26. Januar 2023 / 10:29 Uhr

Nach Gerichtsurteil: Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe wertet Sieg als Niederlage – Attacke gegen DFB

Nach Gerichtsurteil: Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe wertet Sieg als Niederlage – Attacke gegen DFB

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Der ehemalige Schiedsrichter Manuel Gräfe greift den DFB erneut an.
Der ehemalige Schiedsrichter Manuel Gräfe greift den DFB erneut an. © IMAGO/Martin Hoffmann (Montage)
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Manuel Gräfe zeigt sich nach dem Urteil des Landgerichts Frankfurt/Main empört. Der Ex-Schiedsrichter twitterte nach der Verkündung unter anderem, dass die "Diskriminierung" durch die aus seiner Sicht geringe Entschädigungszahlung bestätigt worden sei. Der frühere Bundesliga-Referee griff den DFB via Twitter erneut an.

Das Landgericht Frankfurt/Main hat im Streitfall von Manuel Gräfe geurteilt, dass die Altersgrenze von 47 Jahren für Spitzenschiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund nicht rechtmäßig ist. Der frühere Bundesliga-Referee aus Berlin erhält eine Entschädigung in Höhe von 48.500 Euro aufgrund von Altersdiskriminierung. Dennoch hat der inzwischen 49 Jahre alte Gräfe keinen Anspruch darauf, wieder auf die Liste der Spielleiter beim DFB zu kommen – und übte einmal mehr scharfe Kritik. "Die Diskriminierung wurde bestätigt! Die Freude auf dem Platz, Abende mit Kollegen/Freunden mir dennoch genommen und der Schaden nur bruchteilhaft ersetzt. Anderen bleibt‘s nun erspart", twitterte Gräfe in einer ersten Reaktion.

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Gräfe hatte im vergangenen Jahr seine Bundesliga-Karriere nach 289 Einsätzen wegen der Altersbeschränkung beenden müssen. Er hatte den Verband, den er in den vergangenen Monaten mehrfach öffentlich kritisierte, auf eine Entschädigung wegen Altersdiskriminierung und den potenziellen Verdienstausfall für die Saison 2021/2022 in Höhe von 190.000 Euro verklagt. Der 49-Jährige bezeichnete den Rechtsstreit im Nachgang als "unnötig und kostenintensiv". Die Altersgrenze habe dem DFB-Vizepräsidenten Ronny Zimmerman und dem ehemaligen Schiri-Boss Herbert Fandel nur als Vorwand gedient, um Gräfe als Schiedsrichter loszuwerden.

Weiter schrieb der frühere Bundesliga-Referee, dass man versucht habe, ihn nach einem kritischen Interview im Jahr 2017 über einen DFB-Gutachter loszuwerden. Dies sei nur daran gescheitert, weil der ehemalige DFB-Boss Reinhard Grindel ihm bestätigt habe, dass "all meine Vorwürfe seiner Recherche nach stimmen". Die im Interview angesprochenen Punkte wie die Modernisierung und Entwicklung des Schiedsrichter-Bereichs seien auch auf das Interesse anderer Schiedsrichter gestoßen. "Der gescheiterte Versuch, mich bereits 2018 komplett als Schiedsrichter zu eliminieren, scheiterte im Präsidium dank Grindel und Curtius (Früherer DFB-Generalsekretär, Anm. d. Red.), wurde nun aber mittels Altersgrenze praktiziert", so Gräfe.

Wie der 49-Jährige in seinem Statement weiter erklärte, sei es auch "etlichen" anderen Schiedsrichter-Assistenten und Schiedsrichtern "in allen Ligen" so ergangen, dass sie bei Widerspruch aussortiert worden seien. "Das fällt der Öffentlichkeit nur nicht auf, ist aber auch eines der Probleme für Schiedsrichtermangel", meint der Ex-Referee. Zudem führe die Altersgrenze zu einer Drucksituation, früh aufsteigen zu müssen. Deshalb hören laut Gräfe auch "viele frustriert" auf. "Nur einzelne Schiedsrichter, die profitieren wollen, stützen das System auch medial, schaden aber so dem Fußball. Die meisten Schiedsrichter sind aber richtig gute, nette Typen", so der 49-Jährige.

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Zum Abschluss seines Twitter-Eintrags betonte Gräfe einmal mehr, dass er gerne weitergemacht hätte. "Es kam nie mehr ein Angebot des DFB. Einklagen geht leider rechtlich nicht, da Schiedsrichter offiziell keine Arbeitnehmer sind", so der Ex-Referee, der sich noch bei dem früheren Schiedsrichter-Boss Volker Roth und Ex-Lehrwart Eugen Strigel sowie den Kollegen "für die vielen persönlichen Gespräche, Momente, Abende und Spiele" bedankte. Zudem sei er den Spielern, Trainern und Managern "für den Austausch und die Unterstützung" dankbar.

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