Wenn am Mittwoch der neue deutsche Fußballgipfel G15 tagt, ist Hannover 96 nicht dabei. Auf Einladung von Bayern Münchens Boss Karl-Heinz Rummenigge treffen sich Vertreter von 14 Erstligisten. Dazu kommt als einziger Zweitligist der Hamburger SV.
Nicht eingeladen sind die Bundesligisten Mainz, Bielefeld, Stuttgart sowie Augsburg. Und es fehlt eben auch 96, eigentlich ein Traditionsklub mit Erstliga-Ambitionen, wie auch Nürnberg. „Das stört mich gar nicht“, sagt 96-Chef Martin Kind zur Nichtberücksichtigung und relativiert: „Der HSV ist noch mal eine bekanntere Fußballmarke als wir.“



Dennoch betreffen die zu besprechenden Themen auch 96. „Es kann von Vorteil sein, nicht so viele Klubs eingeladen zu haben, um im kleineren Rahmen zu schauen, wie die Vorschläge aufgenommen werden“, erklärt sich der 96-Chef die Grüppchenbildung. Betroffen sind ja alle 36 Vereine der 1. und 2. Liga.
„Vom Grundsatz ist es gut, dass Bayern mit Rummenigge die Initiative ergriffen und Verantwortung übernommen hat“, meint Kind zu der Veranstaltung, „der Fußball steckt in einer kritischen Phase, da ist es notwendig, eine klare Strategie zu entwickeln.“
TV-Geld als Rettungsanker
Dass das Quartett um Mainz nicht erwünscht ist, liegt offensichtlich an dessen Position in der Debatte um den neuen Verteilerschlüssel für die Fernsehgelder. Die vier Klubs plädieren für eine gleichmäßigere Ausschüttung und eine Umverteilung ab der nächsten Saison. Etwa 1,3 Milliarden Euro werden ausgeschüttet, etwas weniger als in dieser Saison. Aktuell bekommen die Bayern etwa das Vierfache von dem TV-Geld, das Aufsteiger Bielefeld kassiert.
Die Corona-Krise zeigt gnadenlos auf, dass die meisten Klubs aus 1. und 2. Liga von der Hand in den Mund leben. Das TV-Geld ist der Rettungsanker, ohne den schon viele Klubs untergegangen wären. So überrascht es nicht, dass sich kleinere Vereine künftig ein größeres Stück vom Kuchen schnappen wollen.
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Kind aber nicht: „Man kann über verschiedene Modelle diskutieren, aber ich bin grundsätzlich für eine leistungsbezogene Verteilung der TV-Gelder.“ Für den 96-Boss gilt weiter: „Wir brauchen international erfolgreiche Vereine wie Bayern und Dortmund“.
Zweites Thema auf der G-15-Tagesordnung wird die Suche nach dem Nachfolger für DFL-Geschäftsführer Christian Seifert sein, der in eineinhalb Jahren aufhört. „Sehr gespannt“ ist Kind, wie die „wichtige Weichenstellung“ aussehen soll. Seine Vorstellung: „Es wäre unglücklich, wenn jemand aus dem System Fußball berufen würde.“ Peter Peters, beim Fast-Pleite-Klub Schalke bis vor Kurzem für Finanzen zuständig, wäre so ein häufig genannter Systemkandidat. „Kreative, neue Vorschläge“ erhofft sich der 96-Chef dazu von dem G-15-Gipfel.