blau-Weiß Leipzig als Kicker anheuerte. Der Spieler lief als Flügelflitzer, später als Abwehrmann auf. Und er entschied sich 2017 für eine Schiedsrichter-Ausbildung.



Dass der Verein in Kleinzschocher auf kulturelle Vielfalt setzt, ist nicht neu. Fußballbegeisterte aus 30 Nationen sind bei den Leipzigern aktiv und schlagen neue Wurzeln in der Messestadt. Blau-Weiß kümmert sich auffallend um die jungen Leute und „konzentrieret sich auch auf die Schiedsrichterausbildung“, sagt Jakob Reiche. Das sei Integration, wie man sich die vorstelle, so der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses des Fußballverbandes der Stadt Leipzig (FVSL).
Hohe Einsatzbereitschaft
Zehn Unparteiische zählt Blau-Weiß, sechs davon haben Migrationshintergrund. Vier der Referees seien besonders engagiert und deshalb im FVSL-Förderkader, erzählt Philipp Bludovksky, Vorsitzender für Soziales und Ehrenamt. Ahmad hält viel von seinem Unterstützer Bludovsky. „Er hat mir persönlich viel geholfen. Bei Unterlagen für die Schule, Stipendien und Bewerbungen.“ Der Kicker besitzt mittlerweile den Realschulabschluss und ist das zweite Jahr im FVSL-Förderkader. Auch Schiri-Obmann Karsten Breuer steht dem Nachwuchs zur Seite, vermittelt zwischen Unparteiischen und Verband. Der 33-Jährige lobt die hohe Einsatzbereitschaft seiner Sportfreunde. „Die Jungs haben sich in die Sprache und den Lehrgang reingefuchst.“
Ahmad will nach oben
Probleme hatte Ahmad bei seinen ersten Einsätzen auf dem Feld nicht. Nur die Herangehensweise mit Kids im Kleinfeld sei anders gewesen. Für Kindern auf dem Kleinfeld brauche man ein anderes Händchen als mit Jugendlichen auf dem Großfeld. Ahmad sehnt sich nach einem Re-Start. „Es ist sehr traurig für mich.“ Zu Beginn des Lockdowns war ein Probespiel bei den Stadtklasse-Herren geplant – für den Aufstieg des Spielleiters in die Stadtliga. Dann kam Corona und die große Stille.

Sein Ziel? „Es soll nach oben gehen“, aber er wolle nicht übertreiben. „Regionalliga ist auf jeden Fall drin. Wenn ich es weiter schaffe, dann ist es super.“ Derzeit ließe die Motivation im Corona-Alltag zu wünschen übrig. Heißt angreifen, wenn die Ungewissheit ein Ende hat. „Wenn es weitergeht, muss ich paar Wochen eher mit dem Training anfangen.“ Arbeiten für seinen großen Traum.
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