RB Leipzig tritt am Dienstagabend zum ersten Mal in der knapp zehnjährigen Vereinsgeschichte in einem Halbfinale des DFB-Pokals an. Gegner Hamburger SV ließe sich auf den ersten Blick als Glückslos bezeichnen, denn auf dem Papier wären formstarke Bremer und Rekordmeister FC Bayern München, die am Mittwoch das zweite Halbfinale bestreiten, die höhere Hürde gewesen.
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Zumal der HSV in dieser Saison schon bessere Zeiten erlebt hat. In der zweiten Liga verläuft das Projekt Wiederaufstieg längst nicht so geradlinig, wie man sich das erwartet und im Norden der Republik wohl auch erhofft hat. Nach einem Stotterstart unter Trainer Christian Titz, der seine Mannschaft nach zehn Spieltagen nur auf Platz fünf und damit jenseits jeglicher Ansprüche wiederfand, führte Hannes Wolf den HSV mit zwei Siegen an die Tabellenspitze. Dort steuerte der Club bis Anfang März unaufhaltsam Richtung Bundesliga-Rückerkehr zu.
Fünf Spiele kein Liga-Sieg
Doch seitdem ist irgendwie der Wurm drin. Mittlerweile wartet der HSV schon fünf Spieltage lang auf einen Sieg, ließ unter anderem gegen Aue und Darmstadt wichtige Punkte liegen und leistete sich gegen den 1. FC Magdeburg sogar eine peinliche Niederlage. Dass es derzeit immer noch für Platz zwei und damit einen direkten Aufstiegsplatz reicht, ist deshalb viel weniger den jüngsten sportlichen Leistungen als der Unfähigkeit von Vereinen wie dem SC Paderborn und Union Berlin zu verdanken, die Fehler nicht konsequent auszunutzen.



Doch wer nun gegen den ehemaligen Bundesliga-Dino aus der Hanse- einen Spaziergang in die Hauptstadt erwartet, leugnet sowohl die eigenen Gesetze des Pokals als auch die besondere Situation des HSV. Obwohl seit dem Sommer erstmals in der Zweitklassigkeit zuhause, sind doch Personal, Fans und Stadion noch immer im deutschen Oberhaus zu verorten. Der Kader genießt im Vergleich zu Clubs wie Heidenheim, Kiel oder Dresden ohnehin einen Sonderstatus. Beispiel gefällig? Spieler wie Aaron Hunt, Ex-RB-Profi Kyriakos Papadopoulos und nicht zuletzt Lewis Holtby sowie Pierre-Michel Lasogga würden auch eine Liga höher so manchem Verein ganz gut zu Gesicht stehen.
Lasogga als Pokalheld
Letzterer wurde für die Mannschaft von Trainer Hannes Wolf im laufenden Pokal-Wettbewerb schon zwei Mal zum Matchwinner. Beim 2:0 im Viertelfinale gegen den SC Paderborn glänzte der bullige Stürmer mit einem Doppelpack, ebenso wie in Runde zwei beim 3:0-Sieg gegen Viertligist Wehen Wiesbaden und steht damit an der Spitze der Pokal-Torschützen. Außerdem hat der HSV in Runde eins die TuS Erndtebrück und im Achtelfinale Bundesligist 1. FC Nürnberg aus dem Pokal geworfen.
Gerade in den vermeintlich großen Spielen zeigen Lasogga und Kollegen in dieser Saison ihre besten Leistungen. Während es gegen die schwächeren Teams der Liga häufiger an der notwendigen Ernsthaftigkeit und Motivation zu fehlen scheint, ließen die Stars beispielsweise beim 4:0-Sieg im prestigeträchtigen Derby gegen den FC St. Pauli ihr Potenzial aufblitzen. Ob auch Jann Fiete Arp gegen RB eine neue Bewährungschance bekommt, ist derweil mehr als fraglich. Der 19-Jährige steckt seit Wochen in der Krise und wurde von seinem Trainer zuletzt nicht mehr berücksichtigt. Allein, dass es sich der HSV leisten kann, eines der größten deutschen Stürmer-Talente auf die Bank zu setzen, ist ein weiterer Beweis für die hohe Qualität im Kader und sollte für Ralf Rangnicks Elf trotz der Nicht-Aufstiegsangst bei den Hansestädtern Warnung genug sein.