Das launige Video
Die Einwechslung des seit Dezember verletzten Niclas Füllkrug endete im Stimmungs-Desaster. Mit Füllkrug und Ihlas Bebou hätte Hannover 96 wesentlich bessere Chancen auf die Rettung gehabt. "Fülle" trägt keine Hauptschuld am Abstieg. Aber der Wechsel nach Bremen (6,3 Millionen Euro) und das von Werder veröffentlichte launige Video ("Butter bei die Fische") mitten im Abstiegskampf vergiftete die Stimmung.
Dabei hatte Füllkrug bei den Antworten selbst auf provokante Fragen nichts Provokantes geantwortet. Als er die Wahl hatte, sich zwischen den Städten Bremen oder Hannover zu entscheiden, wählte er beispielsweise Hannover. Er fühlte sich auch während des Gesprächs sichtlich unwohl ("Hey, ihr macht nur Ärger mit dem Interview"). Der Fehler war, das Interview überhaupt zu dem Zeitpunkt zu führen. Nun ist die Frage: Warum wechselte 96-Trainer Thomas Doll den Stürmer dann überhaupt ein? Denn Bundesliga-fit war Füllkrug nach nur zwei kompletten Trainingseinheiten noch nicht. Funktionäre von Werder Bremen sollen den Verdacht geäußert haben, 96 habe seinen Spieler sogar mit voller Absicht ins Pfeifkonzert geschickt.

Der seltsame Verdacht
"Bei Werder, so war nach dem dem 1:0-Sieg gegen Hoffenheim zu hören, besteht daher schon der Verdacht, dass der 26-Jährige vorgeführt werden sollte", berichtet die "Deichstube", das Internetportal der Kreiszeitung. Nach Info des SPORTBUZZER kommt dieser Verdacht aus der Führungsetage der Bremer. Zitieren lässt sich damit niemand. Füllkrug vorführen? Das wäre mindestens eine seltsame Sichtweise, zumal Werder selbst seinen neuen Spieler mit dem Interview kurz nach der Verpflichtung vorgeführt hatte, während Hannover 96 noch im Abstiegskampf um die Erstliga-Existenz kämpfte. Sowohl 96 als auch Füllkrugs Berater hatten sich nachher bei den Bremern beschwert. Werder entschuldigte sich im Nachgang. Aber das Video war in der Welt, der Ruf des Ricklingers angekratzter, als es der Spieler und der 96-Trainer Thomas Doll wahrhaben wollten.


Die unnötige Einwechslung
Doll hatte Füllkrug "etwas Gutes tun wollen", hieß es bei 96 intern. Das bestätigte der Trainer auch nach dem Spiel. „Fülle hat sich bereiterklärt, hier noch mal dabei zu sein. Der wusste ja, was auf ihn zukommt. Der wollte sich verabschieden, von seinem Publikum, er ist nicht durch die Hintertür rausgegangen, er wusste, dass er nicht Standing Ovations bekommt“, so der 96-Trainer. „Und ist das nicht großartig, wenn sich so ein junger Kerl noch mal zeigt, weil er den Verein lieben gelernt hat?“
Bilder zum Spiel Hannover 96 gegen SC Freiburg
Bei allem guten Willen: Füllkrugs Einwechslung wäre nicht nötig gewesen - sie folgte auf die Fehleinschätzung der Stimmungslage. In den letzten Minuten hätte 96 besser Florent Muslija für den erschöpften Edgar Prib eingewechselt, stimmungsneutral, mit Zukunft bei 96 und zumindest ein paar Minuten mehr Spielpraxis. Und Prib hätte zudem seinen verdienten Applaus bekommen für seine Leistung. Füllkrugs Torgefahr hatte 96 bei der 3:0-Führung gegen Freiburg jedenfalls ebensowenig gebraucht wie das Pfeifkonzert und die Anti-Bremen-Gesänge bei und nach der Einwechslung.
Der geräuschlose Wechsel
Übrigens hatte es ein ehemaliger 96-Stürmer vorgemacht, wie man aus Hannover zum Rivalen nach Bremen wechseln kann, ohne dass es Stress gibt. Martin Harnik verabschiedete sich vor einem Jahr mit einer Videobotschaft aus 96-Sicht von den Fans. Sein Wechsel verlief anschließend viel geräuschloser als der der von Füllkrug.
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