Jetzt crasht auch die Fußballbörse – die Aktien der Vereine in der Corona-Krise sind ja schon seit Tagen nach dem permanenten Schlingerkurs gefallen. Die erste und zweite Liga stellten ihren Betrieb dann auch ein. Nichts geht mehr nach diesem schwarzen Freitag. Für 96-Profichef Martin ist der Sofort-Stopp „eine vernünftige Entscheidung, da gab es für mich keine Alternative“.
Beispiel 96
Bis zuletzt war beim Verband geglaubt worden, dass die Welt zwar stillstehen muss, der Ball aber irgendwie trotzdem weiter rollen kann. 96 ist da nur ein Beispiel. Erst gab es einen Corona-Fall in Timo Hübers. Nach der Bekanntgabe hielt 96-Sportchef Gerhard Zuber am Vorsatz fest, sich aufs Spiel am Sonntag gegen Dresden „ganz normal“ vorzubereiten. Dann der zweite Corona-Fall mit Jannes Horn, dazu die anhaltende Unklarheit, wo er sich angesteckt hat. Es folgte die Quarantäne-Anordnung von Mannschaft und Physiotherapeuten als Kontaktpersonen ersten Grades.
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Wundersamerweise bleibt Trainer Kenan Kocak vom Hausarrest verschont – als angebliche Kontaktperson nur zweiten Grades. „Es gibt wichtigere Dinge als den Fußball“, schrieb Kocak zur 96-Lage. „Wir alle sind in der Pflicht, gegenüber älteren und anfälligen Menschen Rücksicht zu nehmen.“
Weitere Fälle in der Liga
Nach 96 erwischte es den nächsten Verein. Nürnberg – zufällig oder nicht – am vergangenen Freitag 96-Gegner, hat einen Corona-Fall. Fabian Nürnberger, in der 42. Minute eingewechselt, ist infiziert – und seine Mannschaft muss auch für zwei Wochen in Quarantäne.
Kind war bereits am Vortag sicher gewesen, „wir werden nicht die Einzigen bleiben, die betroffen sind“. Vermutlich schlummert in jedem Verein ein Infizierter, sie wissen es nur noch nicht. Zwei Spiele wären damit schon mal an diesem Wochenende ausgefallen. Als Grund, diesen Spieltag abzusagen, reichte es der DFL lange nicht – bis gestern nur wenige Stunden vorm Anpfiff der Freitagspiele der Abpfiff kam.



"Da wären wir nicht wettbewerbsfähig"
Auf der für den kommenden Montag einberufenen außerordentlichen Mitgliederversammlung schlägt die DFL den 36 Profiklubs zudem vor, die Saison bis zum 2. April zu unterbrechen, 96 müsste am 4. April gegen Karlsruhe antreten, Der 96-Profichef rechnet aber vor: „Das wird nicht reichen. Unsere Mannschaft trainiert jetzt 14 Tage nicht und hätte dann nur eine Woche, um das nachzuholen“, sagt Kind.
„Da wären wir nicht wettbewerbsfähig.“ Der 96-Boss will „den Antrag stellen, dass wir mindestens noch eine weitere Woche Vorbereitung bekommen“, und meint: „Da gibt’s noch sehr viele Baustellen.“ Schon gekaute Tickets bleiben für die Nachholtermine gültig.
Mögliche EM-Absage als Lösung
96 wird bei DFL durch Finanzgeschäftsführer Björn Bremer vertreten. „Wir plädieren dafür, die EM abzusagen, um bis Ende Juni Zeit zu haben, die Saison mit Zuschauern zu Ende zu spielen“, erklärt Kind. Die EM soll am 12. Juni beginnen (bis 12. Juli). Allerdings ist der EM-Weg-Plan einer mit vielen Unbekannten, nicht nur, weil unklar ist, wie sich die Corona-Lage entwickelt.
Der 96-Chef befürchtet, dass bei der ebenfalls diskutierten Komplett-Absage der Saison Vereine von Insolvenz bedroht sind, weil TV-Gelder nicht wie geplant fließen werden.
Nicht wie geplant stattfinden wird die für den 30. April einberufene Mitgliederbörse des 96 e.V. – sie ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Stichhaltige Begründung: „Die Gesundheit der Mitglieder hat Priorität.“
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