Vielleicht hilft es ja. Wenn Bayer Leverkusen am Samstagabend im Finale des DFB-Pokals steht, ist auch jener Mann ins Berliner Olympiastadion eingeladen, der den letzten Titelgewinn des Vereins wesentlich mitzuverantworten hat: Ulf Kirsten. Der schoss damals, 1993, das Siegtor zum 1:0-Pokalsieg gegen die Amateure von Hertha BSC. Seitdem ging Klub 27 Jahre lang leer aus. Eine Durststrecke, die so außergewöhnlich lang ist, dass das Telefon von Kirsten dieser Tage kaum still steht, und die nun, geht es nach dem Leverkusener Rekordtorjäger, endlich mal enden dürfte: „Wir hätten es nach all den Jahren auch einfach verdient.“


Diesmal ist der Final-Gegner allerdings ein anderer als damals die „Hertha-Bubis“ aus der Oberliga Nordost, Staffel Mitte – es geht gegen den FC Bayern.
Und dass die Münchner sich seit Wochen in Galaform präsentieren, 24 der vergangenen 25 Pflichtspiele gewonnen haben, und ihren achten Gewinn der Meisterschaft in Folge mit sagenhaften 100 Saisontoren garniert haben, ist auch Kirsten nicht verborgen geblieben. Trotzdem sagt er Sätze wie: „Wir sind nicht chancenlos“, „Bayer hat auch eine sehr gute Mannschaft“ und „in einem Spiel ist ein Sieg möglich“.
Kirsten sieht "zwei Spitzenteams im Finale"
Kirsten selbst weiß nur zu gut, wie es laufen kann in so einem Spiel. „Das Chancenverhältnis gegen die Hertha lag damals bei 30:1 für uns – aber wenn der Große gegen den Kleinen spielt, rächt sich das ganz gerne mal.“ Er erinnere sich noch an einen gefährlichen Schuss vom Berliner Carsten Ramelow – „und wenn man dann ins Elfmeterschießen gemusst hätte, kann so ein Spiel noch mal komplett kippen“. Ähnliche Verhältnisse wie damals, also jetzt mit den Leverkusenern anstelle der Hertha-Amateure als Außenseiter, weist Kirsten jedoch entschieden zurück: „Das würde Bayer nicht gerecht werden. Diesmal stehen zwei Spitzenteams aus der Bundesliga im Finale.“
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Immerhin, so Kirsten, müssen die Leverkusener im Vergleich zu vor 27 Jahren nicht gegen einen 12. Mann anspielen – die heimische Hertha-Truppe aus Nachwuchsspielern konnte sich 1993 der Unterstützung vom Großteil der Zuschauer im Olympiastadion sicher sein. „Das hat man schon gespürt“, sagt der 54-Jährige , „es hat uns aber weniger interessiert.“ Dass diesmal coronabedingt gar keine Fans zugegen sein werden, findet Kirsten „sehr schade“, gerade für den Leverkusener Anhang, „weil wir nicht so oft im Endspiel stehen“.
Kirsten: FC Bayern durch Final-Erfahrung im Vorteil
Bei den Bayern sei das freilich anders, „die sind Finals gewohnt, dadurch haben sie einen Vorteil“, glaubt Kirsten. Generell müsse schon alles stimmen, um den Titelverteidiger zu entthronen. Ein Hoffnungsschimmer: In dieser Saison hat die Mannschaft von Trainer Peter Bosz beim 2:1-Sieg in der Liga in München schon bewiesen, dass es klappen kann. Und dann ist da ja noch Kai Havertz, das „Jahrhunderttalent“ (Kirsten) im Bayer-Trikot. Kann der Nationalspieler, bei dem Kirsten noch auf einen Verbleib für ein weiteres Jahr in Leverkusen hofft, im Finale den Unterschied ausmachen? Kirsten gerät zwar ins Schwärmen („beidfüßig, torgefährlich, unheimlich hohe Qualität“), wenn er über den 21-Jährigen spricht, aber „an einem einzelnen Spieler wird es nicht liegen“, wenn Bayer 04 tatsächlich gewinnen sollte. „Das geht nur als Mannschaft“.
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