Es war keine Wutrede à la Giovanni Trapattoni, dem ehemaligen Bayern-Trainer, die André Breitenreiter vor dem Spiel in Frankfurt vom Stapel ließ. Aber der 96-Coach war angefressen und machte deutlich, was ihm im Moment gewaltig gegen den Strich geht. „Wenn man die Themen dieser Woche begutachtet: Wie wird über Hannover 96 berichtet? Da geht es überhaupt nicht um das Sportliche. Deswegen habe ich überhaupt keinen Bock, null Bock, mich mit anderen Themen zu beschäftigen als dem Sport. Gern Fragen zum Spiel, zu der Mannschaft, zur Entwicklung. Aber das Drumherum, da habe ich echt keinen Bock drauf“, polterte Breitenreiter.
Das Fan-Thema und die Eskalation am vergangenen Wochenende im Heimspiel gegen Gladbach presst bei 96 in den Hintergrund, worauf beim Fußball der Fokus liegen sollte: Tore, Punkte, Siege, und – im Falle von Hannover – der Klassenerhalt. Den haben die 96-Profis schon jetzt so gut wie sicher. Trotz der widrigen Umstände, für die Mannschaft und Trainer herzlich wenig können.
"Wir müssten abgeschlagen Letzter sein."
„Wir haben eine Mannschaft, die eine tolle Saison spielt. Wenn man die Gesamtsituation über die ganze Saison betrachtet, dann müssten wir abgeschlagen Letzter sein. Mit ganz großem Abstand und schon heute ohne Chance auf den Klassenerhalt. Ich glaube, in so einer Situation so zu bestehen und die sportliche Leistung abzurufen, ist wirklich bemerkenswert“, so Breitenreiter.
Deutliche Worte des 96-Trainers. Und dennoch: Auch Breitenreiter weiß, dass es auch in der nächsten Woche, vor dem Heimspiel gegen Augsburg, wieder um das brisante Stimmungsthema gehen wird. Zu elementar waren die Vorfälle dafür in den vergangenen Wochen. Freitagabend trifft sich die Fanszene, um über die Reaktion seitens 96 auf die gestellten Minimalforderungen zu diskutieren.
Zitate von André Breitenreiter zum Stimmungs-Boykott bei der 96-Niederlage gegen Gladbach
Auch wenn das überkochende Fan-Thema nicht die Baustelle des Trainers und der Mannschaft ist: Die überragende Arbeit, die Breitenreiter mit seinen Profis Woche für Woche unter diesen Gegebenheiten leistet, ist mehr als bemerkenswert – gerät aber in den Hintergrund. Das weiß auch der Manager. „Unter den Umständen ist das schon eine hohe Kunst. Immer vorneweg zu marschieren, als Cheftrainer. Ich nehme mir heraus, dass ich das bewerten kann. Deswegen ist es schade, dass es nicht die Beachtung findet, die stattfinden sollte“, so Horst Heldt.
Der Manager hofft indes weiterhin auf eine Lösung der Fan-Problematik. „Wir sind verpflichtet, diese Situation zu lösen. Aber es ist komplex und nicht einfach. Es gibt kein Patentrezept, das man aus der Schublade holt und sagt: So muss ich vorgehen, und dann hat man alles gelöst. Das ist nicht so einfach. Aber man muss sich der Situation stellen und versuchen, die Aufgabe zu lösen. Und das haben wir auch vor“, betonte der Manager gestern erneut.
"Nicht an Spekualtionen beteiligen."
Während Heldt die Fan-Problematik lösen will, wollen immer mehr Clubs Heldt. Im vergangenen Jahr der 1. FC Köln, Wolfsburg denkt über den 96-Manager nach und jetzt auch angeblich der Hamburger SV. „Ich kann dazu nichts sagen, weil mir davon nichts bekannt ist und weil ich gerade auch andere Themen habe, die viel wichtiger sind. Ich möchte gerne meinen Job hier gut machen – das ist mein vordringliches Ziel, und an Spekulationen kann und möchte ich mich auch nicht beteiligen“, so Heldt.
Das sind die Fan-Reaktionen auf den Stimmungsboykott bei Hannover 96:



Nun soll zunächst die Partie in Frankfurt im Fokus stehen. „Wir haben Großes vor und wollen punkten“, so Breitenreiter. Damit es zumindest am Sonnabend um das Wesentliche geht: um Fußball.
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