Beim zweiten Mal soll alles besser werden. Nach dem schwachen Auftritt der deutschen Handballer beim mühevollen 25:21 (9:13)-Auftaktsieg in der EM-Qualifikation gegen Bosnien-Herzegowina erwartet Bundestrainer Alfred Gislason im Gastspiel in Estland an diesem Sonntag (15.15 Uhr, ZDF) eine deutliche Steigerung.
Das erste Spiel als Bundestrainer nach neunmonatiger Wartezeit hatte sich der Erfolgstrainer ganz anders vorgestellt – vor allem vor der Pause. Da war der WM-Vierte nur ein Schatten seiner selbst. Die Torhüter waren nicht der gewohnte Rückhalt, die Abwehr offenbarte ungewohnte Lücken, und im Angriff wurde viel verballert. Dennoch gab sich Gislason (61) in der Analyse ungewohnt milde – und suchte die Schuld mehr bei sich als bei seinen Schützlingen. „Ich mache den Spielern keinen Vorwurf. Wir sind nach langer Zeit endlich einmal wieder zusammengekommen und hatten nur zwei Trainingseinheiten“, so der Isländer. Man habe gesehen, „dass die Dinge, die ich neu einarbeiten wollte, schlechter gelaufen sind als das, was von früher eingespielt war“.



Ex-Recke Kastening mit deutlicher Kritik
Seinem Team fehlte im ersten Pflichtspiel nach 282 Tagen der Rhythmus – und vor leeren Rängen in Düsseldorf gerade in den schweren Phasen auch die Unterstützung der Fans. „Die hätten sicher geholfen“, sagte Finn Lemke, „aber das darf nicht als Ausrede gelten.“ Ex-Recke und Dreifachtorschütze Timo Kastening drückte es etwas drastischer aus: „Das war nichts. Es war eine Art Lähmung in der Mannschaft. Wir sind froh, dass wir am Ende trotz der trostlosen Kulisse noch zwei Punkte geholt haben.“
Recke Fabian Böhm (31) spielte etwa 20 Minuten in der ersten Halbzeit – und reiste am Freitag ebenso wie Moritz Preuss und Torwart Silvio Heinevetter auch schon wieder ab. Gislason tauscht im Kader ein wenig durch. Till Klimpke und Paul Drux rücken ins Team. Die Wechsel „haben nichts mit den Leistungen zu tun. Wir wollen die Belastungen verteilen“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer.
Böhm zeigt Verständnis für frühzeitige Heimreise
Gislason hatte die Pause für Böhm „vorher abgesprochen“, bestätigte der Recken-Kapitän. „Ich verstehe und akzeptiere das. Er hat mir gesagt, dass er mir vertraut und weiß, was er an mir hat und was er bei mir kriegt“, erklärt Böhm. Hintergrund: Gislason will dem jungen Sebastian Heymann (22/Göppingen) eine Chance und mehr Spielzeit geben