Leipzig. Winterzeit ist Wechselzeit beim VfB Stuttgart. Am Montag wurde wie schon Anfang des vergangenen Jahres wegen akuter Abstiegsangst die Reißleine gezogen, nur, dass diesmal mit Michael Reschke nicht der Trainer, sondern der Sportvorstand seinen Platz räumen musste.
Den Versuch, mit einem neuen Coach das Ruder rumzureißen, hatte man bei den Schwaben in dieser Saison bereits nach dem siebten Spieltag – auf Platz 18 stehend – gestartet, ist jedoch bisher kläglich gescheitert: Zehn Niederlagen, ein Unentschieden und drei Siege stehen seit dem Wechsel von Tayfun Korkut zu Markus Weinzierl auf dem Tableau. Stuttgart hat zudem schon 47 Gegentore in 21 Spielen gefressen und stellt damit die schlechteste Defensive der Liga. Das reicht gerade so für den Relegationsplatz. Zwar sind es nur drei Punkte bis zum rettenden Platz 15. Doch Schalke auf Platz 14 ist bereits sieben Punkte entfernt – willkommen im Abstiegskampf.
Wiederholt sich die Geschichte?
Während Trainer Weinzierl gegen RB eine weitere Bewährungschance bekommt, soll Thomas Hitzelsberger als neuer Sportvorstand und ehemaliger VfB-Spieler im Hintergrund mit neuen Impulsen die Wende einleiten, so wie es vor einem Jahr Korkut als neuem Coach gelungen war. Zur Erinnerung: In der Vorsaison verlor der VfB nach dem Trainerwechsel aus 14 Spielen nur noch ein einziges, marschierte von Platz 14 vor auf den siebten Rang.



An Wunder dieser Art glauben trotz Hitzelsbergers hochmotivierten und optimistischen Auftritten in den vergangenen Tagen die wenigsten. Zu ernüchternd waren die jüngsten Leistungen, darunter das 0:3 in Düsseldorf. Gegen die Fortuna packte Stuttgart einmal mehr die ganze Palette hausgemachter Probleme auf den Tisch: Haarsträubende Fehler im Spielaufbau und inkonsequente Zweikampfführung sorgten für einen ungefährdeten Heimsieg des Funkel-Teams. Die Niederlage steht sinnbildlich für die gesamte Saison. Auch die Winterpause brachte da nicht wirklich Besserung.
Neuzugänge schlagen noch nicht ein
Zwar hat Weinzierl seinen Winterneuzugängen Steven Zuber (TSG 1899 Hoffenheim), Alexander Esswein (Hertha BSC) und Ozan Kabak (Galatasaray Istanbul) von Beginn an das volle Vertrauen geschenkt. Jedoch setzten die drei noch nicht die erhofften Akzente. Gegen RB steht nach einer Sperre mit Mario Gomez zumindest wieder der Stuttgarter Top-Torschütze zur Verfügung, wenngleich fünf Saisontreffer weder den Ansprüchen dieser Bezeichnung noch denen des Ex-Nationalspielers gerecht werden dürften.



Überhaupt offenbart der VfB bisher eine erschreckende Abschlussschwäche. 17 Tore sind der schlechteste Wert der Liga. Dabei ist die Offensive – auf dem Papier – eigentlich stark besetzt. Neben Gomez haben auch Alexander Esswein und nicht zuletzt Daniel Didavi in ihrer Karriere bereits Knipser-Qualiäten unter Beweis gestellt. Während Didavi immer noch nicht richtig fit zu sein scheint und Esswein als Neuzugang sicher noch etwas Eingewöhnungszeit braucht, macht sich Hoffnungsträger Anastasios Donis immer wieder mit Disziplinlosigkeiten Leben schwer. Der 22-jährige Grieche ist nur eine Baustelle, bei der Hitzelsberger Coach Weinzierl unter die Arme greifen will und muss. Als ehemaliger Spieler und Mentalitäts-Profi trauen ihm einige in Stuttgart zumindest zu, das Team wieder in eine gemeinsame Richtung zu lenken.