Schön war es nicht, das war egal, darum ging es nicht! Aber: Die Grizzlys Wolfsburg haben endlich wieder den ersten Dreier eingefahren. Im achten Versuch - nach dem Saisonauftakt gegen den gleichen Gegner. Beim 3:2 (0:0, 1:1, 2:1) bei den Krefeld Pinguinen trafen Julian Melchiori, Jordan Boucher und Sebastian Furchner. Das war ein ganz wichtiger Schritt: im Kampf um Platz vier, im Kampf um mehr Selbstbewusstsein und auch im Bemühen, Ruhe reinzubringen. Denn Wolfsburgs Coach Pat Cortina stand nach fünf Niederlagen in sechs vorhergehenden Partien unter Druck.
Personal: Bei den Grizzlys fehlten neben Dominik Bittner noch Gerrit Fauser und nun auch Garrett Festerling (beide Unterkörperverletzung). Durch Festerlings Fehlen rotierten vier Flügelpärchen zu drei Centern. Erfreulich: Janik Möser gab sein Comeback. Der erste und einzige Einsatz des Ex-Mannheimers war das Testspiel gegen Crimmitschau gewesen, danach hatte ihn eine Herzmuskelentzündung, wohl als Folge einer Corona-Erkrankung lange kaltgestellt. Erst vergangene Woche war er ins Eis-Training zurückgekehrt. Bis zu seinem Ausfall allerdings hatte er Top-Fitness-Werte, was ihm jetzt wohl die schnelle Rückkehr erleichterte.
Mit seiner Nummer 24 stand er gleich in der Startformation an der Seite des erfahrenen Julian Melchiori. Coach Pat Cortina zum Überraschungs-Comeback: "Das freut uns sehr, er ist ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Das war eine schwere Situation für ihn. Es ist gut, wenn ein junger Mann wieder seiner Leidenschaft nachgehen kann, das bringt uns viel Energie." Im Wolfsburger Tor ging ein Wechselspiel weiter, Chet Pickard (auch schon beim Heim-4:1 gegen Krefeld im Kasten) löste Dustin Strahlmeier ab.
Bei den Pinguinen, die elf Import-Spieler haben und damit immer zwei draußen lassen müssen, fehlte Ex-Grizzly Lucas Lessio. Kurios: Im ersten Aufeinandertreffen der beiden Klubs im Magentasport-Cup waren die Pinguine noch mit fünf Ex-Grizzlys aufgelaufen. Wade Bergman (Augsburg), Kai Hospelt (Ravensburg), Kris Foucault (Berlin) und Torsten Ankert (Iserlohn) gingen danach.
Zähes erstes Drittel
Die Grizzlys brachten sich gleich mal in Schwierigkeiten, Ryan Button kassierte in der zweiten Minute eine Strafe, allerdings hatten Wolfsburgs Penalty-Killer keine Mühe. Danach agierten die Gäste wie in den vorherigen Partien vorsichtig. Ab und an blitzte auf, dass die Grizzlys das bessere Team sein müssten. Etwas schneller, technisch etwas besser. Aber wieder mit vielen ungenauen Pässen, teils in die Füße statt auf den Schläger. Die eine oder andere Chance war da, aber auch für Krefeld. Olimb verzog mal knapp für die Grizzlys, die mehr vom Spiel hatten, aber insgesamt erneut zu harmlos waren.



Endlich Tore
Im zweiten Abschnitt bekamen die Gäste schnell eine Überzahl. Und das sah mal richtig gut aus. Klare Formation, gute Pässe, ein paar Schüsse. Auffällig aber auch - mal wieder: Max Görtz hat ungeheure Streuung, auch die Kollegen zwangen Sergei Belov im Krefelder Kasten nicht zu Glanztaten. Schlimm, was in diesem Powerplay noch folgte: Matti Järvinen und Phil Bruggisser ließen an der blauen Linie (offenbar dachten sie an der eigenen Bank vor allem an den langsam nötigen Wechsel) Brett Olson einfach aus den Augen, der lief nach dem Pass in die Tiefe alleine auf Pickard zu und vollendete zum 1:0 für die Pinguine.
Die Niedersachsen aber blieben ruhig und machten es im nächsten Powerplay besser. Wieder war es schnell und gut aufgestellt - Melchiori erzielte sein erstes DEL-Tor zum 1:1. Die Partie wurde der Tabellen-Konstellation (punktloser Letzter gegen seit sieben Partien auf einen Dreier wartenden Drittletzten) gerecht: sie war schlecht. Doch um den Unterhaltungswert ging es für beide nicht. Ein Sieg sollte her, aus Wolfsburger Sicht war er fast schon ein Muss. Und das Cortina-Team schnupperte als nächstes dran: Görtz (34.) hämmerte an die Latte.
Der Brustlöser?
Wolfsburg bewahrte auch im Schlussabschnitt die Ruhe, ging erst mal kalkuliertes Risiko gegen die nur mit fünf Verteidigern angetretenen Rheinländer. Dann schnappten der umtriebige Boucher und Fabio Pfohl im Forecheck plötzlich mal zu, Pfohl legte auf, fuhr den Konter mit, Boucher vollendete allein in den Giebel - 2:1 für die Wolfsburger, die kurz danach mit Glück und Geschick im Gewühl gegen Martin Schymainski den Ausgleich verhinderten.
Die Gäste legten nach, per schönem schnellen Zug: Matti Järvinen bediente Furchner. Das 3:1 war zugleich das 286. DEL-Tor des 38-Jährigen. Damit liegt er nun allein auf Platz drei der ewigen Torjägerliste der Eliteklasse. Ausgerechnet Järvinen machte es dann wieder spannend: blinder Pass aus der eigenen Ecke, Schuss von der blauen Linie, unhaltbar abgefälscht. Nur noch 3:2. Doch die Wolfsburger brachten die Führung über die Zeit. Dieser Sieg - ist er der Brustlöser für die Grizzlys? Am Sonntag (14.30 Uhr) gegen Bremerhaven wird es sich zeigen.
Statistik
Pinguine: Belov - Bapper, Bindulis; C. Braun, Trivellato; Bull - Buncis, Olson, Karsums; L. Braun, Petrakov, Saponari; Tianulin, Blank, Schymainski; Klöpper, Postel, Niederberger; Kuhnekath.
Grizzlys: Pickard - Melchiori, Möser; Bruggisser, Wurm; Likens, Button; Adam, Raabe - Busch, Olimb, Machacek; Furchner, Järvinen, Görtz; Boucher, Pfohl, Rech; Nijenhuis, Hungerecker.
Schiedsrichter: Kopitz/Schadewaldt. - Strafminuten: Krefeld 6, Wolfsburg 4.
Tore: 1:0 (23:29) Olson (Trivellato - 4:5), 1:1 (29:09) Melchiori (Rech/Olimb - 5:4), 1:2 (43:40) Boucher (Pfohl), 1:3 (49:41) Furchner (Järvinen/Likens), 2:3 (51:49) Olson (Buncis).