30. Oktober 2019 / 06:00 Uhr

Gladbach-Manager Max Eberl über das Duell mit dem BVB, Titelambitionen und Transfer-Gerüchte um Zakaria

Gladbach-Manager Max Eberl über das Duell mit dem BVB, Titelambitionen und Transfer-Gerüchte um Zakaria

Heiko Ostendorp
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Vor dem Pokal-Kracher beim BVB stand Gladbach-Manager Max Eberl im SPORTBUZZER-Interview Rede und Antwort.
Vor dem Pokal-Kracher beim BVB stand Gladbach-Manager Max Eberl im SPORTBUZZER-Interview Rede und Antwort. © imago images/Jan Huebner
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Zehn Tage nach dem Bundesliga-Duell zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach kommt es in der zweiten Runde des DFB-Pokals zur Neuauflage. Gladbachs Sportdirektor Max Eberl äußert sich zu BVB-Trainer Lucien Favre und zum Torwart-Zoff in der Nationalmannschaft.

Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach (Mittwoch, 20.45 Uhr, ARD) ist der Knaller der zweiten Runde im DFB-Pokal. Dortmund gegen Gladbach – diese Partie gab es in der Bundesliga bereits vor zehn Tagen, als der BVB glücklich mit 1:0 gewann. Dennoch thronen die Gäste aus Gladbach auf Platz eins. Im SPORTBUZZER-Interview spricht Sportdirektor Max Eberl über Meisterambitionen, die Kritik an dem ehemaligen Trainer Lucien Favre und die Angst vor einem erneuten Ausverkauf.

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SPORTBUZZER: Max Eberl, fühlt es sich anders an, als Tabellenführer zur Arbeit zu fahren?

Max Eberl (46): Man wird tatsächlich überall sehr positiv empfangen, die Leute haben ein Lächeln im Gesicht. Wir haben erstmals seit 1977 die Tabellenführung verteidigt – das ist was Besonderes.

Auch für das Pokalspiel am Mittwoch in Dortmund?

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Es ist ein anderer Wettbewerb, dennoch merkt man unserer Mannschaft an, dass das Selbstvertrauen wächst, die Selbstverständlichkeit der letzten Wochen wollen wir mitnehmen. Und das positive Gefühl, dass die Sachen, die wir angestoßen haben, immer besser funktionieren, kommt hinzu.

Vor zwei Wochen fuhren Sie ebenfalls als Spitzenreiter zum BVB und trotz eines guten Spiels als Verlierer heim.

Wir wollen das noch mal zeigen, was wir vor zwei Wochen gezeigt haben. Mit dem Unterschied, diesmal auch das Tor zu machen. In einem Spiel können wir dem BVB statistisch gesehen eher gefährlich werden als über eine ganze Saison – das gilt auch für Bayern, RB oder Leverkusen. Ich habe immer gesagt, dass ich mal etwas in der Hand halten will. Und dafür ist der Pokal nun mal der einfachste Weg. Wir wissen, dass wir auch Dortmund an einem perfekten Tag schlagen können.

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Dort ist es aktuell sehr unruhig, vor allem ihr Ex-Trainer Lucien Favre steht in der Kritik – nachvollziehbar?

Lucien ist und bleibt für mich ein absoluter Toptrainer – nicht nur in der Bundesliga, sondern in Europa. Er hat unbestritten die Qualität, um mit Dortmund Meister zu werden, und der BVB hat einen Kader dazu. Momentan wird viel auf ihn eingeprügelt. Die Ruhe, die er ein Stück weit braucht, ist aktuell nicht da. Dabei ist es aus meiner Sicht normal, dass es auf diesem Weg auch mal holpert, da der BVB mit Lucien nichts anderes macht als wir mit Marco Rose.

Nur scheint Favre keine Rückendeckung zu bekommen, stattdessen wird seinem Vorgänger Jürgen Klopp ständig hinterhergetrauert.


Aus meiner Wahrnehmung war die erste Saison von Lucien beim BVB eine echte Erfolgsstory, bei der nur die Krönung gefehlt hat. Für Beteiligte ist es nie ganz einfach, wenn es Huldigungen auf die Vergangenheit gibt. Das musste ich auch erleben, als es anfangs immer wieder Vergleiche mit der Fohlenelf und den 70er-Jahren gab. Historie ist wichtig – bei uns wie beim BVB –, aber was zählt, ist die Aktualität und die Zukunft. Doch ich glaube nicht, dass Michael Zorc oder Aki Watzke da meine Ratschläge brauchen. Sie erleben Lucien doch schon seit über einem Jahr Tag für Tag und wissen genau, wie er arbeitet und welche Qualitäten er hat.

