In der 2. Liga muss 96 damit leben, dass die Mannschaft nahezu vor jeder Begegnung besser gemacht wird, als sie ist. „Da werden wir ja immer zu Favoriten erklärt“, sagt Sportchef Marcus Mann. Gegnerische Trainer warnen dann vor der individuellen Klasse und der großen Qualität des Kaders. Im DFB-Pokal kann 96 am Mittwoch das beliebte und legendäre David-gegen-Goliath-Spiel auch mal aus der Zwergenperspektive angehen. „Gegen Gladbach sind wir sicher mal nicht der Favorit“, sagt Mann, „unsere Chance ist sehr klein.“
Der 96-Manager bastelt am Bild der Gladbacher Riesen. „Sie haben eine Wahnsinnsqualität und einen Kader, mit dem sie ins erste Drittel der Bundesliga gehören“, schwärmt der 37-Jährige. „Sie sind klar besser, als es ihr momentaner Tabellenplatz aussagt.“ Am Mittwoch trifft in der HDI-Arena der Zwölfte der 2. Liga auf den Zwölften der 1. Liga.



Auch für 96-Chef Martin Kind sind die Rollen klar verteilt. Der 77-Jährige hat sich zur Vorbereitung die Partie der Gladbacher am Samstagabend gegen Leverkusen (1:2) komplett und live bei Sky angeschaut. „Mit der Leistung werden sie bei uns gewinnen“, unkt Kind. Er spielt die Bedeutung des Pokalkampfs bewusst herunter. „Wichtiger ist für uns das Spiel am Sonntag gegen Dresden“, meint Kind.
Für 96 geht es um eine Million Euro TV-Geld
Da geht es für 96 um wichtige Punkte gegen den Abstieg: „Entsprechend entspannt und ohne Druck kann die Mannschaft gegen Gladbach ins Spiel gehen.“ Das ist anders als zuletzt in Rostock, als der Druck des Gewinnenmüssens die Mannschaft vermutlich über weite Strecken gelähmt hat. Dass es für 96 und die Spieler um viel Geld geht, soll auch nicht im Vordergrund stehen. Die Mannschaft kann sich mit einem Sieg eine Prämie von 250 000 Euro verdienen. 96 würde bei einem Weiterkommen ins Viertelfinale eine Million Euro an TV-Geld kassieren.
Kleinmachen heißt allerdings nicht aufgeben. „Gewinnen wäre super“, sagt Kind nämlich auch, „mit voller Motivation kann die Mannschaft über die Mentalität kommen. Und wenn alles passt, kann die Überraschung gelingen.“
Christoph Dabrowski entwirft den Schlachtplan fürs Achtelfinale. „Körperlich sind alle Spieler in der Lage, eine englische Woche zu bewältigen“, sagt der 96-Trainer. Er fordert von seinen Mannen, „mutig und aktiv“ zu sein: „Wir haben nichts zu verlieren gegen eine Mannschaft, die in der Bundesliga im oberen Regal steht.“
DFB-Pokal: So weit kam Hannover 96 in den vergangenen 16 Jahren
Dabrowski sieht Gladbach auch als Mannschaft, „die extreme Schwankungen hat“. 5:0 im Pokal gegen die Bayern, 0:6 in der Liga gegen Freiburg – die Ergebnisse belegen die Behauptung. Deshalb hofft der 96-Trainer auf die Chance des Kleinen, den Großen „an einem Tag zu erwischen, an dem wir ihn greifen können“.
Auch Mann, der 2020 mit dem damaligen Viertligisten Saarbrücken das Halbfinale erreichte, weiß, wie man Pokalmärchen schreibt. „Sie haben ihre Probleme, aber auf Bundesliga-Niveau“, sagt er, „wir werden versuchen, das auszunutzen. Der Größere hat immer mehr zu verlieren.“ Umso mehr, als der Pokal für die Gladbacher nach dem Absturz in der Liga große Bedeutung hat.
Und der 96-David weiß: Es ist schlau, den Goliath zu bauchpinseln und in seiner Größe zu bestärken – um ihn umso leichter packen zu können.
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