Wer noch winzige Hoffnungen auf einen Reformprozess bei der FIFA oder gar einen Personalwechsel an der Spitze des Fußball-Weltverbandes hatte, muss sich spätestens seit Freitagmittag auf viele weitere harte Jahre einstellen. Präsident Gianni Infantino verdeutlichte kurz vor dem Abschluss der WM in Katar, dass er sich erst in seiner ersten Amtszeit befinde und damit noch zweimal für jeweils weitere vier Jahre im Amt bestätigt werden kann – in diesem Falle würde er der FIFA bis 2031 vorstehen. Die Erklärung: Die Periode vor seiner ersten Wiederwahl 2019 werde nicht angerechnet. Infantino hatte den Posten zwar schon Anfang 2016 vom zurückgetretenen Sepp Blatter übernommen – doch dieser Zeitraum fällt nach Ansicht des FIFA-Councils nicht ins Gewicht.
Bittere Aussichten für jene europäischen Nationen, die Infantino aufgrund dessen zuweilen undurchsichtiger Geschäftspraktiken die Unterstützung verweigern. Doch ob man bei DFB & Co. nun die Faust in der Tasche ballt oder mit dem Fuß aufstampft – es wird nichts bringen. Dem Wohlwollen der großen Mehrheit der FIFA-Mitglieder kann sich der Amtsinhaber aufgrund welcher Argumente auch immer sicher sein. Infantinos Wiederwahl im kommenden März steht außer Frage.
Wie machtlos die Kritiker dem Amtsinhaber gegenüberstehen wurde bei der WM vor allem in der am Ende für alle Seiten äußerst unglücklich verlaufenen Debatte um die "One Love"-Kapitänsbinde deutlich. Da nützt es nichts, dass der DFB mit über sieben Millionen Mitgliedern der größte nationale Sportfachverband der Welt ist. Bei der FIFA hat seine Stimme nicht mehr wert als die von beispielsweise Aruba. Eine Sackgasse, aus der sich Infantinos Kritiker nur gemeinsam befreien können. Es muss beharrlich eine Alternative zum allmächtigen Präsidenten aufgebaut werden – selbst wenn die Erfolgsaussichten auf einen Wechsel an der FIFA-Spitze derzeit gegen null tendieren. Dass es im kommenden März keinen Gegenkandidaten zum 52-Jährigen gibt, ist jedenfalls ein schwaches Bild.
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