Die Dramen spielen sich gerade nicht auf dem Rasen ab, sondern in den Ämtern und den Regierungszentralen. Da ist zu sehen, wie die Bundeskanzlerin und ihre Minister die Hand schon fast an der Klinke haben, die die Türen für den Neustart der Bundesliga öffnen. Am Mittwoch soll es soweit sein – falls denn nicht das Virus doch noch zuschlägt.
Neuen Corona-Fälle "werden die Diskussion wieder befeuern"
Und die Gefahr besteht. Alle Mannschaften der 1. und 2. Bundesliga müssen jetzt zum doppelten Corona-Test antreten. Das ist die Voraussetzung, die erfüllt sein muss, damit das Mannschaftstraining beginnen kann. Bei Hannover 96 waren alle Spieler beim ersten Anlauf negativ, am Montag kommt es zum Wiederholungstest. Wenn erneut alle Profis coronafrei sein sollten, hätte die Mannschaft die amtliche Bescheinigung, dass es losgehen könnte.
„Die Testungen sind Teil des DFL-Konzepts, so sollen infizierte Spieler vor der Wiederaufnahme der Partien herausgefiltert werden“, erklärt 96-Profichef Martin Kind. So passiert es dann auch in Köln und wohl auch in Stuttgart. Die neuen Corona-Fälle im Profifußball „werden die Diskussion wieder befeuern“, ahnt Kind, „vor allem bei denjenigen, die ohnehin gegen die Spiele sind.“
Bilder vom Training von Hannover 96 (1. Mai)
Um mögliche Neuansteckungen zu vermeiden und auch die öffentliche Debatte zu entspannen, hat Kind mit Sportchef Gerhard Zuber und Trainer Kenan Kocak einen Notfallplan ausgearbeitet: Die komplette Mannschaft könnte vorsorglich in Quarantäne genommen werden.
„Wir haben das mit Kocak und Zuber gemeinsam thematisiert und sind vom Grundsatz her vorbereitet“, sagt Kind. „Die Mannschaft könnte in ein Hotel ziehen.“
Wahl zwischen Courtyard oder Kokenhof
Mögliche 96-Trutzburgen gegen das Virus sind das Courtyard Hotel am Maschsee – oder der Kokenhof in Großburgwedel. „Die Mannschaft müsste entscheiden, in welches Hotel sie gehen will“, sagt Kind, „beides ist möglich.“ Dem 76-Jährigen gehört der Kokenhof, 96-Gesellschafter Gregor Baum führt das Courtyard.
Beide Hotels sind aufgrund der Corona-Beschränkungen geschlossen, könnten die Spieler aber aufnehmen. „Wir sind da handlungsfähig“, bestätigt Kind.



Das Courtyard hätte den Vorteil der großen Nähe zum Stadion. Kind plädiert auch dafür, das gemeinsame Quartier nicht erst zum ersten Zweitligaspiel zu beziehen, sondern bereits mit dem Beginn des Teamtrainings: „Das wäre nur konsequent.“ Das bedeutet: Sollte die Politik am Mittwoch das Kontakttraining erlauben, könnte die Mannschaft schon im Hotel zusammengezogen werden.
Kind erwartet eine klare Ansage
Nicht jedem Spieler wird das gefallen, wäre aber womöglich notwendig, um die Saison zu Ende zu bringen. Die Profis wären dann etwa sieben Wochen von ihren Familien, Partnern und Kindern getrennt. Gewohnt sind es nur Nationalspieler bei EM oder WM. Ein 96-Trainingslager dauert gewöhnlich keine zwei Wochen. Profis, die sich der Kasernierung verweigern, müssten dennoch damit rechnen, dass ihr Gehalt einbehalten wird.
Noch ist der Umzug in die 96-Trutzburg nur der Notplan, der aber schnell umgesetzt werden könnte, falls die Politik neue Auflagen machen sollte. Am Mittwoch erwartet Kind jedenfalls eine klare Ansage, wann die Tür aufgeht. „Auch im Interesse der Spieler. Die Politiker sollen jetzt was sagen, die Unsicherheit muss beendet werden. Ich sehe nicht, wo es später neue Erkenntnisse geben sollte“, meint der 96-Boss. „Ich hoffe, es ist der 16. oder 23. Mai. Aber wenn es der Juni wird, dann ist es eben so.“