Haben sich Zorc oder Watzke eigentlich bei Ihnen nach Favre erkundigt, bevor sie ihn geholt haben?

Ich glaube, dass es ganz normal ist, wenn man unter Kollegen das ein oder andere Gespräch führt, wenn jemand einen Spieler oder Trainer sehr gut kennt, den der andere verpflichten will.

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Wie hat sich Ihre Arbeit unter Marco Rose verändert im Vergleich zu Favre oder Dieter Hecking?

Wenn wir rein von der faktischen Arbeit ausgehen: gar nicht. Ich war und bin noch immer oft in der Kabine, weil ich wissen will und muss, wie der Trainer arbeitet, was er sehen will auf den verschiedenen Positionen. Das ist unabdingbar auch im Zusammenhang mit Transfers. Aber natürlich ticken Rose, Favre, Hecking anders. Ich habe von jedem eine ganze Menge gelernt und bin total happy, dass ich jetzt von Marco wieder ganz viel lernen kann.

Um viele Ihrer Spieler gibt es schon wieder Gerüchte, vor allem um Denis Zakaria. Wie lange kann Borussia den Angeboten widerstehen?

Zunächst mal haben wir alles in der Hand, da es keine Klausel gibt. Einen Transfer im Winter kann ich definitiv ausschließen. Aber wir haben immer wieder gemerkt, dass wir – gerade wenn wir erfolgreich sind – eine riesige Wahrnehmung haben, was unsere Spieler angeht. Wir haben auch jetzt wieder einen extrem spannenden, jungen Kader. Ich erinnere mich immer an einen Fan, der mir vor Jahren mal sagte: Bitte Max, schau, dass wir es nach Europa schaffen, dann bleiben alle. Ich habe schon damals gedacht: Leider ist nichts falscher als das.

Also droht spätestens 2020 wieder ein Ausverkauf?

Unser Weg ist gezeichnet von Transfereinnahmen, die uns geholfen haben, den Kader wieder zu erneuern und zu verbessern. Wir werden immer wieder Qualität abgeben und Potenzial einkaufen müssen – das ist unser alternativloser Weg, den wir zu gehen haben. Daran würde im Übrigen auch ein Titel nichts ändern, fünf Titel schon eher. Ein Titel kann sogar ein Genickbruch sein, auch dafür gibt es Beispiele.

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Um Marc-André ter Stegen, einen langjährigen Borussen, gab es zuletzt einige Diskussionen aufgrund seiner Rolle in der Nationalmannschaft. Sie haben sich da sehr zurückgehalten. Wie ist Ihre Meinung?

Natürlich ist man bei einem Spieler, der aus der ­F-Ju­gend 13 oder 14 Jahre bei uns war, emotional und nicht objektiv. Ich fand seine Aussagen nicht schlimm und bin der Meinung, dass er absolut den Anspruch haben darf, auch beim DFB die Nummer eins zu sein.

Ihr Vorbild Uli Hoeneß sieht das etwas anders. Haben Sie sich auch deshalb öffentlich bislang so zurückgehalten?

Nein, ich will da auch gar keine Partei ergreifen, da Manuel Neuer seit Jahren auf Weltklasseniveau unterwegs ist. Zu Uli Hoeneß: Ich schätze ihn ja auch deshalb so sehr, weil er seine Spieler und seinen Verein bis aufs Blut schützt – das finde ich eine großartige Eigenschaft. Nichts anderes tue ich ja bei meinem Klub auch. Deshalb fand ich es nicht überraschend, dass er sich mit Haut und Haaren vor Neuer gestellt hat.

Letzte Frage: Kann Borussia Mönchengladbach in dieser Saison Meister werden?

Wenn wir ab jetzt jedes Spiel gewinnen, sind wir Meister (lacht). Wie realistisch das ist, lassen wir mal dahingestellt. Aber wir kennen alle die Wunder im Fußball – und das nächste kleine Wunder wäre, wenn wir im Pokal beim BVB gewinnen.