13. Mai 2019 / 10:21 Uhr

Hannover 96: Bremer Verdacht um das Stimmungs-Desaster bei Füllkrug

Hannover 96: Bremer Verdacht um das Stimmungs-Desaster bei Füllkrug

Dirk Tietenberg
Hannoversche Allgemeine / Neue Presse
Nachdenklich: Nilcas Füllkrug (Mitte) wirkt in sich gekehrt beim Abschied vor der Nordkurve, wo die Fans ihn zuvor ausgepfiffen hatten. Er ging dennoch anschließend zum Zaun und klatschte mit Fans ab.
Nachdenklich: Nilcas Füllkrug (Mitte) wirkt in sich gekehrt beim Abschied vor der Nordkurve, wo die Fans ihn zuvor ausgepfiffen hatten. Er ging dennoch anschließend zum Zaun und klatschte mit Fans ab. © Florian Petrow
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Bei der Einwechslung und bei Ballkontakten wurde Niclas Füllkrug gegen Freiburg lautstark ausgepfiffen. Die Fans nehmen ihm die Umstände des Wechsels nach Bremen übel. War 96 zu naiv? Bremer Funktionäre sollen nach einem Bericht den Verdacht geäußert haben, dass 96 den Stürmer nur vorführen wollte.

Das launige Video

Die Einwechslung des seit Dezember verletzten Niclas Füllkrug endete im Stimmungs-Desaster. Mit Füllkrug und Ihlas Bebou hätte Hannover 96 wesentlich bessere Chancen auf die Rettung gehabt. "Fülle" trägt keine Hauptschuld am Abstieg. Aber der Wechsel nach Bremen (6,3 Millionen Euro) und das von Werder veröffentlichte launige Video ("Butter bei die Fische") mitten im Abstiegskampf vergiftete die Stimmung.

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Dabei hatte Füllkrug bei den Antworten selbst auf provokante Fragen nichts Provokantes geantwortet. Als er die Wahl hatte, sich zwischen den Städten Bremen oder Hannover zu entscheiden, wählte er beispielsweise Hannover. Er fühlte sich auch während des Gesprächs sichtlich unwohl ("Hey, ihr macht nur Ärger mit dem Interview"). Der Fehler war, das Interview überhaupt zu dem Zeitpunkt zu führen. Nun ist die Frage: Warum wechselte 96-Trainer Thomas Doll den Stürmer dann überhaupt ein? Denn Bundesliga-fit war Füllkrug nach nur zwei kompletten Trainingseinheiten noch nicht. Funktionäre von Werder Bremen sollen den Verdacht geäußert haben, 96 habe seinen Spieler sogar mit voller Absicht ins Pfeifkonzert geschickt.

Die Einwechslung: Niclas Füllkrug kam gegen Freiburg in der 86. Minute für Edgar Prib. Es war kein schönes Comeback für den Derbyhelden nach der Knie-OP und den fünf Monaten Pause.
Die Einwechslung: Niclas Füllkrug kam gegen Freiburg in der 86. Minute für Edgar Prib. Es war kein schönes Comeback für den Derbyhelden nach der Knie-OP und den fünf Monaten Pause. © Florian Petrow

Der seltsame Verdacht

"Bei Werder, so war nach dem dem 1:0-Sieg gegen Hoffenheim zu hören, besteht daher schon der Verdacht, dass der 26-Jährige vorgeführt werden sollte", berichtet die "Deichstube", das Internetportal der Kreiszeitung. Nach Info des SPORTBUZZER kommt dieser Verdacht aus der Führungsetage der Bremer. Zitieren lässt sich damit niemand. Füllkrug vorführen? Das wäre mindestens eine seltsame Sichtweise, zumal Werder selbst seinen neuen Spieler mit dem Interview kurz nach der Verpflichtung vorgeführt hatte, während Hannover 96 noch im Abstiegskampf um die Erstliga-Existenz kämpfte. Sowohl 96 als auch Füllkrugs Berater hatten sich nachher bei den Bremern beschwert. Werder entschuldigte sich im Nachgang. Aber das Video war in der Welt, der Ruf des Ricklingers angekratzter, als es der Spieler und der 96-Trainer Thomas Doll wahrhaben wollten.

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Die unnötige Einwechslung

Doll hatte Füllkrug "etwas Gutes tun wollen", hieß es bei 96 intern. Das bestätigte der Trainer auch nach dem Spiel. „Fülle hat sich bereiterklärt, hier noch mal dabei zu sein. Der wusste ja, was auf ihn zukommt. Der wollte sich verabschieden, von seinem Publikum, er ist nicht durch die Hintertür rausgegangen, er wusste, dass er nicht Standing Ovations bekommt“, so der 96-Trainer. „Und ist das nicht großartig, wenn sich so ein junger Kerl noch mal zeigt, weil er den Verein lieben gelernt hat?“

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Linton Maina hat nach dem besiegelten 96-Abstieg Tränen in den Augen, Kapitän Marvin Bakalorz tröstet ihn. Zur Galerie
Linton Maina hat nach dem besiegelten 96-Abstieg Tränen in den Augen, Kapitän Marvin Bakalorz tröstet ihn. ©

Bei allem guten Willen: Füllkrugs Einwechslung wäre nicht nötig gewesen - sie folgte auf die Fehleinschätzung der Stimmungslage. In den letzten Minuten hätte 96 besser Florent Muslija für den erschöpften Edgar Prib eingewechselt, stimmungsneutral, mit Zukunft bei 96 und zumindest ein paar Minuten mehr Spielpraxis. Und Prib hätte zudem seinen verdienten Applaus bekommen für seine Leistung. Füllkrugs Torgefahr hatte 96 bei der 3:0-Führung gegen Freiburg jedenfalls ebensowenig gebraucht wie das Pfeifkonzert und die Anti-Bremen-Gesänge bei und nach der Einwechslung.

Der geräuschlose Wechsel

Übrigens hatte es ein ehemaliger 96-Stürmer vorgemacht, wie man aus Hannover zum Rivalen nach Bremen wechseln kann, ohne dass es Stress gibt. Martin Harnik verabschiedete sich vor einem Jahr mit einer Videobotschaft aus 96-Sicht von den Fans. Sein Wechsel verlief anschließend viel geräuschloser als der der von Füllkrug.

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