Ekici ist zwar weg, aber nur, weil 96 beschlossen hat, ihm keinen Vertrag zu geben. Man habe „interne Gespräche geführt und eine gemeinsame Entscheidung getroffen“, erklärt 96-Chef Martin Kind.
Mit dieser Aussage baut Kind dem Trainer eine goldene Brücke. Denn tatsächlich ging es sowohl Kind als auch Sportchef Gerhard Zuber bei dem kleinen Gipfel darum, Kocak zu überzeugen, die Verpflichtung Ekicis nicht weiter voranzutreiben.
Das ist der Spielplan von Hannover 96 in der Saison 2020/21 der 2. Bundesliga:
Auf der PK gibt es noch Lob von Kocak
Dazu liefert der Termin des 96-Tweets am Nachmittag deutliche Hinweise. Bei der Pressekonferenz um 11 Uhr hatte Kocak noch um Ekici geworben. Er sei „ein sehr erfahrener Spieler, der sich sehr gut in die Truppe integriert hat“. Und weiter: „Technisch sehr versiert, kann sehr gut in den Halbräumen spielen, hat sehr gute Abschlüsse“, schwärmte der Coach. Allerdings ohne die Schwächen zu verschweigen. Er könne zwar „seinen Fleiß im Training beurteilen“. Wann aber Ekici die nötige Wettkampfhärte erreicht habe, „sei schwer Pi mal Daumen zu sagen“.
Ekici kann zwar auf eine eindrucksvolle Vita verweisen: Bei den Bayern ausgebildet, in Nürnberg Profi geworden, Leistungsträger in Bremen, zuletzt bei Fenerbahce Istanbul. Er ist aber schon zu lange nicht mehr im Wettkampfmodus. Letztmals spielte er am 27. Juni 2020 für Fenerbahce.
Ekici-Verpflichtung Rückfall in alte Zeiten
Ende November scheiterte ein Transfer zu Drittligist Türkgücü München. Anfang Dezember präsentierte Kocak den Spieler als Trainingsgast und sprach von einer „Win-win-Situation“. 96 habe eine Verstärkung im Training, Ekici könne sich fit halten. Daraus wurden fünf Wochen.
Von Beginn an wurde über Kocaks wahre Motive gerätselt. Je länger Ekici dabei blieb, desto offensichtlicher wurde Plan des Trainers, den Spieler zu verpflichten. Kind und Zuber lehnten das ab. Es wäre ein Rückfall in überstanden geglaubte Zeiten gewesen.



96 will aus Fehlern lernen
Der Beweis sind Ekicis Laktatwerte, die zeigen, wie wenig fit er ist. Als abschreckendes Beispiel aus der letzten Saison dient dazu Dennis Aogo, aus der jetzigen Patrick Twumasi. Beide waren nicht fit, als sie zu 96 kamen. Aogo wurde bald wieder verabschiedet, Twumasi brauchte Monate, um einsatzbereit zu werden.
Bei der Transferanalyse zum Jahresende hatten Kind, Zuber und Kocak betont, aus Fehlern lernen zu wollen. Wie bei Twumasi, der angeblich zwei Monate mit einem Personal-Trainer gearbeitet hatte. Aber auch bei Kocaks Wunschverteidiger Simon Falette, der so lange mit der Zusage zögerte, bis sich alle anderen Optionen in Luft aufgelöst hatten. Letzte Ausfahrt 96.
96 sucht neuen Stürmer
Da nun Ekici auf Weiterreise ist, wird sich Kocak auch von seinem Wunschstürmer Serdar Dursun verabschieden müssen. Der Fall weist Parallelen zu Falette auf. Noch immer hofft der Coach auf den Darmstädter, der aber wohl im Juli ablösefrei zu Union Berlin wechselt.
Der Ausweg: Kocak und Zuber müssen sich auf einen neuen Stürmer einigen. Kind wäre bereit, dafür Geld bereit zu stellen. Und 96 könnte wieder zwitschern.