25. März 2021 / 19:52 Uhr

Große Ehre: Chemie Leipzig ins Netzwerk deutscher Fußballmuseen aufgenommen

Große Ehre: Chemie Leipzig ins Netzwerk deutscher Fußballmuseen aufgenommen

Jens Fuge
Leipziger Volkszeitung
Temporäre Ausstellung des Chemie-Museums während des Chemischen Weihnachtsmarktes in der Vereinsgaststätte.
Temporäre Ausstellung des Chemie-Museums während des Chemischen Weihnachtsmarktes in der Vereinsgaststätte. © Christian Donner
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Nach der Bildung einer Arbeitsgruppe im Verein, wurde die BSG Chemie Leipzig ins „Netzwerk der deutschen Fußball-Museen und Vereinsarchive“ aufgenommen. Aus dem Osten sind neben den Leutzschern bisher lediglich Energie Cottbus, FSV Zwickau und Union Berlin vertreten. Auf der Homepage der Grün-Weißen wird monatlich auf Neuzugänge für Museum und Archiv aufmerksam gemacht.

Leipzig. Traditionspflege ist ein hohes Gut. Identität, Wurzeln, Heimat: all das spielt in einem Sportverein – fernab von Kommerz und Profitum – eine wichtige Rolle. Dessen ist sich nach vielen Jahren Vernachlässigung, die mitunter an Selbstverleugnung grenzten, auch die BSG Chemie bewusst. Nach Bildung einer Arbeitsgruppe Museum/Archiv im Verein wurden die Leutzscher nun in das „Netzwerk der deutschen Fußball-Museen und Vereinsarchive“ aufgenommen.

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"Kreativität und Improvisationsvermögen"

Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss haupt- und ehrenamtlicher Klubvertreter. In ihm sind derzeit rund 40 Vereine organisiert. Zu den Aufgaben des Netzwerkes gehören Weiterbildung und kollegialer Austausch unter den Mitgliedern. Ein weiteres Ziel ist es, die Arbeit der Vereinsmuseen bzw. Archive insgesamt sichtbarer zu machen und damit die Bedeutung der Fußballgeschichte für die deutsche Öffentlichkeit zu stärken. Aus dem Osten der Republik sind derzeit lediglich Energie Cottbus, FSV Zwickau und Union Berlin vertreten.

„Es gibt wunderbare Traditionspflege, die beispielhaft ist und die wir auch anstreben, aber gleichzeitig natürlich unsere eigene Note einbringen und unseren eigenen Weg gehen. Kreativität und Improvisationsvermögen sind da die Stichworte“, sagt BSG-Sprecher René Jacobi. Eine eigene Ausstellung ist derzeit noch nicht absehbar, weil schlicht und einfach der Platz fehlt.

Die Idee eines Museums in der alten Tribüne wird kompliziert umzusetzen sein, wenn wieder Kapazitäten und Geld vorhanden sind, schwebt aber als reizvolle Vision durchs Leutzscher Holz. Also wird so lange auf der Homepage der Leutzscher monatlich liebevoll auf Neuzugänge für Archiv und Museum hingewiesen sowie ein „Fundstück des Monats“ präsentiert. „Wir wollen damit unsere Fans und alten Sympathisanten animieren, uns alte Sachen zukommen zu lassen, die eventuell noch auf dem Dachboden oder im Schrank liegen“, so Jacobi.

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"Uns eint die Begeisterung für Fußballgeschichte"

Dabei haben die Leutzscher bereits einiges zu bieten. Über 500 Ausstellungsstücke und etliche laufende Meter an Archivalien wurden bislang zusammengetragen. Sichtung und Aufarbeitung dürften Jahre dauern, wenn man allein an die Digitalisierung der tausenden Negative und zehntausenden Dokumente denkt, die vorhanden sind. Eine „Hall of Fame“ soll demnächst auf der Homepage auf verdienstvolle Spieler hinweisen, die im Laufe der Zeit interviewt und porträtiert wurden. Ideen gibt es genug, sie müssen nur alle erst einmal umgesetzt werden. Denn im Gegensatz zu einigen Vereinen aus dem Netzwerk, die über angestellte Clubhistoriker oder Museumspersonal verfügen, wird in Leutzsch alles im Ehrenamt gemacht.

Temporäre Ausstellung des Chemie-Museums während des Chemischen Weihnachtsmarktes in der Vereinsgaststätte.
Beim Chemischen Weihnachtsmarkt konnten unter anderem alte Schals, Wimpel und Fußballschuhe erworben werden. © Christian Donner

Trotzdem oder gerade deshalb ist die BSG Chemie gern gesehen. „Im Netzwerk der Fußballmuseen und Vereinsarchive sind Mitarbeiter und Ehrenamtliche aus rund 50 Vereinen versammelt, die sich in ihren Klubs um historische Themen kümmern. Unsere Spannbreite reicht dabei vom ‚großen‘ FC Bayern bis hin zu heute eher kleinen Traditionsvereinen wie Rot-Weiß Essen oder Energie Cottbus. Uns alle eint die Begeisterung für die Fußballgeschichte und der Wunsch, diese Themen stärker in die Öffentlichkeit zu tragen. Gerade die Vereine aus der früheren DDR sind in unserem Netzwerk bislang noch eher unterrepräsentiert vertreten. Dabei gehört auch ihre große Tradition mitten hinein in die deutsche Fußballgeschichte. Deshalb freuen wir uns sehr über die BSG Chemie als neues Mitglied und hoffen, dass sie unser Netzwerk mit ihren besonderen Geschichten und Ideen bereichern“, sagt Henry Wahlig, Mitglied des Sprecherkreises.

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Auch die BSG Chemie scheint gerüstet, denn die Gruppe der interessierten Hobby- und Profi-Historiker, die sich mit dem Vereins-Erbe beschäftigen, wächst ständig an. So arbeitet derzeit eine fast zehnköpfige Gruppe aus Historikern, Journalisten und Interessierten am bald erscheinenden Buch „100 Jahre Alfred-Kunze-Sportpark“.

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