Die Tartanbahn im Sport- und Freizeitzentrum Beeskow ist frisch gesäubert. In der Kreisstadt von Oder-Spree finden am Samstag die Deutschen Meisterschaften im Bahngehen statt. Maßgeblichen Anteil daran, hat ein Sohn dieser Stadt. Denn Hagen Pohle ist in dem 8000-Einwohner-Städtchen aufgewachsen und zufälligerweise der Titelverteidiger über 10 000 Meter bei den Männern.
Denn die letzten Deutschen Meisterschaften im Bahngehen für die nationale Elite fanden 2017 in Diez (Rheinland-Pfalz) statt. Im Vorjahr fielen sie gänzlich aus. „Damit das nicht wieder passiert, haben wir uns beworben“, schildert Pohle ein Dilemma im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Denn trotz Weltklasse-Athleten in seinen Reihen werden diese im DLV seit Jahren stiefmütterlich behandelt, bekommen kaum Möglichkeiten, sich auf nationaler Ebene zu präsentieren, weil sie bei den Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten wie zuletzt im Berliner Olympiastadion bei den Erwachsenen nicht mehr Teil des Wettkampfprogramms sind.
Auch Eltern und Bruder helfen mit
Auch dagegen kämpft Pohle an und hat mit dem Verein Leichtathletik in Beeskow, in dem er selbst noch Mitglied ist, fleißige Mitstreiter in der Organisation gefunden, auch seine Eltern Hartmut und Beatrix sowie Bruder Philipp helfen mit. „Ich bin stolz, mich in meiner Heimatstadt bei einem Meisterschaftswettkampf präsentieren zu können. Ich hoffe, viele kommen vorbei und feuern uns an“, wirbt Pohle, der berichtet, dass auch Sportministerin Britta Ernst (SPD) vorbeischauen wird.
Direkt aus dem Höhentrainingslager
Hagen Pohle, U18-Weltmeister sowie U20- und U23-Europameister, ist nach der Heimkehr vom Höhentrainingslager auf dem Belmeken in Bulgarien am Mittwoch gleich nach Beeskow gereist, damit am Samstag alles gut vorbereitet ist. „Da geht es auch um die Verpflegung, um Räume für die Dopingkontrollen und so weiter“, sagt Pohle, der sich trotz Organisationsstress auf das Event freut und sich viel vorgenommen hat. „Es wäre schon schön, wieder Meister zu werden“, meint der 27-Jährige, der aber mit dem Olympia-Fünften Christopher Linke und dem EM-Fünften Nils Brembach aus seiner Trainingsgruppe beim SC Potsdam starke Konkurrenten hat. „Wir haben in den vier Wochen in 2000 Meter Höhe viel Grundlagentraining absolviert, also die Meisterschaft mit der für uns kurzen Distanz von 10 000 Metern nicht speziell vorbereitet. Ich hatte zuletzt bis zu 207 Kilometer pro Woche trainiert“, berichtet Pohle, dessen Bestzeit über 10 000 Meter bei 39:39,45 Minuten steht. Favoritin bei den Frauen über 5000 Meter ist WM-Starterin Saskia Feige vom SC Potsdam.
Nach den 25 Runden auf der 400-Meter-Bahn auf dem Sportplatz am Berthold-Platz, wo ansonsten die Fußballer vom SV Preußen 90 Beeskow in der Landesklasse Ost kicken, werden Pohle, Linke, Brembach und Feige die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften Anfang Oktober in Katar fortsetzen. Wegen der extremen Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit dort wird das 20 Kilometer Gehen erst um 23.30 Uhr Ortszeit gestartet. Auf den Mitternachtswettbewerb will sich Pohle speziell vorbereiten mit Training in der Sauna und Einheiten mitten in der Nacht. „Damit sich mein Körper anpasst“, meint der EM-Achte des Vorjahres, der am Samstag in Beeskow aber erst einmal die vertraute Umgebung genießen kann bis zum Schlafen in der elterlichen Wohnung. „Das Stadion ist davon etwa einen Kilometer entfernt“, sagt der Polizist, der im Beeskower Verein selbst junge Geher anleitet.
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